Arbeiten werden ausgelagert Umfrage-Institut Infas in Bonn entlässt alle Interviewer

Bonn · Zum 1. Juli entlässt das in Bonn ansässige Unternehmen Infas alle seine Interviewer. In Zukunft sollen die Umfragen über Externe abgewickelt werden. Das trifft vor allem Renterinnen und Rentner, die mit der Arbeit als Interviewer ihre Einnahmen aufstockten.

 Eine Kündigung flatterte den Interviewern des Forschungsinstituts Infas vergangene Woche ins Postfach. Eine Woche nach Erhalt des Schreibens sollen deren Stellen schon gestrichen werden.

Eine Kündigung flatterte den Interviewern des Forschungsinstituts Infas vergangene Woche ins Postfach. Eine Woche nach Erhalt des Schreibens sollen deren Stellen schon gestrichen werden.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Wer früher Wahlprognosen erhalten wollte, bekam diese oft vom Bonner Forschungsinstitut Infas. Auch an den ersten Ermittlung von Einschaltquoten im deutschen Fernsehen war das Institut beteiligt. Das private Unternehmen forscht und berät Firmen, Wissenschaft und Politik im Bereich der angewandten Sozialwissenschaft. Gegründet wurde es 1959. Für die ARD hat es die ersten Hochrechnungen zur Bundestagswahl 1965 durchgeführt, die Politikforschung für das Erste begann bereits im Gründungsjahr. Nun hat Infas alle seine Interviewer zum 1. Juli entlassen. Das Schreiben kam für die Mitarbeitenden überraschend.

Über 100 Wissenschaftler sind ebenfalls bei Infas angestellt. Die bleiben von der Entlassungswelle allerdings unberührt. Die Umfragen würden in Zukunft von Externen durchgeführt, heißt es knapp in einem Schreiben an die Mitarbeitenden, das dem GA vorliegt. Marina M., die aus Gründen des Quellenschutzes mit geändertem Namen genannt wird, gehört zu den Gekündigten. Eine Woche Vorlaufzeit habe man den Mitarbeitenden gegeben. „Das finde ich schon heftig“, sagt die Interviewerin. In Zukunft werde man die Interview-Leistungen auslagern. Das Schreiben beinhaltet ganze fünf Sätze.

Sie selbst ist seit drei Jahren im Institut beschäftigt gewesen. Schlimm sei die Kündigung für sie nur deshalb nicht, weil sie gleichzeitig einem regulären Job nachgehe, eher für die Rentnerinnen und Rentner, die teils von der Arbeit lebten, so die Interviewerin. M. habe außerdem herausgefunden, dass das Institut aus der Ollenhauerstraße in die Nähe des Posttowers umziehen werde. Ein kleiner Stamm von Befragenden werde dort wohl unter dem Mantel der „Cati Lab GmbH“ Interviews für Infas durchführen.

Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter betroffen sind und in welcher Form die Umfragen extern fortgeführt werden, bleibt vonseiten des Unternehmens aktuell unbeantwortet. Infas möchte sich zu internen Angelegenheiten nicht äußern, heißt es dort auf GA-Anfrage.

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