Warnstreik bei Sojamilchhersteller Dafür streiken Mitarbeiter bei Natumi in Troisdorf
Troisdorf · Am Dienstag bestreikt die Gewerkschaft NGG den Troisdorfer Lebensmittelbetrieb Natumi. Eine Einigung, die nach dem letzten Streik im März unter Vorbehalt erzielt wurde, habe der Arbeitgeber im Nachgang aufgekündigt, so die Gewerkschaft.
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat alle Beschäftigten bei der Natumi GmbH in Troisdorf am Dienstag von 10 bis 18 Uhr zum Warnstreik aufgerufen. Natumi produziert als Tochter des US-Konzerns Hain Milchersatzgetränke unter anderem aus Soja, Reis, Hafer und Dinkel. Seit 2013 in Troisdorf ansässig, zählt Natumi nach Unternehmensangaben zu den führenden Anbietern für Milchalternativen in Deutschland und verkauft seine Produkte in rund 2000 Bioläden und Reformhäusern.
Wie die NGG mitteilt, gab es in der jüngeren Vergangenheit bereits vier ergebnislose Tarifverhandlungen; zuletzt am 29. März. Nun solle gestreikt werden, um der Forderung nach einer 6,5-prozentigen Lohnerhöhung Nachdruck zu verleihen. Die rund 90 Mitarbeitenden von Natumi warteten schon seit Beginn des Jahres auf mehr Gehalt, sagt Marc Kissinger, Gewerkschaftssekretär der NGG-Region Köln. „Natumi hatte 2021 ein super Geschäftsjahr. Jetzt, wo die Beschäftigten unter den hohen Inflationskosten leiden, muss der Betrieb zu den eigenen Leuten stehen“, so Kissinger.
Letzter Streik war im März
Bereits im März bestreikte die Gewerkschaft NGG den Betrieb in der Troisdorfer Gierlichstraße vier Stunden lang. Doch das habe nicht zum gewünschten Erfolg geführt, so Kissinger. Der Betrieb und die Gewerkschaft einigten sich am 29. März auf ein Verhandlungsergebnis: Unter anderem sollte im neuen Tarifvertrag ein Plus von 2,8 Prozent auf Tarifentgelte rückwirkend ab dem 1. Januar 2022 und ein weiteres Plus von 0,5 Prozent ab Mai festgehalten werden, eine Reduzierung der Arbeitszeit um 0,5 Stunden auf 38 Stunden ab April und eine Erhöhung des Urlaubsgeldes um fünf Prozent auf 75 Prozent.
Wie Kissinger berichtet, stellte Natumi anschließend das Verhandlungsergebnis unter Vorbehalt, um die Zustimmung bei dem US-amerikanischen Mutterkonzern einzuholen. Die Antwort sollte innerhalb von drei Tagen erfolgen. Eine Woche später habe der Arbeitgeber per Mail mitgeteilt, dass weitere Betriebsvereinbarungen zur Voraussetzung für eine Einigung gemacht werden, von denen am Verhandlungstag keine Rede gewesen sei. „Diese Art der Verhandlung ist höchst unüblich und entspricht nicht den Gepflogenheiten einer sozialpartnerschaftlichen Umgangsweise“, sagt Kissinger. Die in Wien ansässige Geschäftsführung war am Dienstagvormittag nicht für eine Stellungnahme erreichbar.
Die Unstimmigkeiten im Unternehmen sind nicht neu: Die Arbeitsbedingungen bei US-Mutter sorgten bereits 2015 bei Natumi für Probleme. Mehrfach traten Mitarbeiter damals in den Warnstreik, um einen Haustarifvertrag zu erhalten.