Industriegeschichte des Aluminium-Profilherstellers Step-G in Bonn feiert 100-jähriges Bestehen
Bonn · Step-G sagt vielen Bonnern nichts. Das liegt womöglich an den wechselnden Namen des Unternehmens. Der Bonner Aluminium-Profilhersteller feiert 100. Geburtstag – ein Blick auf die Geschichte.
Wer Taxifahrern als Fahrtziel Step-G nennt, gibt am besten auch gleich die Adresse an: Friedrich-Wöhler-Straße 2. Denn das Bonner Aluminiumwerk hat in den hundert Jahren seines Bestehens schon so oft Besitzer und Namen gewechselt, dass nur wenige Ansässige mit Step-G den Firmenstandort in Bonn-Auerberg damit verbinden dürften, wie der Bereichsleiter Rail von Step-G, Klaus Funken, am Dienstag berichtete.
Die Geschichte der Alumiumverarbeitung begann in der Bundesstadt am 15. Juni 1921, als die Erftwerk AG aus Grevenbroich ein stillgelegtes Eisenwalzwerk erwarb. Unter dem Namen „Eisen- und Metallindustrie GmbH“ wurde dort zunächst mit knapp 60 Mitarbeitern ein Aluminiumblechwalzwerk betrieben, das bis zum Zweiten Weltkrieg auf rund 1300 Beschäftigte anwuchs. Zunächst wurde eine Strangpresse eingesetzt, später kamen weitere Pressen hinzu, auf denen Stangen, Rohre und Profile aus Aluminium und seinen Legierungen produziert wurden. Hauptabnehmer war der Flugzeugbau.
Ortsausschuss Auerberg initiiert Infotafel
Der Jahrestag am Dienstag war für den Ortsausschuss Auerberg Anlass, eine Infotafel über die Geschichte des Werks zu initiieren. Unterstützt wird das Projekt von Step-G, wie Bereichsleiter Funken bei der Enthüllung der auf Alubond gedruckten Tafel erklärte. Sie soll demnächst noch einen Aluständer bekommen, der dann an der Einfahrt zum Werksgelände aufgestellt wird. Laut Jürgen Haffke vom Ortsausschuss wird die Ausbildungswerkstatt von Step-G, die zehn junge Menschen beschäftigt, die Aufgabe ausführen.
Die historischen Recherchen hat Horst Peters vom Ortsausschuss geliefert, der früher bei dem Leichtmetallwerk in der Technik beschäftigt war. Obwohl das Unternehmen, das seit 1927 als „Vereinigte Leichtmetall-Werke GmbH“ firmierte, als „kriegswichtiger Betrieb“ eingestuft war, überstand es den Krieg unbeschädigt. Zu seinem dunklen Kapitel gehört die Beschäftigung ab 1941 von Zwangsarbeitern, die meisten kamen aus der Ukraine.
Bis zu 1800 Beschäftigte
Am stärksten war die Mitarbeiterzahl in den 1960er Jahren, als das Unternehmen bis zu 1800 Beschäftigte zählte. Bis 1968 konnte das Aluminiumwerk die dann stillgelegte Rheinuferbahn nutzen, zu der seit 1917 auch eine Haltestelle „Bonn-Nord“ gehörte, die heute nicht mehr existiert. Allerdings wurden die inzwischen mit Gras überwachsenen Gleise bis 2007 betrieblich genutzt. Wie eng verbunden das Werk mit der Geschichte Auerbergs ist, zeigt sich daran, dass die Eigner über die Jahre immer wieder Wohnungen und Häuser für seine Beschäftigten errichtete. War das Gebiet lange früher als „Nordrandsiedlung“ bekannt, wurde es Haffke zufolge 1966 in „Auerberg“ umbenannt.
Großauftrag von VW
Heute zählt Step-G zwar nur noch gut 300 Mitarbeiter, was seine Bedeutung aber nicht schmälert. In den vergangenen 25 Jahren hatte es abwechselnd norwegische, niederländische und britische Eigentümer. Seit 2015 ist es eine Tochter der japanischen Sankyo Tateyama Gruppe, in der Herstellung von Strangpressprofilen gilt es als weltweit führend. Gerade hat Step-G, das für „ST Extruded Products Group“ steht, einen Großauftrag von VW zur Herstellung von Systemkomponenten für E-Autos erhalten. Auch liefert das Unternehmen seit Jahren einbaufertige Bauteile für ICE-Züge.