Tarifverhandlungen sind gescheitert Bei der Post droht eine Streikwelle

Bonn · Bei der Deutschen Post steht jetzt ein Arbeitskampf bevor. Die Tarifverhandlungen zwischen dem Unternehmen und der Gewerkschaft Verdi sind gescheitert.

Mit Warnstreiks wie hier in Stuttgart hatten Beschäftigte der Deutschen Post in den vergangenen Wochen ihre Forderungen untermauert.

Mit Warnstreiks wie hier in Stuttgart hatten Beschäftigte der Deutschen Post in den vergangenen Wochen ihre Forderungen untermauert.

Foto: dpa/Bernd Weißbrod

Jetzt stehen die Zeichen auf Streik: Bei den Tarifverhandlungen für die rund 160.000 Tarifbeschäftigten bei der Deutschen Post AG haben die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) und die Arbeitgeber in der dritten Verhandlungsrunde kein Ergebnis erzielt. „Das von den Arbeitgebern vorgelegte Angebot ist weit von unseren Forderungen entfernt. Die Arbeitgeber waren nicht bereit, die Reallohneinbußen der Beschäftigten auszugleichen“, sagte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis. Insbesondere die lange Laufzeit von 24 Monaten und die geringe Entgelterhöhung im Jahr 2024 hätten das Risiko weiterer Reallohnverluste in den Augen der Gewerkschaft erhöht.

Urabstimmung eingeleitet

Die Verdi-Tarifkommission hat die Tarifverhandlungen für gescheitert erklärt und leitet die Durchführung einer Urabstimmung ein. Diese Urabstimmung ist eine Abstimmung der Verdi-Mitglieder bei der Deutschen Post AG über die Durchführung eines Arbeitskampfes.

Das Post-Angebot sah vor, dass alle Tarifbeschäftigten und Auszubildenden über zwei Jahre hinweg die steuerfreie Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3000 Euro ausgezahlt bekommen. Außerdem sollten die Gehälter und Ausbildungsvergütungen um insgesamt 340 Euro pro Monat in zwei Stufen ab Anfang 2024 steigen. Dies hätte einem Einkommenszuwachs von insgesamt 4420 Euro pro Jahr entsprochen. Das Einstiegsgehalt für einen Paketsortierer hätte sich um 20,3 Prozent erhöht. Eine neu eingestellte Zustellerin bekäme rund 18 Prozent mehr im Monat. Die Postzulage für Beamtinnen und Beamte wäre bis Ende 2024 verlängert worden.

„Historische Chance verspielt“

„Verdi hat eine historische Chance verspielt, die Zukunft der Deutschen Post in Deutschland zu sichern. Wir sind mit diesem Angebot an die Grenze des finanziell Machbaren gegangen, um besonders diejenigen unserer Beschäftigten zu unterstützen, die am stärksten die Herausforderungen der letzten Monate gespürt haben“, sagte Thomas Ogilvie, Konzernvorstand Personal und Arbeitsdirektor der Deutschen Post AG. Es sei nicht nachvollziehbar, dass die Gewerkschaft die Zukunft des Brief- und Paketgeschäftes und damit auch viele Arbeitsplätze aufs Spiel setze. Trotz der rückläufigen Gewinnentwicklung im deutschen Brief- und Paketgeschäft und der schwierigen regulatorischen Rahmenbedingungen sei das Unternehmen bereit gewesen, in den kommenden Jahren erhebliche Gehaltssteigerungen und einen zusätzlichen Inflationsausgleich für die Beschäftigten bereitzustellen.

Verdi hatte eine Erhöhung der Einkommen um 15 Prozent sowie eine Erhöhung der Vergütung der Auszubildenden und dual Studierenden um 200 Euro pro Monat bei einer Laufzeit von zwölf Monaten gefordert. Zudem soll für die Beamten des Unternehmens die Postzulage fortgeschrieben werden. Die letzte Tariferhöhung im Januar 2022 betrug zwei Prozent.

Schon in den vergangenen Wochen hatte es immer wieder Warnstreiks gegeben. In dieser Woche beteiligten sich Verdi zufolge rund 23.000 Post-Beschäftigte daran. Durch die Warnstreiks kamen bereits Millionen Briefe und Pakete mit Verspätung bei den Empfängern an.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Die GDL hat den Bogen überspannt
Kommentar zu den Tarifverhandlungen Die GDL hat den Bogen überspannt
Aus dem Ressort
Danfoss schließt Werk in Lohmar
Verlagerung der Produktion in die Slowakei Danfoss schließt Werk in Lohmar