Telekom verteuert Anrufe bei der Konkurrenz

Telefonate von Kunden des Bonner Konzerns zu Anschlüssen von Stadtnetzbetreibern wie Netcologne werden um 0,2 Cent pro Minute teurer

Telekom verteuert Anrufe bei der Konkurrenz
Foto: ap

Bonn. Kunden der Deutschen Telekom müssen ab kommenden Mai mehr für Telefonate zu Anschlüssen von Stadtnetzbetreibern zahlen. Pro Gesprächsminute würden 0,2 Cent zusätzlich zu den normalen Gesprächsgebühren fällig, bestätigte am Mittwoch T-Com-Sprecher Frank Domagala. T-Com ist das Festnetzgeschäft der Telekom.

Beim Bonner Unternehmen sind die Extragebühren aber nur ein durchlaufender Posten: "Wir überweisen das Geld direkt an die Stadtnetzbetreiber weiter", sagte Domagala. Stadtnetzbetreiber wie Netcologne oder Hansenet in Hamburg haben nach der Öffnung der Telekommunikationsmarktes eigene Netze aufgebaut. Im Gegensatz zu Call-by-Call-Betreibern mussten sie für das Verlegen von Leitungen oder den Aufbau von Vermittlungstechnik höhere Investitionen tätigen.

Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post hatte im September entschieden, dass rund 30 Stadtnetzbetreiber für die Nutzung ihrer Netze rund 25 Prozent mehr verlangen dürfen als die Telekom. "Mit dieser Entscheidung erhalten die alternativen Teilnehmernetzbetreiber einen Ausgleich für den späteren Start und für die zunächst geringere Kundenzahl im Vergleich zum Marktbeherrscher", sagte Chefregulierer Matthias Kurth zur Begründung.

Die Entscheidung der Regulierungsbehörde war notwendig geworden, weil sich die Wettbewerber und die Telekom nicht auf die Entgelte einigen konnten. Am Mittwoch wollte ein Sprecher der Regulierungsbehörde die Entscheidung der Telekom nicht kommentieren: "Das ist eine Geschäftsentscheidung des Unternehmens. Die Unternehmen hatten bei der Regulierungsbehörde zusätzliche Gebühren für die Netzzusammenschaltung zwischen 1,8 Cent und 5,8 Cent beantragt.

"Wir haben immer versucht, diesen Aufschlag zu verhindern, weil wir ihn für falsch halten", sagte Domagala. T-Com kalkuliere die zusätzlichen Gebühren deshalb nicht in die normalen Gesprächspreise ein, "weil wir unsere Kunden, die vielleicht nie Gespräche zu Stadtnetzbetreibern haben, nicht bestrafen wollen." Das Unternehmen plane die Einrichtung einer 0800er Rufnummer, bei der sich Interessenten kostenlos informieren können, ob bei der gewünschten Nummer Zusatzgebühren fällig werden.

Denn das ist ein Kernproblem der Regelung: An den Telefonnummern ist nicht zu erkennen, zu welchem Netzbetreiber sie gehören. Eine kostenlose Ansage vor Beginn des Gespräches, wie sie Call-by-Call-Betreiber haben, würde zu hohe Investitionen erfordern, sagte Domagala. Ihn überrasche, dass die Stadtnetzbetreiber im siebten Jahr ihrer Geschäftstätigkeit noch auf Starthürden verwiesen.

"Es wäre besser gewesen, wenn die Netzbetreiber sich untereinander geeinigt hätten", sagt Michael Bobrowski, Referent für Telekommunikation beim Bundesverband Verbraucherzentralen. Er könne die Entscheidung der Regulierungsbehörde nachvollziehen. Denn die Stadtnetzbetreiber müssten eine faire Chance bekommen. "Allerdings muss man die Folgen der Entscheidung im Auge behalten, damit sie nicht den gegenteiligen Effekt entfaltet", sagt Bobrowski. Denn es bestehe die Gefahr, dass die Stadtnetzbetreiber den Kunden weniger attraktiv erschienen.

"Wir haben ein Erklärungsproblem", gibt Peter Eggers, Pressesprecher Bundesverbandes der regionalen und lokalen Telekommunikationsgesellschaften (Breko), zu. Aber die Begründung, warum die Stadtnetzbetreiber die höheren Kosten hätten, liege auf der Hand. Sie seien später in den Markt eingetreten als der Ex-Monopolist Telekom, hätten deshalb noch weniger Kunden und schlechter ausgelastete Netze.

Eggers geht aber davon aus, dass sich mittelfristig die Gesprächsgebühren wieder angleichen werden. Die Entscheidung der Regulierungsbehörde ist bis Ende Mai 2006 befristet. Seit das neue Telekommunikationsgesetz in Kraft getreten ist, muss sich die Telekom höhere Entgelte nicht mehr vorab genehmigen lassen.

Arcor, der zweitgrößte deutsche Festnetzbetreiber, von der Regelung nicht betroffen. Gespräche zwischen Arcor- und Telekomkunden und umgekehrt könnten weiterhin ohne zusätzliche Gebühren geführt werden.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: " Der Dschungel wird dichter"

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