Billiges Öl Stadtwerke: Gas könnte für Bonner günstiger werden

Bonn · Von solchen Rabatten träumen Kunden: Um rund 70 Prozent ist der Ölpreis in den vergangenen 18 Monaten gesunken. Doch in vielen Branchen profitieren von dem Preissturz vor allem die Unternehmen, in deren Preiskalkulation das Öl eine große Rolle spielt.

Ihre Kunden sparen nach Einschätzung von Verbraucherschützern zu wenig, zu spät oder gar nicht. „Wir gehen davon aus, dass viele Unternehmen Gewinne durch den niedrigen Ölpreis einfach einbehalten“, sagt Niels-Sönnik Schnoor vom Verbraucherzentrale Bundesverband. Vor allem bei Kraft- und Heizstoffen mussten die Kunden tiefer als nötig in die Tasche greifen, hatten die Verbraucherschützer schon im vergangenen Jahr in einer Studie ermittelt.

Gerade die Branchen, die bei steigenden Ölpreisen prompt ihre Kunden zur Kasse bitten, zeigen sich heute eher zögerlich. Beispiel Flugtickets: 2004 ließ sich die Lufthansa erstmals über einen Kerosinzuschlag den damals teuren Treibstoff von den Passagieren subventionieren. Heute heißt der Kerosinzuschlag auf der Rechnung zwar „international surcharge“. Doch in dem Zuschlag verberge sich weiterhin ein Anteil für Treibstoff, räumte ein Konzernsprecher gestern ein.

Die Kerosinkosten, nach dem Personal zweitgrößter Posten im Budget der Lufthansa, seien zum Teil durch langfristige Verträge preislich gebunden. „Wir kaufen derzeit teurer ein als wir zu Marktpreisen müssten“, so der Sprecher. Außerdem regelten sich die Ticketpreise allein nach Marktmechanismen. „Am Ende steht für den Verbraucher ein Preis, und da ist es eher unerheblich, wie dieser sich zusammensetzt.“ Ob die Flüge mit Lufthansa im vergangenen Jahr im Schnitt billiger geworden seien, wollte das Unternehmen nicht mitteilen.

Auch Taxifahrten werden durch den günstigen Sprit in Bonn nicht billiger. Im Gegenteil: Die Branche verhandelt derzeit mit der Politik über die Genehmigung einer weiteren Preiserhöhung. Zuletzt war Taxifahren in Bonn im Januar 2015 um 5,6 Prozent teurer geworden. Trotzdem hält die Taxi-Genossenschaft einen weiteren Preisanstieg für notwendig und gerechtfertigt: „Durch den gesunkenen Spritpreis haben wir 2015 im Vergleich zum Vorjahr 960 Euro je Fahrzeug gespart, gleichzeitig hat der Mindestlohn Zusatzkosten von 8000 Euro pro Fahrzeug verursacht“, rechnet Claus Lenz, Hauptgeschäftsführer der Bonner Taxi Zentrale vor, in der sich die hiesigen Unternehmer zusammengeschlossen haben. Er verweist außerdem darauf, dass Taxifahren in Bonn deutlich billiger sei als in anderen Städten in NRW wie Düsseldorf, Duisburg oder Münster.

Auch Gaskunden in Bonn konnten bisher kaum vom Billig-Öl profitieren. Das soll sich ändern. Die Stadtwerke Bonn teilten gestern auf Nachfrage mit, wenn die Einkaufspreise niedrig blieben, „würde das gegebenenfalls in den nächsten Monaten zu günstigeren Preisen in Bonn führen“. Die Stadtwerke wiesen darauf hin, dass ihre Gas-Tarife nicht nur durch die reinen Energiekosten, sondern auch durch Netzentgelte, Steuern und Abgaben beeinflusst würden.

Auch die Tankstellenbetreiber wehren sich gegen Vorwürfe, den günstigen Ölpreis nicht vollständig an die Autofahrer weiterzugeben. Immerhin machten Steuern und Abgaben rund 70 Prozent des Spritpreises aus, sagte Christian Küchen, Hauptgeschäftsführer des Mineralölwirtschaftsverbandes. Die Gewinnmargen der Tankstellen hätten sich im vergangenen Jahr nicht geändert, so der Branchenvertreter, der Wettbewerb sei hart: „Im europäischen Vergleich ist Benzin in Deutschland abzüglich der Steuern besonders billig.“

Davon dürften auch die Fernbus-Betreiber profitieren. Doch zumindest beim Bonner Postbus ist von Preissenkungen wegen des Billig-Diesels keine Rede: „Die sinkenden Spritpreise haben aktuell keinen Einfluss auf die Ticketpreise des Postbus“, teilte das Unternehmen gestern auf Anfrage mit. „Bereits heute sind unsere Ticketpreise sehr günstig“, so der Anbieter.

Statt zu sparen soll der Kunde nach Wunsch der Postbus-Betreiber lieber erst einmal Geld ausgeben. „Wir empfehlen die Postbus-Karte für 25 Euro“, heißt es in der Unternehmensmitteilung weiter. Das mit dem Sparen hatten sich die Verbraucherschützer wohl anders vorgestellt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort