Schließung von Betriebskitas Telekom spart bei der Kinderbetreuung

Bonn · Rund 1,7 Millionen Euro will die Telekom in Zukunft jährlich bei der Betreuung der Kinder seiner Mitarbeiter einsparen. Das wären mehr als ein Viertel der Ausgaben in diesem Bereich. Gut verdienende Mitarbeiter sollen mehr zahlen und in den Ferien soll die Kita länger schließen.

 Die Kita ist für viele Eltern die ideale Antwort auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Die Kita ist für viele Eltern die ideale Antwort auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Foto: dpa

Konzernsprecher Husam Azrak bestätigte die Pläne am Montag. „Es gibt Überlegungen, unnötige Ausgaben zu reduzieren“, sagte er dem General-Anzeiger. Das gelte sowohl für Kindertagesstätten als auch für die Ferienbetreuung. „Wir werden nur noch die Angebote machen, bei denen eine große Nachfrage vorhanden ist“, sagte Azrak. Man habe bei einer Untersuchung festgestellt, dass nicht alle betrieblichen Angebote der Kinderbetreuung so wahrgenommen würden, wie das erwünscht sei und sehe daher deutliches Einsparungspotenzial.

Die Pläne für die Umsetzungen wurden dem Konzernbetriebsrat vorgelegt. Gut verdienende Mitarbeiter sollen demnach mehr als bisher für die Betreuung bezahlen. Zudem will das in Bonn ansässige Unternehmen mit den jeweiligen Kommunen über höhere Zuschüsse für die Kitas verhandeln.

Geplant ist nämlich, sich von den Kitas zu trennen, die nach Unternehmensverkäufen nicht mehr zur Telekom gehören. Darunter sei etwa einer von zwei Betriebskindergärten in München, die nach dem Verkauf der Scout24-Gruppe nicht mehr zum Konzern gehören. „Dort fallen die Plätze zwar weg. Aber wir wollen diese bei Bedarf ja weiterhin woanders anbieten“, sagte Azrak. Es gehe dabei um Substanz und Qualität. Ob außer der Münchner Einrichtung weitere der insgesamt 18 Kitas geschlossen werden, an denen die Telekom beteiligt ist, konnte der Pressesprecher nicht sagen.

Eine Standort-Garantie gebe es aber für die beiden Bonner Kitas. „Hier ist die Nachfrage weiterhin ungebrochen groß“, sagte Azrak zu den in unmittelbarer Nähe zur Telekom vorhandenen Kitas „Mobile Strolche“ in Ramersdorf und „Kleine Wolkenstürmer“ in Dottendorf. Deshalb gebe es zumindest am Hauptsitz des Unternehmens in absehbarer Zukunft keinen Anlass zur Veränderung.

Gewerkschaftsvertreter äußerten sich von den Plänen überrascht und enttäuscht. „Das Unternehmen propagiert immer wieder, dass es für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie steht. Das passt mit den aktuellen Plänen aus unserer Sicht überhaupt nicht zusammen“, kritisierte Maik Brandenburger von der Kommunikationsgewerkschaft Dpvkom.

Die Fachgewerkschaft setzt sich für die Beschäftigten von Post, Postbank, Telekom und Call-Center ein. „Die Telekom präsentiert sich nach außen immer wieder als sozialer Arbeitgeber. Wenn sie nun die Pläne umsetzt und bei der Kinderbetreuung kürzt, verabschiedet sie sich von diesem Anspruch endgültig“, sagte Brandenburger dem GA.

Die Telekom hatte vor einigen Jahren bereits geprüft, ob Kürzungen bei der Kinderbetreuung möglich sind. Die Pläne wurden damals aber wieder verworfen. Diesmal ist man am Rhein jedoch gewillt, in diesem Bereich deutlich zu sparen. „Wir überlegen auch, ob wir zukünftig längere Pausen und Ferienzeiten einplanen können“, sagte Azrak. Bisher seien die meisten Kitas außer an Weihnachten und Silvester das ganze Jahr über offen. Das sei keineswegs der Normalfall. „Zwei Wochen Ferien sind für alle zumutbar und keine Einschränkung“, sagte der Konzernsprecher.

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