Bilanz in Köln Tüv Rheinland setzt auf Cybersicherheit

Köln · Die Prüforganisation zieht eine positive Jahresbilanz für 2018. Sie steigert ihren Umsatz auf knapp zwei Milliarden Euro - und nimmt ein neues Geschäftsfeld ins Visier. Der Tüv will in der digitalen Welt für Sicherheit sorgen.

 Prüfer des Tüv Rheinland: Ein Mitarbeiter untersucht einen Roboter.

Prüfer des Tüv Rheinland: Ein Mitarbeiter untersucht einen Roboter.

Foto: obs

Opfer eines digitalen Angriffs werden – diese Sorge haben viele Unternehmen und Privatpersonen. „Das Grundbedürfnis nach digitaler Sicherheit wird immer größer. Wir sorgen für Qualität und Sicherheit und führen Datenschutzzertifizierungen durch“, erklärte Michael Fübi, Vorstandsvorsitzender des Tüv Rheinland am Dienstag. Bei der Bilanzpräsentation des Unternehmens für das Jahr 2018 betonte der Vorstand die zunehmende Bedeutung digitaler Sicherheit für den Tüv.

Die Prüforganisation ist im Geschäftsjahr 2018 nach eigenen Angaben weiter gewachsen. Der Umsatz stieg um 26,2 Millionen (1,3 Prozent) auf 1,99 Milliarden Euro. Das bedeutete einen Gewinn von 137,5 Millionen Euro vor Zinsen und Steuern (plus 5,3 Prozent gegenüber 2017). „Umsatzsteigerung und Wachstum sind nicht das Wichtigste. Höchste Priorität hat der Ruf unserer Marke“, betonte Fübi. Er bezeichnete das Jahr 2018 als „Jahr des Umbaus und der Digitalisierung“ innerhalb des Unternehmens. Bei Investitionen in Höhe von 91 Millionen Euro im Jahr 2018 lag der Schwerpunkt intern bei der Digitalisierung und der Weiterentwicklung der IT-Infrastruktur. Aber auch bei seiner Arbeit als Prüfdienstleister spielen beim Tüv neue Aufgaben im Bereich der Cybersicherheit eine Rolle. Der Geschäftsbereich „Transformation und Cybersecurity“ machte 2018 rund sechs Prozent des Umsatzes aus. „Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Unternehmen angegriffen wird, liegt bei annähernd 100 Prozent. Deshalb wollen immer mehr Konzerne, dass wir ihre Sicherheitssysteme überprüfen“, so Fübi. Er rechnet für die Zukunft mit einem überproportionalen Wachstum in dem Bereich „Transformation und Cybersecurity“ und könnte sich vorstellen, dass dieser bis zu 20 Prozent des Gewinns ausmachen wird.

Dennoch waren die größten Geschäftsbereiche im Jahr 2018 mit jeweils rund 25 Prozent des Gesamtumsatzes immer noch „Industrie Service“, „Mobilität“ und „Produkte“. Auch in diesen Bereichen spiele die Digitalisierung eine immer wichtigere Rolle, beispielsweise bei der Speicherung von Daten in Autos oder der Prüfung von Produktionsanlagen, die immer häufiger untereinander oder mit dem Internet verbunden sind. 2018 habe der Tüv erste Aufträge für das Beraten über die Cybersicherheit von Produktionsanlagen bekommen.

Tüv rekrutiert MItarbeiter

„Wir wollen neue Technologien sicher begleiten und in den Markt einführen“, sagte Fübi. So unterstütze der Tüv Unternehmen, die autonomes Fahren entwickeln. Fübi: „Die neue Technik muss zuverlässig sein. Der Fahrer muss sich komplett auf das System verlassen können. Bis das möglich ist, gibt es noch viele Fragen. Die Datensicherheit ist hier auch wieder zentral.“ Die zunehmende Anzahl von Elektroautos – sie müssen weniger gewartet werden – sieht der Vorstandsvorsitzende nicht als Gefährdung seines Geschäfts. „Ich mache mir für die nächsten 10 bis 15 Jahre keine Sorgen um diesen Bereich. Aber das Prüfverhalten bei Autos wird sich ändern. Es wird viel öfter um die richtige Software gehen als um einen kaputten Motor“, erklärte der Vorsitzende des Unternehmens, das in Deutschland vor allem für seine Fahrzeuguntersuchungen bekannt ist.

Als wachsendes Unternehmen rekrutiere der Tüv momentan 1000 Mitarbeiter weltweit, darunter 500 in Deutschland, erläuterte Vorstandsmitglied Ruth Werhahn. „Wir suchen in vielen verschiedenen Bereichen: Ärzte, Auszubildende, IT-Spezialisten“, sagte Werhahn. Besonders schwierig zu finden seien dabei die IT-Spezialisten. Die Kollegen der Unternehmen Bayer und Ford, bei denen Stellen abgebaut werden, seien natürlich willkommen. Direkte Gespräche hätten jedoch noch nicht stattgefunden, so Werhahn. 2018 zählte der Tüv Rheinland weltweit 20 450 Mitarbeiter in Vollzeitbeschäftigung, etwa 500 mehr als im Vorjahr. In Deutschland waren 8795 Mitarbeiter tätig, international 11 655.

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