Flughafen Köln/Bonn Streik sorgt für Umsatzausfälle "in sechsstelliger Höhe"

BONN · Allein Germanwings hat nach eigenen Angaben am Donnerstag 15 Verbindungen ab Köln/Bonn gestrichen, für heute stehen zehn Ausfälle des Billigfliegers fest, es gebe "erhebliche Beeinträchtigungen".

Unfreiwilliges Picknick am Flughafen/Köln Bonn: Nadia Waller sitzt mit ihrem Tablet-Computer vor Keksen und Limonade auf dem Fußboden im Terminal 1. Gemeinsam mit Freundin Megan und Mutter Michaela wollte die junge Engländerin am Donnerstag zurück nach Manchester fliegen.

Der überraschende Streik des Sicherheitspersonals hat ihnen mindestens drei Stunden Verspätung gebracht. "Germanwings hat uns auf einen anderen Flug umgebucht, statt nach Manchester geht es jetzt nach London", sagt Michaela Waller.

Die drei Frauen nehmen die Verzögerung gelassen. Andere Passagiere geraten dagegen unter Druck. "Mitreisende haben sind mit dem Auto zu der zehnstündigen Fahr nach Manchester aufgebrochen, weil sie einen dringenden Termin einhalten müssen und sich nicht auf die Umbuchung verlassen wollten", sagt Michaela Waller.

[kein Linktext vorhanden]"Die meisten Fluggäste haben auf den Streik sehr geduldig reagiert", sagte Flughafen-Sprecher Walter Römer gestern. Nachdem sich am Vormittag lange Menschenschlangen vor den Schaltern der Fluggesellschaften gebildet hatten, wirkt der Airport am Nachmittag wie ausgestorben.

Auf den Anzeigetafeln reiht sich eine Annullierung oder Verspätung an die nächste. Ein Flughafenmitarbeiter in türkisfarbener Weste steht einsam mit einem Servierwagen voller Getränke und Schokoriegel in der Abflughalle. "Hier ist nichts mehr los", sagt er. Die Fluggesellschaften haben ihre Passagiere mittlerweile über die Ausfälle informiert.

Dem Köln/Bonner Flughafen entstehen nach eigenen Angaben durch den Streik Umsatzausfälle "in sechsstelliger Höhe pro Tag". "Es kann nicht sein, dass die Flughäfen immer wieder zur Kulisse von Tarifkonflikten werden, nur weil die Auswirkungen von Streiks dort am größten sind", kritisierte Flughafenchef Michael Garvens. Der Flughafenverband ADV nannte die Streiks "inakzeptabel und völlig überzogen".

Die streikenden Sicherheitsleute warben währenddessen auf dem Flughafen um Verständnis für ihre Forderungen. "Die Arbeit ist sehr anstrengen", sagte der 31-jährige Personen-Kontrolleur Viktor Hartwich. Er verdient nach eigenen Angaben 12,36 Euro die Stunde und fordert mit seinen Kollegen eine Stundenlohn von 16 Euro. "Wir arbeiten rund um die Uhr, zum Teil in Doppelschichten", sagte er.

"Dann steht man von sechs Uhr morgens bis 19 Uhr am Flughafen, die dreistündige Pause kann man kaum sinnvoll nutzen", so Hartwich. Täglich kontrollieren in Köln/Bonn rund 150 Mitarbeiter von privaten Sicherheitsdiensten Passagiere, Gepäck und Waren. Insgesamt sind nach Gewerkschaftsangaben rund 500 Sicherheitsleute am Flughafen beschäftigt, darunter viele in Teilzeit oder 400-Euro-Jobs.

"Diese Beschäftigten tragen eine hohe Verantwortung: Das sind immerhin die Leute, die uns vor Terroristen schützen sollen", sagte Verdi-NRW-Sprecher Günter Isemeyer.

Die Flughäfen empfehlen Passagieren, sich bei den Airlines oder Reiseveranstaltern über ihre heutigen Flüge zu informieren. Lufthansa, Air Berlin und Germanwings informieren im Internet. Außerdem haben die Flughäfen Telefon-Hotlines eingerichtet. In Köln/Bonn werden Fragen heute unter 02203/404000 beantwortet, in Düsseldorf unter der Rufnummer 0211/4210.

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