Telekom ändert ab März die Telefontarife

Das Bonner Unternehmen reagiert auf den schärferen Wettbewerb, um Marktanteile zu halten - Eine Monatspauschale für Ortsgespräche soll besonders für Familien attraktiv sein

  Gerade der Nachwuchs  telefoniert gerne, weshalb sich für Familien eine Pauschale lohnen kann.

Gerade der Nachwuchs telefoniert gerne, weshalb sich für Familien eine Pauschale lohnen kann.

Foto: Lannert

Bonn. Der scharfe Wettbewerb im Festnetz führt jetzt auch zu einer Reaktion des Platzhirschen: Die Deutsche Telekom AG, bei der immer noch die weitaus meisten Telefonkunden ihren Anschluss haben, hat am Mittwoch eine grundlegende Tarifreform angekündigt. "Wir stehen in einem nach wie vor hart umkämpften Markt", sagte am Mittwoch Achim Berg, Vorstand für Marketing und Vertrieb bei der T-Com, der Festnetzsäule der Telekom.

Kernpunkt der Änderungen sind Senkungen der Minutenpreise und die Einführung einer monatlichen Pauschalgebühr für Ortsgespräche im eigenen Vorwahlbereich. "Wir wollen auf Augenhöhe mit den Call-by-Call-Anbietern bleiben", meinte Berg.

In das Netz dieser Anbieter wählt der Telefonkunde sich durch eine fünfstellige Vorwahl pro Gespräch ein. Die Call-by-Call-Anbieter werben mit besonders günstigen Minutenpreisen.

Berg sprach von Preissenkungen bis zu 75 Prozent bei Ortsgesprächen und bis zu 59 Prozent bei Ferngesprächen. "Ziel der Reform ist es, dass wir unsere Marktanteile halten", sagte Berg.

Denn die Wettbewerber haben der Telekom in den vergangenen Jahren einiges an Umsatz abgenommen: Bei Ortsgesprächen verfügt das Unternehmen nach Angaben der Regulierungsbehörde über einen Marktanteil von 67 Prozent. Bei Deutschlandgesprächen liege der Marktanteil bei 60 Prozent, so Berg.

Die neuen Preise gelten ab 1. März. "Mit der nächsten Telefonrechnung informieren wir unsere Kunden", erläuterte Berg. Ab sofort könnten Kunden die neuen Tarife im T-Punkt, per Internet oder über die Telefonnummer (08 00) 3 30 10 00 bestellen. Wer nicht reagiert, telefoniert nach den bisherigen Tarifen weiter.

Künftig stellt die Telekom, die bislang noch bis zu vier Minuten lange Takte kennt, auf eine minutengenaue Abrechnung um. "Durch die einheitlich Minutentaktung gewinnt unser Angebot an Transparenz", meinte Berg. Er sieht den Tarif "Call Plus" als Nachfolger für die Standardkunden, die bislang im T-Net-Standard-Tarif telefonieren. Die Grundgebühr steigt für die Kunden, die sich für einen Wechsel entscheiden, um 29 Cent im Monat auf 15,95 Euro.

Dafür sieht Berg hier Einsparmöglichkeiten bei den Minutentarifen: Für Ortsgespräche ab 19 Uhr beispielsweise musste der Kunde bislang mindestens sechs Cent zahlen, auch wenn das Gespräch ganz kurz war, während es künftig 1,5 Cent pro Minute sind.

Die Monatspauschale für Ortsgespräche mit dem Namen "XXL-Local" kostet 9,95 Euro. Damit sind alle Ortsgespräche abgegolten, die mit der eigenen Vorwahl beginnen. Kunden in großen Städten können damit mehr Teilnehmer erreichen als Bewohner kleiner Gemeinden. Hinzu kommt auf jeden Fall noch eine monatliche Anschlussgebühr.

"Dieser Tarif eignet sich besonders für Familien mit Kindern", meinte Berg. Wer vor allem wochentags in der Hauptzeit telefoniert und den Standardtarif Call plus nutzt, müsste also gut 255 Minuten im Monat telefonieren, bevor sich die Pauschale lohnt.

Das Standardangebot aller vier Grundtarifegehören enthält künftig so genannte Komfortdienste: "Dazu gehören Dreierkonferenzen, die Anrufweiterschaltung und die Rufnummernunterdrückung, erläuterte T-Com-Sprecher Walter Genz. Bislang habe man für ein Paket mit diesen Diensten 2,99 Euro zahlen müssen.

Der Bundesverband der Verbraucherzentralen kritisierte die Unübersichtlichkeit der neuen Preise. Verbraucher müssten sehr genau überlegen, wie sie das Telefon nutzen, bevor sie sich für einen Tarif entscheiden.

Seit der Einführung des neuen Telekommunikationsgesetzes muss sich die Telekom als marktbeherrschendes Unternehmen ihre Tarife nicht mehr im Vorhinein genehmigen lassen. Die Regulierungsbehörde prüft jetzt nur noch nachträglich, ob ein "offenkundiger Missbrauch" der Marktmacht vorliegt. Wie Berg erläuterte, hätten aber Vorgespräche mit der Regulierungsbehörde ergeben, dass dort keine Anhaltspunkte für ein Eingreifen gesehen würden.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: " Strategien mit Risiko"

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