Gamescom in Köln Spielebranche will Förderung Spielebranche sucht auf Gamescam in Köln Diskussion mit Politik

Köln · Deutschland hinkt anderen Ländern in der Entwicklung von Computer- und Videospielen hinterher. Auf der Gamescom in Köln, die nächste Woche beginnt, sucht die Branche auch die Diskussion mit Politikern. Die Forderung: Mehr Unterstützung für deutsche Unternehmen.

 In der virtuellen Realität unterwegs: Besucher der Computerspiel-Messe Gamescom.

In der virtuellen Realität unterwegs: Besucher der Computerspiel-Messe Gamescom.

Foto: dpa

Wer an Computerspiele und Zocken denkt, hat meist einen 16-jährigen Teenager vor Augen – eher männlich. Der Realität entspricht dieses Bild schon lange nicht mehr. Diejenigen, die sich für neue Technologien, Apps, Spielekonsolen und E-Sports interessieren, werden im Schnitt immer weiblicher und älter, wie die Zahlen des Verbands der Deutschen Gamesbranche „Game“ belegen. Vor allem die über 50-Jährigen finden zunehmend einen Zugang zum Spielen. „Das Durchschnittsalter liegt mittlerweile bei über 36 Jahren“, erklärt Felix Frank, Geschäftsführer des Verbands am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Köln. Der Anteil weiblicher Gamer mache außerdem inzwischen fast die Hälfte aller Spieler in Deutschland aus. Wenige Tage bevor die weltgrößte Spielemesse Gamescom in Köln beginnt, legt der Verband gemeinsam mit der Geschäftsführung der Kölnmesse aktuelle Zahlen vor und will auch Probleme ansprechen, die die Branche aus seiner Sicht in Deutschland hat.

Der Markt in Deutschland wachse zwar stark – im ersten Halbjahr dieses Jahres stieg der Umsatz mit Computer- und Videospielen um 17 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. Damit habe sich das Wachstumstempo weiter erhöht. Deutschland verteidige weiter Platz fünf der größten Spielemärkte der Welt. Einer der größten Wachstumstreiber seien Spiele-Apps für Smartphones und Tablets. Es gebe allerdings eine „enttäuschende Schere“, so Frank: Während der Markt hierzulande boomt, sinkt der Umsatz, der durch deutsche Spieleentwicklungen erzielt wird. Mit anderen Worten: Diejenigen, die vom deutschen Markt profitieren, sind derzeit andere Länder.

Die Gründe aus Sicht des Verbands sind eindeutig; Frankreich oder Kanada etwa hätten enorme Vorteile, weil die Entwicklerbranche dort vielmehr gefördert würde. Deshalb sei Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig. Zahlen, die Frank bereits früher genannt hatte, zeigen wie intensiv die Spieleentwicklung ist: An einem Blockbuster arbeiten 200 oder mehr Entwickler über mehrere Jahre. „Wir müssen die Ausgangsbedingungen für Entwickler verbessern“, so Frank am Mittwoch in Köln.

Förderung in Deutschland ist nicht unrealistisch

Aber nicht nur wegen der Finanzierung hinke Deutschland hinterher. Probleme seien auch der schleichende Breitbandausbau und fehlende Fachkräfte. Ebenfalls ein deutliches Beispiel: Obwohl Kanada weniger als halb so viele Einwohner hat wie Deutschland, arbeiten dort mehr als doppelt so viele Beschäftigte in der Computerspielbranche. In Deutschland sind es laut Verband 11 705 Menschen bei 524 Unternehmen, die mit der Entwicklung und dem Vertrieb von Computer- und Videospielen beschäftigt sind.

Ein Lichtblick für Falk: Die Förderung in Deutschland ist nicht unrealistisch, sondern bereits im Koalitionsvertrag verankert. Soweit der politische Hintergrund der Gamescom. Dieser soll auch in der kommenden Woche mit Vertretern verschiedener Parteien auf der Messe diskutiert werden, zu der 1035 Aussteller erwartet werden – ein neuer Rekord zum zehnjährigen Jubiläum der Veranstaltung. Im ersten Jahr der Messe waren es gerade mal 458. „Seit dem Start am Standort Köln ist die Gamescom kontinuierlich bei Aussteller- und Besucherzahlen gewachsen“, erklärt Geschäftsführerin der Kölnmesse, Katharina Hamma am Dienstag. Ihr Part ist in jedem Jahr der positivere: Immer neue Rekorde, immer neue Attraktionen.

Dabei geht es längst nicht mehr nur um Neuheiten der Spieleindustrie. Die Messe bietet Entwicklung und Unternehmen auch eine Kommunikationsplattform, auf der auch Facebook und Amazon vertreten sind. Hamma kündigte an, die Besuchertickets für Samstag und Sonntag seien im Vorverkauf bereits ausverkauft. Kontingente gebe es noch für Mittwoch und Donnerstag. Die Messe beginnt Dienstag mit einem Fachbesuchertag, ab Mittwoch ist sie für Besucher geöffnet.

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