Standort Bonn steht wieder im Fokus Telekom Deutschland streicht 1200 Stellen

BONN · Noch beschäftigt die Telekom Deutschland GmbH in Bonn rund 11.000 Mitarbeiter. Ende Juni sind es nach Plänen des Unternehmens 400 weniger. Denn jede dritte der insgesamt 1200 Stellen, die wegfallen sollen, ist am Hauptsitz der Telekom angesiedelt. Das sagte Telekom-Sprecher Stephan Althoff am Donnerstag.

Damit stehen Bonner Arbeitsplätze wiederholt im Fokus des Konzerns. Hier sollen außerdem in der Telekom-Zentrale bis zu 1400 Jobs wegfallen, wie die Telekom bereits im vergangenen Jahr angekündigt hatte.

Doch die betroffenen Mitarbeiter der Telekom Deutschland GmbH können auf deutlich komfortablere Rahmenbedingungen hoffen als ihre Kollegen in der Konzernzentrale. Während sich dort die Beschäftigten auf die übriggebliebenen Stellen neu bewerben müssen, setzt die Telekom bei den erneuten Streichungen nach eigenen Angaben allein auf Freiwilligkeit.

Den Mitarbeitern würden Abfindungen oder Vorruhestandsregelungen angeboten, so Althoff, freie Stellen nicht neu besetzt. Althoff bestätigte einen Bericht des "Handelsblattes", wonach die Abfindungen Summen von bis zu 200.000 Euro erreichen könnten. "Wir gehen davon aus, dass wir ausreichend Mitarbeiter finden, die unsere Angebote annehmen", so der Sprecher.

Hintergrund der Kürzungen: In der durch eine Fusion der Festnetz- und Mobilfunksparte für deutsche Privatkunden entstandenen Konzerntochter sind nach Unternehmensangaben zahlreiche Verwaltungstätigkeiten aus beiden Ursprungssparten doppelt besetzt. Betroffen sind unter anderem Abteilungen für Marketing, Personal oder Kommunikation. Der Abbau soll eine Ersparnis von 100 Millionen Euro bringen, die der Konzern unter anderem in den Ausbau des neuen Glasfasernetzes investieren will.

Der Betriebsrat der Telekom Deutschland GmbH wollte sich am Donnerstag auf Anfrage nicht zu den Abbauplänen äußern. Ein Sprecher der Gewerkschaft Verdi kritisierte, Personalabbau ersetze auf Dauer keine Innovationen. In vielen Bereichen der Telekom sei die Arbeitsbelastung durch Stellenabbau bereits erheblich gestiegen. Mitarbeiter klagten über eine "permanente Verschlechterung der Arbeitsbedingungen".

Die Telekom streicht seit Jahren Stellen. Ende 2011 beschäftigte der Konzern in Deutschland 122.000 Mitarbeiter, zehn Jahre zuvor waren es noch 178.000 Beschäftigte.

Parallel zum Stellenabbau sucht die Telekom Spezialisten für ihre neuen Geschäftsfelder wie den Aufbau des Glasfaser-Kabelnetzes. Wie viele neue Stellen in diesen Bereichen entstehen, wollte Telekom-Sprecher Althoff nicht beziffern und verwies auf die Bilanzkonferenz des Konzerns Ende Februar.

Im Dezember hatte die Telekom massive Investitionen in den Ausbau neuer Geschäftsfelder angekündigt. So sollen in Deutschland sechs Milliarden Euro unter anderem in den Ausbau der schnellen Netze mit LTE-Technik für den Mobilfunk sowie in Glasfasernetze fließen. Ziel ist zunächst die Stabilisierung der seit Längerem bröckelnden Umsätze im Inland bis 2014 sowie zusätzliches Wachstum in den zukunftsträchtigen Geschäftsfeldern mobiles Internet und vernetztes Zuhause.

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