Neue Geschäftskundenstrategie Telekom richtet T-Systems neu aus

Bonn · Tochterunternehmen konzentriert sich jetzt auf Großkunden. Zukäufe stehen wieder auf der Agenda

Für digitale Lösungen setzt T-Systems auch auf die schnelle Erstellung von Prototypen.

Für digitale Lösungen setzt T-Systems auch auf die schnelle Erstellung von Prototypen.

Foto: Telekom

An der Dauerbaustelle T-Systems wird wieder gearbeitet: Die Deutsche Telekom will sich in der Betreuung der Geschäftskunden neu aufstellen. Zum Jahreswechsel will der Bonner Konzern unter dem Dach von Telekom Deutschland eine neue Geschäftseinheit für digitale Plattformen gründen, in die dann auch die bisherige T-Systems-Tochter Multimedia Solutions (MMS) übertragen wird. Die MMS ist ein eigenständiges Unternehmen und hat ihren Hauptsitz in Dresden. Die rund 1700 Digitalexperten sind aber bundesweit beheimatet. Sie entwickeln digitale Strategien für Unternehmen und den öffentlichen Sektor und setzen sie um. Der Umsatz liegt bei rund 200 Millionen Euro. Nachdem sie die Pläne für den Verkauf von T-Systems nicht weiterverfolgt, richtet die Telekom ihre Großkundensparte neu aus. Künftig soll sich die Tochter ausschließlich um bedeutende Großkunden und öffentliche Auftraggeber wie Ministerien und den Staat kümmern, wie Vorstandsmitglied und T-Systems-Chef Adel Al-Saleh sagte. Das Mittelstandsgeschäft soll künftig unter das Dach von Telekom Deutschland schlüpfen.

T-Systems soll künftig eigenständiger agieren können, in dem es bei Investitionen freier planen und selbst entscheiden kann, mit welchen Unternehmen aus dem Ausland Partnerschaften geschlossen werden. Akquisitionen stehen ebenfalls auf der Agenda.T-Systems erwirtschaftet einen jährlichen Umsatz von rund vier Milliarden Euro. Der Löwenanteil verteilt sich mit rund 85 Prozent auf Cloud Services und Digitale Lösungen. Der IT-Dienstleister soll zum „bevorzugten Partner“ der firmeneigenen Digitalisierung werden. Die weltweit rund 28 000 Arbeitsplätze sollen bestehen bleiben. In Bonn arbeiten rund 1100 Menschen für T-Systems.

Die Telekom entlastet T-Systems gleichzeitig von finanziellen Lasten, die aus der Vergangenheit rühren, wie beispielsweise Pensionsverpflichtungen. Damit will die Telekom ihrer Großkundensparte mehr Spielraum für Investitionen in das Geschäft verschaffen. „Wir sind nicht mehr das Unternehmen, das wir vor einigen Jahren waren“, erläuterte Al-Saleh. Statt acht Milliarden würden jetzt vier Milliarden Euro umgesetzt. Aber die Lasten rührten noch aus der Zeit mit dem höheren Umsatz. Eine Höhe der Lastenübernahme wollte Al-Saleh nicht beziffern. Sie werde erst im ersten Quartal 2023 feststehen.

In den vergangenen Jahren hatte T-Systems immer wieder rote Zahlen geschrieben. IT-Dienstleister aus Ländern mit hohem Lohnniveau wie Deutschland arbeiten zu höheren Kosten, was Kunden oft nicht bereit sind zu bezahlen. Die Deutsche Telekom hatte vor rund einem Jahr angefangen, verschiedene Optionen wie den Verkauf der T-Systems zu prüfen. Mitte September wurde dann bekannt, dass der Verkaufsprozess gestoppt worden sei – stattdessen sollte eine neue Strategie für den Verbleib im Konzern ausgearbeitet werden. Die neue Einheit bei Telekom Deutschland, zu der MMS künftig gehört, wird von Maximilian Ahrens geleitet, der bis vor Kurzem Technik-Geschäftsführer von T-Systems war. Sie soll künftig die Digitalisierung von Wirtschaft und Verwaltungen voranbringen. Ziel sei es, Digitalisierung aus einer Hand zu bieten, von guten Leitungen, in der Fachsprache mit Konnektivität bezeichnet, über Cloud und Sicherheitsdienstleistungen bis zur Integration dieser Dienste bei den Kunden, sagte Telekom-Deutschlandchef Srini Gopalan. Das ein ein Wunsch vieler Kunden.

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