Fachmesse Süßwarenindustrie trifft sich in Köln
Köln · Die Geschäfte der Süßwarenhersteller stagnierten zuletzt. 2018 sorgte der heiße Sommer dafür, dass weniger Süßigkeiten konsumiert wurden. Jetzt trifft sich die Süßwarenindustrie zur Messe in Köln. Sorge bereitet ihr vor allem der Brexit.
Die deutsche Süßwarenindustrie schaut gebannt auf Großbritannien. Sorgen bereitet Bastian Fassin, Präsidiumsmitglied des Bundesverbands der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI), nach eigenen Worten der bevorstehende Brexit. Bei einem harten Brexit sieht er bis zu 3000 Arbeitsplätze in Gefahr. Genau so viele Beschäftigte arbeiten für die Produktion für das Königreich. Das ist immerhin der zweitgrößte Exportmarkt für die deutschen Süßwarenhersteller nach Frankreich. Fünf Prozent der deutschen Süßwarenproduktion im Wert von rund 800 Millionen Euro gehen auf die Insel.
So zeigt sich die Branche vor der Kölner Süßwarenmesse ism laut Fassin nur „verhalten optimistisch“. Zumal auch volatile Rohstoffmärkte auf die Laune drücken. Weizen ist etwa im vergangenen Jahr um 26 Prozent teurer geworden, Kartoffeln um 50 Prozent, und auch bei Butter gab es einen zweistelligen Aufschlag. Außerdem belaste der zunehmende Mangel an Berufsfahrern die Branche. Weihnachten habe man die Produkte schon nicht so wie gewünscht ausliefern können, sagte Fassin. Da kann die Branche mögliche Zollformalitäten in Großbritannien gar nicht gebrauchen. „Es gibt noch gar kein Zollformular“, sagt Fassin. Und das braucht er möglicherweise in sechs Wochen.
Dabei hat der Export der Branche mit 50 000 Beschäftigten im abgelaufenen Jahr ein Umsatzplus von einem Prozent auf 3,7 Millionen Tonnen im Wert von stabilen 12 Milliarden Euro beschert. Ins Ausland gingen nämlich 2,2 Millionen Tonnen. Das sind 4,7 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Wert der Exporte betrug 8,3 Milliarden. Nach Deutschland eingeführt wurden dagegen 1,5 Millionen Tonnen im Wert von 5,4 Milliarden Euro.
Dabei stagnierte der Inlandsmarkt. „Insbesondere der außergewöhnlich lange und heiße Sommer dämpfte den Appetit der Verbraucher auf Schokolade, Gebäck und Zuckerwaren“, so Fassin. Zuwächse gab es dagegen – wenig überraschend – für die Hersteller von Speiseeis und Knabberartikel.
30,6 Kilogramm Süßwaren und Knabberartikel für 97,05 Euro
Pro Kopf hat jeder Bundesbürger 2018 30,6 Kilogramm Süßwaren und Knabberartikel gegessen für 97,05 Euro. Die Menge ist seit zehn Jahren stabil. Dagegen konnten die Verbraucher im abgelaufenen Jahr wohl das ein oder andere Schnäppchen machen. Wegen des warmen Sommers gab es Angebote. So sank der Preis für einen im Oktober gekauften Warenkorb mit 17 Produkten in Deutschland um 3,1 Prozent auf 21,04 Euro. Das ist der niedrigste Preis in Europa. Die gleichen Süßwaren kosteten in Norwegen 46,13 Euro.
Das Aktionsgeschäft werde für den Handel immer wichtiger, sagte Ludwig Veltmann Hauptgeschäftsführer des Mittelstandsverbund ZGV. Es mache inzwischen 19 Prozent des Gesamtumsatzes aus nach 12 Prozent vor fünf Jahren. Auch für den Handel war 2018 ein durchwachsenes Jahr mit stagnierenden Umsätzen. Für 2019 ist Veltmann „vorsichtig optimistisch“. Verbraucher müssen wohl mit Preissteigerungen rechnen, weil der Handel höhere Rohstoffpreise weitergibt.
Die ism und die Zulieferermesse Pro Sweets vom 27. bis zum 30. Januar richten sich nur an Fachbesucher. Sie belegen jetzt 120.000 Quadratmeter, 8500 mehr als bei der Vorveranstaltung, so Messechef Gerald Böse.