Neunkirchen-Seelscheid bald mit schnellerem Internet Telekom baut Glasfaser im ländlichen Raum aus

Neunkirchen-Seelscheid · Im kommenden Jahr will der Bonner Konzern zwei Millionen Glasfaseranschlüsse verlegen. Viele davon sollen den ländlichen Raum erschließen. Neunkirchen-Seelscheid ist ein Beispiel dafür. Hier soll der Baustart im ersten Quartal sein.

 Ohne Tiefbau geht es bei der Verlegung fast nie: Ein Bauarbeiter fächert ein Glasfaser-Kabel mit farbigen Einzelsträngen auseinander.

Ohne Tiefbau geht es bei der Verlegung fast nie: Ein Bauarbeiter fächert ein Glasfaser-Kabel mit farbigen Einzelsträngen auseinander.

Foto: dpa/Peter Kneffel

Neunkirchen-Seelscheid im östlichen Rhein-Sieg-Kreis ist eine typisch deutsche Gemeinde im ländlichen Raum. Landschaftlich schön gelegen, die 20 000 Einwohner leben auf viele kleine Ortschaften verteilt. Viele von ihnen warten sehnsüchtig auf den Anschluss an das Glasfasernetz. Hügel und Täler sind für den Tiefbau eine Herausforderung. „In Zeiten der Pandemie sind schnelle Internetanschlüsse noch einmal wichtiger geworden“, sagt Nicole Berka (SPD), Bürgermeisterin von Neunkirchen-Seelscheid. Auf dem Netztag der Deutschen Telekom berichtete sie, welche Herausforderungen die Planung des Glasfaseranschlusses für eine Gemeinde wie Neunkirchen-Seelscheid bedeutet. Die Gemeinde habe keine eigene Baubehörde, sondern sei auf die Verwaltung des Rhein-Sieg-Kreises angewiesen. Da die Gemeinde nahe der Wahnbachtalsparre im Trinkwasserschutzgebiet liege, seien Baugenehmigungen außerdem gelegentlich schwierig. „Es sind viele Akteure mit im Spiel“, erklärte Berka. Das Thema Glasfaserausbau beschäftigte sie täglich in der Arbeit.

Baustart in Neunkirchen-Seelscheid im ersten Quartal

Im ländlichen Raum ziehen sich Ausbauprojekte oft noch zusätzlich hin, weil Fördermittel beantragt und genehmigt werden müssen, denn in dünner besiedelten Gegenden refinanziert sich der Ausbau für die Privatwirtschaft oft nicht. In Neunkirchen-Seelscheid ist die Ziellinie absehbar. Aktuell laufen die Planungen für den Ausbau, der Baustart soll dann im ersten Quartal 2022 folgen. Der Ausbau wird dann im Rahmen des Gemeinschaftsunternehmens Glasfaser Plus von Telekom mit dem australischen Investor IFM gemacht.

Auch Srini Gopalan, Chef von Telekom Deutschland, berichtete auf dem Netztag über langwierige Genehmigungsverfahren und hohe bürokratische Auflagen. Im Ausbau lege die Telekom einen Schwerpunkt auf den ländlichen Raum. Bis 2030 sollen in Kommunen mit weniger als 20 000 Einwohnern acht Millionen Glasfaser-Anschlüsse gebaut werden. Zusätzlich soll das Gemeinschaftsunternehmen Glasfaser Plus vier Millionen Haushalte auf dem Land mit Glasfaser versorgen.

Zwei Millionen neue Anschlüsse 2022

Allein im laufenden Jahr habe die Telekom im ländlichen Raum mit staatlicher Förderung rund 9000 Kilometer Tiefbau gegraben und 190 000 Haushalte mit Glasfaser versorgt. Insgesamt hat der Bonner Konzern bundesweit 1,2 Millionen Glasfaseranschlüsse bis zu den Häusern verlegt. Zwei Millionen neue Anschlüsse sollen es 2022 werden.

Auch beim Ausbau des Mobilfunknetzes ist die Telekom mit sich zufrieden. 90 Prozent der Bevölkerung könnten bereits die neuste Mobilfunk-Generation 5G nutzen, so Gopalan. Bis Ende 2025 soll 5G auch 90 Prozent der Landkarte abdecken.„Wir beschleunigen unseren Ausbau massiv. Im kommenden Jahr legen wir nochmal eine Schippe drauf und werden rund sechs Milliarden Euro in Deutschland investieren“, sagte Gopalan.

Energieeffizienz soll verdoppelt werden

„Noch nie wurde eine neue Generation im Mobilfunk so schnell ausgebaut“, sagte Claudia Nemat, Vorständin für Technologie und Innovation. Gleichzeitig sei sich die Telekom der Verantwortung für den Klimaschutz bewusst. Die Telekom setze auf erneuerbare Energie. Bereits 2020 wurde der Stromverbrauch in Deutschland aus erneuerbaren Energien gedeckt. Bis 2025 will das Unternehmen bei den eigenen direkten und indirekten Emissionen CO2-Neutralität erreichen. Mit verschiedenen Maßnahmen will die Telekom ihre Energieeffizienz bis 2024 verdoppeln. Dazu gehörte die Abschaltung des 3G-Mobilfunknetzes. Auch der Netzausbau trage zu effizienterem Energieverbrauch bei, indem die Telekom Kupferleitungen durch Glasfaser ersetzt, so Nemat.

Mehr als 80 Prozent des CO2-Fußabdrucks entstünden entlang der gesamten Lieferkette bis zum Kunden. Dort soll bis 2040 Klimaneutralität erreicht sein. Auf diese Emissionen habe der Konzern nur einen indirekten Einfluss – zum Beispiel über Vertragsklauseln im Einkauf oder freiwillige Vereinbarungen mit Zulieferern.

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