Mehr Gründungen als 2019 Sparkasse Köln-Bonn will Existenzgründer stärker unterstützen

Bonn · Die Sparkasse Köln-Bonn sieht gerade in der Krise Chancen und ein wachsendes Interesse qualifizierter Gründungswilliger. Das Kreditvolumen wächst um eine Milliarde auf mehr als 13 Milliarden Euro.

 Die Sparkasse Köln-Bonn sieht ein verstärktes Interesse von Existenzgründern aus der Region.

Die Sparkasse Köln-Bonn sieht ein verstärktes Interesse von Existenzgründern aus der Region.

Foto: picture alliance / dpa/Oliver Berg

Uwe Borges ist im April aus Brandenburg als Sparkassen-Vorstand für das Geschäft mit Firmenkunden nach Köln gewechselt. Vielleicht schielt der 57-Jährige auch deshalb noch gerne in Richtung Spree. Mit ihrem Engagement für die Kölner und Bonner Start-up-Szene wolle die Sparkasse Köln-Bonn künftig sogar Berlin „Dampf im Kessel machen“, sagt Borges in einer Videoschalte mit Journalisten. Neben der Hauptstadt sollen beide Städte zur Gründermetropole Deutschlands aufsteigen.

Die Voraussetzungen sind trotz der Corona-Krise gut, beobachtet das kommunale Geldinstitut. Im eigenen Gründer-Center seien in diesem Jahr mit einem Kreditvolumen bereits 550 Gründungen begleitet worden – und damit sogar zehn Prozent mehr als 2019. Nach 550 neuen Jobs im vergangenen Jahr seien 2020 bis Mitte November über 800 Arbeitsplätze vor allem im Dienstleistungssektor geschaffen worden, berichtet Gründer-Center-Chef Andreas Brünjes. Dabei handele es sich nicht um Gründungen aus Not. Vielmehr biete die Krise vielen Jung-Unternehmern strategische Vorteile. „Es sind Ladenlokale in Top-Lagen verfügbar, von denen ein Gründer früher nur geträumt hätte“, erläutert Brünjes. Hygienekonzepte könnten gleich mit geplant und niedrige Umsatzerwartungen nach dem Ende der Einschränkungen dann schnell übertroffen werden. Auch ein Start ohne finanzielle Altlasten biete Ellenbogenfreiheit gegenüber am Markt etablierten Unternehmen. Viele Branchen wie der Lebensmittelhandel oder die meisten Handwerker hätten zudem unter der Krise kaum gelitten oder wie der ganze IT-Bereich sogar deutlich davon profitiert.

Neuer Venture-Capital-Fonds

Das Gründer-Center mit drei Standorten in der Kölner City, in Deutz und in Bonn sieht sich als Unternehmensberatung für Einsteiger mit angeschlossenen Finanzdienstleistungen. Allerdings habe man die Phase vor dem ersten sicheren Auftrag bislang nicht begleitet, räumt Borges ein. Diese Lücke soll jetzt ein Venture-Capital-Fonds schließen, den die Sparkasse Köln-Bonn mit ihren Schwester-Instituten in Düsseldorf und der Kreissparkasse Köln zusammen mit dem Land aufgelegt hat. 30 Millionen Euro Investoren-Gelder seien bereits eingezahlt.

Allen kleineren Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 50 000 bis zu einer halben Million Euro kommt die Sparkasse seit einem Jahr weiter entgegen. Gerade rechtzeitig vor Beginn der Pandemie hat sie im Dezember 2019 ihr Business-Center gegründet. Statt von einem Allrounder in der zuständigen Filiale betreuen darin von zwei Standorten in Köln und Bonn aus Anfragen aus diesem Kundenkreis telefonisch oder per E-Mail. Die meisten Kunden wollten nicht online handeln, sondern ihre Angelegenheiten am Telefon regeln, begründet Borges dieses Angebot. Im Business-Center sei ein Berater montags bis freitags zwischen 8 und 18 Uhr in 80 Prozent der Fälle innerhalb von 20 Sekunden erreichbar, zieht dessen Leiter Frank Klingsporn eine erste Bilanz. 60 000 Mails und 100 000 Anrufe habe man bearbeitet und damit 20 000 Firmen betreut. Dabei standen Konto-Eröffnungen und Geschäftskredite im Vordergrund. Solche Geschäfte würden nun binnen Minuten abschließend abgewickelt und die Unterlagen ins elektronische Postfach der Kunden eingestellt. Die Video-Authentifizierung über einen Dienstleister ersetze dabei den persönlichen Gang in die Filiale.

Liquiditätshilfen über KfW

„Wir wollen im Geschäftskunden-Segment wachsen“, betont Uwe Borges. Deshalb bietet die Sparkasse jetzt auch größeren Unternehmen mit einem Umsatz bis 2,5 Millionen Euro eine Service-Abwicklung über das Business-Center an. Das Kreditvolumen werde in diesem Jahr damit um eine Milliarde auf mehr als 13 Milliarden Euro zulegen. Das Neugeschäft sei bis Oktober um zwei Milliarden Euro gewachsen. Darin enthalten sind allerdings Corona-Liquiditätshilfen der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) in Höhe von rund 600 Millionen Euro, die die Sparkasse als Kredite ausgegeben hat.

Um die Wirtschaftsstruktur mit vielen Solo-Unternehmern und Familienbetrieben zu fördern, unterstützt die Sparkasse Köln-Bonn in Köln den neuen Veedel-Dachverband Vedell(i)eben nicht nur als wichtiger Sponsor. Jedem der 60 Veedel soll ein Firmenkundenbetreuer beratend zur Seite stehen. Borges sagte, in Bonn sei man mit den Gewerbevereinen in Bad Godesberg, Beuel, Duisdorf und der City in Gesprächen für ein ähnliches Projekt.

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