Bilanz in Bonn Telekom verbucht hohe Gewinne durch US-Steuerreform

Bonn · Die Deutsche Telekom führt den schwachen Aktienkurs auf verunsicherte Investoren zurück. Dividende soll auf 65 Cent steigen. Außerdem hält der Finanzvorstand einen Verkauf von T-Systems für möglich. Ein Unternehmen zieht Bilanz.

Die Deutsche Telekom schließt nicht aus, dass IT-Geschäft der schwächelnden Großkundensparte T-Systems zu verkaufen. Finanzvorstand Thomas Dannenfeldt sagte am Donnerstag bei der Bilanzpressekonferenz in Bonn, dass alle Varianten auf dem Tisch lägen. Keine habe automatisch Vorrang. Für T-Systems hatte es wegen der schlechten Auftragslage eine Milliardenabschreibung gegeben. Der neue Chef Adel Al-Saleh kann sich eine Aufspaltung des Geschäfts vorstellen.

Was die Zukunft des Lkw-Mautbetreibers Toll Collect angeht, blieb Dannenfeldt zurückhaltend. Erst müsse man alle Rahmenbedingungen kennen, bis die Entscheidung fallen könne, ob die Telekom dabei bleibe. Die Telekom ist wie Daimler zu je 45 Prozent an Toll Collect beteiligt. Wegen eines langen Rechtsstreits mit dem Bund verzögert sich die weitere Vergabe des milliardenschweren Auftrags. Deshalb soll Toll Collect vorübergehend verstaatlicht werden. Der Bund will die Anteile an der Betreibergesellschaft zum 1. September übernehmen und später an den erfolgreichen Bieter veräußern.

Die US-Steuerreform hat der Telekom im vergangenen Jahr zu einem Gewinnsprung verholfen. Telekom-Chef Timotheus Höttges kommentierte dies mit einem kurzen „Dank auch an Donald“. Der bereinigte Überschuss kletterte um fast 47 Prozent auf 6,04 Milliarden Euro. Dem Bonner Unternehmen half ein Einmaleffekt in Höhe von 1,7 Milliarden Euro durch die Unternehmenssteuerreform. Ohne diesen Effekt hätte ein Gewinnrückgang in den Büchern gestanden. Der Umsatz stieg 2017 um 2,5 Prozent auf 74,9 Milliarden Euro.

Die Deutsche Telekom will ihre Dividende zum dritten Mal in Folge auf nunmehr 65 Cent je Aktie erhöhen, „Auch unsere Aktionäre sollen von unseren Erfolgen profitieren“, sagte Höttges. Die Hauptversammlung muss dem Vorhaben noch zustimmen.

Hohe Investitionen

Im vergangenen Jahr schraubte Europas größtes Telekommunikationsunternehmen die Investitionen mit 12,1 Milliarden Euro deutlich in die Höhe, um die Netze auszubauen. Deutschland liegt bei der Glasfaserversorgung auf den hinteren Rängen. Die Zahl der glasfaserbasierten Anschlüsse stieg um 41 Prozent auf 9,6 Millionen.

Der Umsatz des Segments Deutschland legte um 0,7 Prozent auf 21,9 Milliarden Euro zu. „Wir sind 2017 auf einen Wachstumspfad eingeschwenkt“, meinte der neue Telekom-Deutschland-Chef Dirk Wössner. Der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) wuchs um 2,8 Prozent auf 8,5 Milliarden Euro. Die Zahl der Privatkunden, die das Bündelprodukt aus Festnetz und Mobilfunk nutzen, stieg um 20 Prozent auf 3,6 Millionen.

Eine Änderung gibt es bei der Finanzierung der Pensionsverpflichtungen für ehemalige Beamte. Bislang hat die Telekom jedes Jahr mindestens 250 Millionen Euro in das ausgelagerte Pensionsvermögen eingezahlt. Künftig will die Telekom ihre Zwölf-Prozent-Beteiligung an der britischen BT (früher British Telecom) in diesen Fonds einbringen. Dannenfeldt bezifferte den aktuellen Wert auf etwa 3,7 Milliarden Euro. Die Aktien der Briten hatten nach einem Bilanzskandals deutlich an Wert verloren. Dadurch musste der Bilanzwert der Beteiligung mehrmals gesenkt werden.

Turnschuhe für Mitarbeiter

Den schwachen Aktienkurs führt der Telekom-Chef auf ausländische Investoren zurück. Diese seien verunsichert über die Regulierung in Europa und ob das Unternehmen die hohen Investitionen in die Netze auch zurückverdienen könne, so Höttges. Das verstärke den Effekt, dass dividendenstarke Titel verstärkt in Staatsanleihen getauscht würden. Die Aktie war in den vergangenen Wochen bereits deutlich abgerutscht. Die Aktie schloss den Handel mit einem Minus von 2,37 Prozent bei 12,97 Euro.DAm Donnerstag sackte die T-Aktie zunächst um 2,52 Prozent auf 12,95 Euro ab.

Als Anerkennung für „unermüdlichen Einsatz“ bei der Telekom Deutschland haben fast 70 000 Beschäftigte einen Gutschein für magentafarbene Turnschuhe von Adidas erhalten. Bis zum 30. April kann bestellt werden. Damit man die „Magenta-Familie in Zukunft sogar am Schuhwerk erkennt“, heißt es in der Mitarbeiter-Mail.

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