Stadtwerke Bonn: Heizkraftwerk wird teurer

Wegen der rechtswidrigen Auftragsvergabe eines großen Bauabschnitts und den damit verbundenen Verzögerungen wird der Umbau des Bonner Heizkraftwerks Nord für die Stadtwerke Bonn teurer als geplant.

Stadtwerke Bonn: Heizkraftwerk wird teurer
Foto: Volker Lannert

Bonn. Wegen der rechtswidrigen Auftragsvergabe eines großen Bauabschnitts und den damit verbundenen Verzögerungen wird der Umbau des Bonner Heizkraftwerks Nord für die Stadtwerke Bonn (SWB) teurer als geplant.

Wie Peter Weckenbrock, Geschäftsführer von SWB Energie und Wasser am Donnerstag dem General-Anzeiger bestätigte, rechnet das Unternehmen jetzt mit Baukosten von 82,6 Millionen Euro, 2,6 Millionen mehr als ursprünglich vorgesehen. Auch zeitlich wird es knapp. Gleichzeitig gab Weckenbrock einen Rekordgewinn aus dem Verkauf von Energie und Wasser für das vergangene Jahr bekannt.

"Wir sind am äußeren Ende des Planungsfensters. Es darf jetzt nicht noch mehr passieren", sagte Weckenbrock zu den Baufortschritten am Heizkraftwerk. Bei der Ausschreibung eines großen Bauabschnitts hatte ein Bauunternehmen gegen die Vergabe an einen Konkurrenten vor der Vergabekammer in Köln geklagt.

Die Prüfer hatten dem Unternehmen Recht gegeben und die Ausschreibung für rechtswidrig erklärt. Die SWB hatten das Bauunternehmen daraufhin am Bau beteiligt. Daraus allein entstanden Mehrkosten von 400 000 Euro. Wegen der rechtlichen Auseinandersetzungen ist der Bau mittlerweile um rund vier Monate in Verzug.

Dadurch fallen jetzt laut SWB zusätzliche Kosten etwa für zwischenzeitliche Lohnerhöhungen sowie Lagerung und Konservierung bereits fertiger Kraftwerkskomponenten an, die noch nicht eingebaut werden können. Unter anderem lagern in Bornheim die Turbine und der Generator für das Kraftwerk. Die SWB kalkulieren zusammen knapp 1,9 Millionen Euro an Mehrkosten.

Bei den Finanzierungskosten für das Kraftwerk sieht Weckenbrock hingegen Entlastung. Statt erwarteter Kreditzinsen von 6,5 Prozent müsse die SWB nur vier Prozent bezahlen. Der Bau wird zu 38 Prozent aus Eigenkapital finanziert. Zeitlich stehen die Stadtwerke unter Druck, weil zum Jahresende die Stromerzeugung im Heizkraftwerk Süd abgeschaltet werden muss.

Die Anlage dort entspricht nicht mehr den Bestimmungen zum Umweltschutz. Als böse Überraschung bezeichnete Weckenbrock Altlasten auf dem Gelände, die für rund 1,4 Millionen Euro beseitigt werden mussten. Unter den alten Kühltürmen seien zwei Teergruben entdeckt worden, die aufwendig hätten entsorgt werden müssen. "Dort konnten wir zuvor keine Bodenproben entnehmen", sagte der SWB-Manager.

Aus den Pannen bei der Auftragsvergabe habe man Lehren gezogen und die internen Abläufe verbessert, sagte Weckenbrock. Das Bauprojekt werde laufend auch von einem externen Anwalt überwacht. "Uns ist bewusst, dass bei diesem Projekt eine Historie zu berücksichtigen ist", sagte Weckenbrock und verwies damit indirekt auf den Schmiergeld-Skandal um den früheren Stadtwerke-chef Reiner Schreiber.

Nach GA-Informationen hat sich auch die Bonner Staatsanwaltschaft mit den Vorgängen um die rechtswidrige Auftragsvergabe befasst. Sie sieht aber derzeit keinen Anlass für die Aufnahme von Ermittlungen. Im vergangenen Jahr haben die Stadtwerke aus dem Verkauf von Energie und Wasser einen Gewinn von 48 Millionen Euro erzielt, gut zehn Millionen mehr als im Vorjahr.

"Das ist das beste Ergebnis unserer Geschichte", sagte Weckenbrock. Es resultiert allerdings auch daraus, dass die Stadtwerke hohe Rückstellungen für Prozessrisiken auflösen konnten. Für das laufende Jahr rechnet Weckenbrock wegen des Umbaus mit knapp 36 Millionen Euro Gewinn.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Viel Potenzial bei Ungelernten
Kommentar zur Arbeitslosenquote Viel Potenzial bei Ungelernten
Zum Thema
Neue Ideenschmiede am Bonner Bogen
Baubeginn für das Innovation Greenhouse in Beuel Neue Ideenschmiede am Bonner Bogen
Aus dem Ressort