40 Stellen bei Step-G gefährdet Bonner Gießerei plant Verlagerung nach Ostdeutschland

Bonn · 40 Arbeitsplätze sind in der Gießerei des Bonner Aluminium-Profilherstellers Step-G gefährdet. Teile der Produktion sollen nach Ostdeutschland verlagert werden. Die Mitarbeiter kämpfen um den Erhalt am Standort Bonn.

 An der Friedrich-Wöhler-Straße im Bonner Norden hat der Aluminiumverarbeiter seinen Standort, das Archivbild zeigt ein Verwaltungsgebäude.

An der Friedrich-Wöhler-Straße im Bonner Norden hat der Aluminiumverarbeiter seinen Standort, das Archivbild zeigt ein Verwaltungsgebäude.

Foto: barbara frommann/Barbara Frommann

Die Mitarbeiter des Aluminiumprofil-Herstellers Step-G kämpfen um den Erhalt der Gießerei am Standort Bonn. Rund 40 Arbeitsplätze seien durch die Pläne des Konzerns gefährdet, teilte die IG Metall Bonn-Rhein-Sieg am Mittwoch mit. Diese solle in ein Werk des Unternehmens in Hettstedt in Sachsen-Anhalt verlagert werden. Weder Konzernzentrale noch Werksleitung wollten sich am Mittwoch auf Anfrage zu den Plänen äußern.

Nach Angaben von IG-Metall-Gewerkschafter Florian Steinhauer hatte Step-G im Oktober vergangenen Jahres die Schließungspläne vorgestellt. Demnach sei die Gießerei nur nach hohen Investitionen wirtschaftlich zu  betreiben. Außerdem sei ein zu hoher Krankenstand bemängelt worden.

Belegschaft und IG Metall hatten der Geschäftsleitung daraufhin ein Alternativkonzept für den Betrieb der Gießerei vorgelegt. Demnach soll nur einer von zwei Öfen geschlossen werden und damit die Hälfte der Arbeitsplätze erhalten bleiben. Die IG Metall verweist da­rauf, dass eine Verlagerung der kompletten Gießerei nach Sachsen-Anhalt dazu führe, dass erheblicher Transportbedarf entstehe, Steinhauer spricht von „Schrott-Tourismus“: „Die Strecke Hettstedt-Bonn ist 450 Kilometer lang. Alleine für die Aufträge von VW würden jährlich 360 Lkw-Ladungen mit Rohteilen benötigt werden. Hinzu kämen noch 240 Ladungen Schrott, der zum Einschmelzen durch Deutschland gefahren werden müsste.“

Step-G presst in Bonn auf dem rund 15 Hektar großen Betriebsgelände hinter dem Verteilerkreis unter anderem große Aluminiumprofile für die Seitenwände von Zugwaggons. Die dabei entstehenden Aluminiumreste werden in der Gießerei wieder eingeschmolzen.

Auch wenn der Konzern nach der Schließung Ersatzarbeitsplätze versprochen habe, sei die Stimmung in der Belegschaft schlecht, so Betriebsratsvorsitzender Nihat Ucan. „In der Gießerei arbeiten viele langjährige Beschäftigte im Alter über 50 Jahren“, sagt er. Sie erhielten für die körperlich anstrengende Arbeit im Schichtbetrieb rund um die Uhr Gehälter, die über denen in anderen Werksteilen liegen. Sie fürchteten nun nicht nur um ihre Lohnhöhe, sondern sorgten sich vor dem Abstieg in die Arbeitslosigkeit. „Auch in anderen Abteilungen am Standort Bonn steigt die Angst davor, dass nach der Gießerei weitere Schließungen folgen“, sagt Ucan, der seit 43 Jahren am Standort arbeitet.

Gewerkschafter Steinhauer verweist zur Rettung des Unternehmens außerdem auf ein neues Corona-Hilfsprogramm des Bundes, das „wie auf den Standort zugeschnitten“ sei. Am Donnerstag treffen sich Betriebsrat und IG Metall mit Ratsmitgliedern der SPD-Bonn, um den möglichen Erhalt der Gießerei zu diskutieren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Jana Marquardt
zu Arbeitslosen in Deutschland
Viel Potenzial bei Ungelernten
Kommentar zur ArbeitslosenquoteViel Potenzial bei Ungelernten
Zum Thema
Aus dem Ressort