Möbelhersteller Brune Stühle aus Oberpleis für den Drachenfels

KÖNIGSWINTER · Die Stühle im neuen Restaurant auf dem Drachenfels stammen aus Oberpleis genau wie die Möbel des Konferenzzentrums unter der Pyramide des Pariser Louvre oder die Chefsessel aller Autohäuser der Nobelmarke Bentley. Seit knapp 70 Jahren baut die Firma Brune am Rande des Siebengebirges Tische und Stühle für öffentliche Räume.

 Heinz-Peter Richarz kontrolliert die Kanten eines Stuhls.

Heinz-Peter Richarz kontrolliert die Kanten eines Stuhls.

Foto: Frank Homann

Nach einer deutlichen Schrumpfkur sieht sich der Betrieb nun unter neuer Führung wieder gut aufgestellt. Geschäftsführer Andreas Fertig hat seine Anteile an dem Unternehmen auf 51 Prozent aufgestockt. Den Rest hält die Gründerfamilie Brune.

In den Werkshallen in Oberpleis wird trotz industrieller Fertigung noch Hand angelegt: Brune-Mitarbeiter Heinz-Peter Richarz glättet die Kanten eines Stuhlgestells aus Holz - Modell "Afternoon", speziell für Seniorenheime. "Die abgerundeten Enden der Armlehnen fühlen sich besonders angenehm an, das ist bei alten Menschen mit unruhigen Händen wichtig", sagt Fertig.

Sonderanfertigungen für Altersheime sind bei Brune allerdings nur ein Nischengeschäft. Den größten Teil des Jahresumsatzes von zuletzt knapp zehn Millionen Euro erwirtschaftet das Unternehmen mit Möbeln für Büros, Konferenzzentren, Konzerthallen, Flughäfen, Kliniken und anderen Orten, an denen Tische und Stühle stark beansprucht werden. Alle Möbel werden auf Auftrag gebaut, Lagerhaltung gibt es keine. Die Orders reichen laut Fertig von einem Stuhl bis hin zu 17.000 Sitzen für die Berliner O2-Arena.

Nach einer schweren Krise des Unternehmens vor knapp zehn Jahren hat sich der Möbelbauer auf Entwürfe deutscher Designer spezialisiert. "Wir haben damals die Fertigung komplett verändert und mehr Augenmerk auf die Produktentwicklung gelenkt", so Fertig. Auch die Produktion läuft bei Brune "made in Germany". Das Unternehmen kauf Einzelteile zu, setzt die Möbel dann jedoch in Oberpleis zusammen, Polsterarbeiten übernimmt eine Tochterfirma in Sachsen-Anhalt. "Damit sind wir nicht ganz billig", sagt Fertig, "aber wir können sehr flexibel auf Kundenwünsche reagieren und haben die Qualität unter Kontrolle."

Damit hat das Unternehmen offenbar die geschäftliche Wende geschafft. "Wir schreiben schwarze Zahlen", sagt Fertig. Weiter wachsen wolle das Unternehmen vorerst nicht. Noch vor zehn Jahren beschäftigte Brune in Oberpleis rund 180 Mitarbeiter, heute sind es knapp 60. 1945 hatte Firmengründer Wolfgang Brune im ehemaligen Oberpleiser Kino den Grundstein für das Unternehmen gelegt. Der gelernte Versicherungskaufmann soll hier die erste zerlegbare Küchen-Eckbank Deutschlands erfunden haben.

In den 70er Jahren kauften die Deutschen weniger Möbel und Brune orientierte sich zu gewerblichen Kunden um. Schon damals sollte neben der Zweckdienlichkeit gutes Design im Mittelpunkt stehen.

Einige der alten Entwürfe kommen heute zu neuen Ehren. "Für unser Design Sparta aus den 60er Jahren haben wir längst pensionierte Mitarbeiter aus dem Ort zurückgeholt, die noch wussten, wie die Möbel gebaut werden", sagt Fertig.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Viel Potenzial bei Ungelernten
Kommentar zur Arbeitslosenquote Viel Potenzial bei Ungelernten
Zum Thema
Aus dem Ressort