Agfa Healthcare Standort am Bonner Bogen wächst

BONN · Die 400 Mitarbeiter von Agfa Healthcare am Bonner Bogen bekommen in den nächsten Wochen Zuwachs: Rund 50 Mitarbeiter aus dem Coloneum in Köln-Ossendorf ziehen nach Bonn-Ramersdorf um.

Agfa-Healthcare-Geschäftsführer Winfried Post: Durch die Fenster seines Unternehmenssitzes kann er auf den Wasserturm am Bonner Bogen und das neue Haus der Freien Berufe sehen, wo das Unternehmen zusätzliche Büros gemietet hat.

Foto: Barbara Frommann

Es handelt sich vor allem um Techniker, die für medizinische Bildgebung zuständig sind. Deshalb hat Agfa Healthcare zusätzliche Büros im "Haus der Freien Berufe" gemietet, das Investor Jörg Haas am Bonner Bogen gerade fertigstellen lässt.

Damit schließt sich ein Kreis. Denn Haas war mit Rüdiger Wilbert einer der Gründer der GWI AG, die 2005 an Agfa verkauft wurde und den Kern der Healthcare-Sparte von Agfa bildet. Wilbert und Haas hatten das Klinik-Informationssystem "Orbis", entwickelt, das in seiner aktuellen Version heute in mehreren tausend Kliniken in Deutschland, Luxemburg, Österreich und der Schweiz einsetzt wird. Während Agfa bei der diagnostischen Bildgebung über 100-jährige Erfahrung aufweist, schuf erst der Kauf von GWI die Grundlage für Agfa Healthcare.

Agfa Healthcare hat auch Systeme für die Erfassung und Bearbeitung von digitalen Röntgenbildern sowie Archivierungs- und Management-Software für Krankenhäuser im Angebotsspektrum, sagt Agfa-Healthcare-Geschäftsführer Winfried Post. Die 400 Mitarbeiter am Sitz der Sparte in Bonn kümmern sich vor allem um die Schulung der Anwender in den Kliniken.

Damit ist das Unternehmen in den letzten Jahren deutlich gewachsen: 2009 waren es in Bonn rund 300 Mitarbeiter. Insgesamt unterhält Agfa Healthcare Niederlassungen in über 100 Ländern rund um den Globus.

Alle Bonner Krankenhäuser gehören zu den Kunden von Agfa Healthcare. "Wir haben an der Bonner Uni-Klinik mehr als 3000 Arbeitsplätze mit unseren Systemen ausgestattet. In der Uni-Klinik werde beispielsweise "an sieben verschiedenen Orten geröntgt", sagt Post. Die Agfa-Systeme sorgten dafür, dass die Bilder digitalisiert und in die Krankenakten eingefügt werden. Andere Agfa-Systeme sorgen für die Archivierung der Akten. Für die Berliner Vivantes-Krankenhaus-Gruppe habe die Firma rund 8 500 Arbeitsplätze ausgestattet. Und dabei komme es auf Genauigkeit an: "Wenn unsere Systeme nicht funktionieren, steht das ganze Krankenhaus still", sagt Post.

Agfa HealthCare ist neben Agfa Graphics und Agfa Speciality Products Teil der Agfa Gevaert Group. Die Gruppe ist weltweit tätig und hat über 12 000 Mitarbeiter, die einen Umsatz von drei Milliarden Euro erzielen. Agfa Healthcare setzt insgesamt im Jahr rund 1,2 Milliarden Euro um. 200 Millionen Euro davon entfallen auf die Märkte in Deutschland, Österreich und Luxemburg, die von Bonn aus betreut werden. Seit der Übernahme von GWI sei es gelungen, "den IT-Umsatz zu verdoppeln", sagt Post.

Von den 1,2 Milliarden Euro Umsatz entfielen 500 Millionen Euro auf die Informationstechnik (IT). 30 Prozent davon würden in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Luxemburg erzielt. Die Agfa HealthCare IT hat rund 7500 Mitarbeiter und Entwicklungsabteilungen in sieben Ländern.

In diesem Jahr sei es Agfa Healthcare gelungen, zusätzlich 40 Kliniken als Kunden zu gewinnen, berichtet Post. Dazu gehören 15 Asklepios-Kliniken. Das sei in einem Jahr, wo Krankenhäuser sich mit Entscheidungen stark zurückgehalten hätten, als großer Erfolg zu werten. Der Markt sei relativ gesättigt, weil alle bereits Software haben. Gleichzeitig gelte: "Wenn Sie einmal ein Krankenhaus als Kunde haben, dann ist das eine langfristige Beziehung."

Post, der im Jahr 2000 als Vorstandsassistent von Haas bei GWI begann, sieht bei Krankenhäusern die Tendenz zur Auslagerung von Dienstleistungen in der Informationstechnik, da die Anforderungen immer spezieller würden. Das komme seinem Unternehmen natürlich entgegen. Das Marktforschungsunternehmen Lünendonk hat Agfa Healthcare auf Platz acht der größten Standardsoftwarehersteller auf dem deutschen Markt gesetzt.

Nachwuchssorgen treiben das Unternehmen derzeit nicht um: "Heute ist es einfacher, Fachkräfte zu finden, als vor drei, vier Jahren." Und gleichzeitig sei die Fluktuation gering.