Telekom und Ver.di nähern sich an

Telekom-Personalvorstand Karl-Gerhard Eick wiederholt Kompromissbereitschaft - Große Tarifkommission am Dienstag

Telekom und Ver.di nähern sich an
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Bonn. (dpa) Die Deutsche Telekom und Ver.di haben bei den Gesprächen über die geplante Auslagerung von rund 50 000 Mitarbeiter nach Angaben des Unternehmens eine Annäherung erzielt. "Wir verhandeln mittlerweile über Inhalte", sagte ein Telekom-Sprecher am Montag in Bonn.

In den drei vorangegangenen Verhandlungsrunden hatten beide Seiten nur über Verfahrensfragen gesprochen. Im Umfeld der Gespräche hieß es, dass ein weiterer Termin anberaumt werden könnte, um über Details zu verhandeln. Voraussetzung sei allerdings, dass die Chance für eine einvernehmliche Lösung wachse.

Telekom-Personalvorstand Karl-Gerhard Eick hatte wiederholt seine Kompromissbereitschaft signalisiert. Dieser müsse aber tragbar sein, verlangte Eick. Sollte keine Einigung erzielt werden, will das Unternehmen die Auslagerung der Mitarbeiter in drei neue Gesellschaften unter dem Dachnamen T-Service im Alleingang vollziehen.

Die neue Struktur soll dann zum 1. Juli in Kraft treten. Die Telekom will mit dem Konzernumbau ihre Kosten um bis zu 900 Millionen Euro senken und die Servicequalität verbessern. Unter anderem sollen die Mitarbeiter für weniger Geld länger arbeiten als bisher. Vorstandschef René Obermann beteuert, dass mit der Gründung von T-Service der Abbau von Arbeitsplätzen vermieden werde. Ver.di lehnt die Pläne ab und verlangt tariflichen Schutz für die Beschäftigten.

Die vierte Verhandlungsrunde wurde von neuen Protesten begleitet. Bundesweit nahmen nach Angaben der Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di rund 12 000 Beschäftigte an Warnstreiks teil. Dadurch sei mit einer Beeinträchtigung des Betriebs in Callcentern und Kundendienst zu rechnen, sagte ein Ver.di-Sprecher. Bereits in der vergangenen Woche hatten mehrere tausend Mitarbeiter gegen die Pläne der Konzernführung protestiert.

Für Dienstag hat Ver.di die Große Tarifkommission der Gewerkschaft einberufen. Diese könnte eine Ausweitung der Warnstreiks oder umfassende Arbeitsniederlegungen empfehlen, denen allerdings noch der Ver.di-Bundesvorstand zustimmen müsste.

Der Bonner Konzern kann T-Service auch ohne die Zustimmung von Ver.di gründen, allerdings hatte die Gewerkschaft bei einem Alleingang der Telekom-Führung mit einer Ausweitung der Streiks gedroht. Nach Einschätzung von Analysten könnte die Telekom dann zur neuerlichen Gewinnwarnung gezwungen sein.

Die Telekom steht auf ihrem deutschen Heimatmarkt massiv unter Druck. So verlor die Festnetzsparte T-Com im vergangenen Jahr über zwei Millionen Kunden - mit einer Erholung rechnet Vorstandschef Obermann für dieses Jahr nicht. Er hatte daher wenige Monate nach seinem Amtsantritt im Januar die Prognose für 2007 senken müssen. Experten halten eine Gründung von T-Service für unvermeidlich.

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