Der dritte Anlauf T-Mobile USA und Sprint verhandeln über eine Fusion

Bonn · T-Mobile USA und Sprint sprechen wieder über eine Zusammenlegung ihres Geschäftes in den USA. Die Erfolgsaussichten sind ungewiss.

 Geschäft von T-Mobile US in New York: Dank aggressiver Marketingmethoden hat das Unternehmen deutlich bei der Kundenbasis zugelegt.

Geschäft von T-Mobile US in New York: Dank aggressiver Marketingmethoden hat das Unternehmen deutlich bei der Kundenbasis zugelegt.

Foto: picture alliance / dpa

Börsenkurse werden von Fantasie getrieben. Und Fantasie hat die Nachricht, dass T-Mobile USA und Sprint in den USA wieder über eine Zusammenlegung ihres Geschäftes reden, den Anlegern in ordentlichem Ausmaß geliefert. Der Kurs der Telekom-Aktie stieg im deutschen Handel+ am Mittwoch um bis zu 4,2 Prozent zu und stand mit 14,13 Euro an der Dax-Spitze. Ein fusioniertes Unternehmen hätte fast 100 Millionen Kunden. Hinter Verizon Communications mit 116 Millionen Kunden und knapp vor AT&T mit 93 Millionen läge es auf Platz zwei des US-Mobilfunkmarktes.

Es ist der dritte Anlauf, den beide Unternehmen machen. Denn eigentlich haben die Deutsche Telekom und der japanische Technologiekonzern Softbank die Gespräche über eine Fusion ihrer US-Mobilfunktöchter erst vor fünf Monaten offiziell beendet. Beide Unternehmen konnten sich nicht über die Bedingungen einigen. Knackpunkt soll gewesen sein, dass die Telekom beim neuformierten Unternehmen das Sagen haben wollte. Auch bei geringerem Anteil am neuen Unternehmen wäre weiterhin eine Bilanzierung als Tochterunternehmen der Telekom möglich. Softbank-Gründer Masayoshi Son wollte aber die Kontrolle über das gemeinsame Unternehmen nicht hergeben.

Andere Kräfteverhältnisse

Sprint und T-Mobile hatten bereits 2014 einen ersten Anlauf genommen, der aber an den US-Kartellbehörden gescheitert war. Damals hatte Sprint die Kontrollmehrheit bekommen sollen. Seitdem haben sich die Kräfteverhältnisse jedoch verschoben. T-Mobile hat dank eines aggressiven Wachstumskurses unter Chef John Legere Sprint längst bei Kundenzahl und Börsenwert überholt. Sprint hingegen verbuchte hohe Verluste.

Die Telekom, die 63 Prozent an T-Mobile US hält, ist bei den Verhandlungen nach Ansicht der Bank JPMorgan klar im Vorteil. Analyst Akhil Dattani begründet dies mit der Kursentwicklung der beiden Aktien seit dem Ende von Fusionsgesprächen im vergangenen Jahr. Seit November haben die Sprint-Aktien rund 35 Prozent verloren, während die Aktien von T-Mobile ihr Niveau in etwa gehalten haben. Die Wahrscheinlichkeit eines Zusammenschluss beider US-Mobilfunker halte er weiterhin für relativ gering, sagt Analyst Matthew Niknam von der Deutschen Bank. Denn die kartellrechtlichen Hürden seien nach wie vor recht hoch.

Kartellprobleme

So wollen die Kartellwächter auf dem US-Markt offenbar weiterhin vier große Mobilfunkanbieter haben. Zudem wären bei einer Fusion Einsparungen für die Konzerne mit einem massiven Arbeitsplatzabbau verbunden. Auch das dürfte wenig Anklang finden.

2011 war die geplante Übernahme von T-Mobile US durch AT&T gescheitert. Kartellwächter sahen den Wettbewerb gefährdet. Seither hat US-Präsident Donald Trump an entscheidenden Stellen bei der Telekom-Aufsichtsbehörde FCC sowie in der Kartellabteilung des US-Justizministeriums aber neue Leitungen installiert. Telekom-Chef Timotheus Höttges hatte im vergangenen Jahr von einem besseren regulatorischen Umfeld gesprochen. Für ihn ist die profitabel wachsende T-Mobile ist eine verlässliche Gewinnsäule.

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