Höttges mit Mobilfunk-Sorgen Telekom legt Quartalsbericht vor

Bonn · Der Telekom-Chef warnt die Politik vor zu weitreichenden Auflagen für die Frequenzversteigerung. Das Unternehmen hat seinen Quartalsbericht vorgelegt.

Positive Geschäftsentwicklung: Die Telekom stellte ihre Quartalszahlen in Bonn vor. FOTO: DPA

Positive Geschäftsentwicklung: Die Telekom stellte ihre Quartalszahlen in Bonn vor. FOTO: DPA

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Eigentlich gab es bei den Verantwortlichen der Deutschen Telekom am Donnerstag allen Grund zur Zufriedenheit. Die Geschäftsentwicklung im dritten Quartal zeigt Wachstum in allen Bereichen. Doch die Freude für den Vorstand war eingetrübt – dann da ist diese Debatte rund um den Ausbau des Mobilfunknetzes. Derzeit werden in Deutschland die Bedingungen für die Versteigerung der Frequenzen für die nächste Mobilfunkgeneration 5G festgelegt. Von politischer Seite gibt es Druck auf die Bundesnetzagentur, die die Spielregeln festlegt, auf hohe Flächendeckung beim Ausbau zu achten, um auch ländliche Räume versorgen zu können.

Telekom-Chef Timotheus Höttges sprach bei der Vorlage der Geschäftszahlen von einem „Überbietungswettlauf“ der Politiker bei den Forderungen. „Es droht ein industriepolitisches Desaster“, sagte der Telekom-Chef. Er sprach sich gegen ein lokales Roaming aus, mit dem Anbieter verpflichtet werden könnten, ihre Netze zusammenzuschalten, wenn an bestimmten Orten nur ein Telekommunikationsunternehmen das neue Mobilfunknetz ausbaut. In diesem Falle müsste diese Firma den anderen Anbietern die Infrastruktur gegen Entgelt zur Mitnutzung überlassen. „Wir haben als einziger Netzbetreiber Aussagen dazu gemacht, wie wir den 5G-Ausbau für unsere Privat- und Geschäftskunden umsetzen wollen“, betonte Höttges. Die Telekom will bis 2025 99 Prozent der Bevölkerung und 90 Prozent der Fläche in Deutschland mit dem neuen Standard versorgen.

Getragen wurde die positive Geschäftsentwicklung des Bonner Konzerns durch sehr gute Geschäfte der US-Mobilfunktochter T-Mobile US, die im dritten Quartal einen Rekordumsatz erwirtschaftete. So stieg der Konzernumsatz von Juli bis September um 4,7 Prozent auf 19,1 Milliarden Euro. Das bereinigte Betriebsergebnis (Ebitda) legte um 8,5 Prozent auf 6,2 Milliarden Euro zu. Die Telekom hob deshalb die Erwartungen für den Verlauf des Gesamtjahres erneut deutlich an. Auch bei der Umstrukturierung der Geschäftskundensäule T-Systems gab es laut Finanzvorstand Thomas Dannenfeldt Fortschritte. Der Umsatz von T-Systems lag im dritten Quartal 2,8 Prozent über dem Vorjahreswert und erreichte 1,8 Milliarden Euro. Der um Sondereffekte bereinigte operative Gewinn vor Steuern, Abschreibungen und Zinsen (Ebitda) stieg um sechs Prozent auf 139 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte die T-Systems eine Abschreibung von 1,2 Milliarden Euro auf nicht-gewinnbringende Großaufträge machen müssen. Zuwächse gab es beispielsweise beim Cloud-Geschäft, wo Großkunden Datenspeicherung und in Rechenzentren angeboten wird. Bis 2020 will der seit Jahresbeginn amtierende T-Systems-Chef Adel Al-Saleh die Säule wieder profitabel machen.

In der Summe der drei Quartale liege der Auftragseingang, für T-Systems eine wichtige Messgröße, um 19 Prozent über dem Vorjahr, so Dannenfeldt. Höttges wies aber darauf hin, dass die Umstrukturierung noch am Anfang stehe und es deshalb nicht in jedem Quartal Wachstum geben werde.

Länger als erwartet dauert in Deutschland die Umstellung des Festnetzes auf moderne IP-basierte Telefonnetze. Rund 82 Prozent der Kunden seien geschafft. Aber gerade bei Geschäftskunden dauere der Prozess noch bis Ende 2019 an, weil die Kunden Beratungsbedarf hätten. Das führe zu einem Minus bei den Anschlusszahlen.

Der Telekom-Chef bleibt bei seiner ablehnenden Haltung gegenüber der Fusion des Kabelgeschäftes des Unitymedia-Mutterkonzerns Liberty mit dem Konkurrenten Vodafone. Dass das Bundeskartellamt bei der EU den Antrag gestellt hat, die Auswirkungen in Deutschland zu prüfen, begrüßt er: „Das kann nur vor Ort beurteilt werden.“ Unitymedia hat in NRW, Hessen und Baden-Württemberg eigene Kabelnetze und macht darüber den Telekommunikationsunternehmens Konkurrenz.

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