Haupt- und Realschule Menden Unternehmen stellen sich den Schülern vor

SANKT AUGUSTIN · Ob man sie bereits "Mangel" nennt oder noch "Bedarf" - die Nachfrage nach guten Auszubildenden als Fachkräfte von Morgen ist groß. Umso wichtiger ist es, Schüler im Übergang in die für sie richtige Ausbildung zu begleiten.

 Realschulleiterin Eva-Maria Gerstkamp begrüßt die Haupt- und Realschüler zum Berufsinformationstag.

Realschulleiterin Eva-Maria Gerstkamp begrüßt die Haupt- und Realschüler zum Berufsinformationstag.

Foto: Thomas Heinemann

Haupt- und Realschule Menden haben ihre Berufsorientierung mit Praktika, eigenem Unterricht, Einzelgesprächen und Informationstagen als feste Säule in ihr Schulprogramm aufgenommen. Am Samstag haben beide Schulen erstmals ihren Berufsinformationstag gemeinsam durchgeführt.

Dabei stellten Unternehmen der Region ihre Branchen und Berufe den Schülern der Klassen 8, 9 und 10 vor. "Als man klein war, wusste jeder noch ganz genau, was er einmal werden wollte. Polizist, Krankenschwester oder Pilot," erinnerte Realschulleiterin Eva-Maria Gerstkamp die Schüler: "Heute wisst ihr, dass der eine Beruf fürs Leben ein Auslaufmodell geworden ist. Jeder Arbeitnehmer wechselt heute in der Regel mehrmals seine Stelle."

Egal wohin der Weg führe, an einer abgeschlossenen Ausbildung komme man nicht vorbei. Das sei aber längst noch nicht alles, wie Birgitta Reinert, Vertreterin der Ärztekammer Nordrhein, den Schülern erzählte: "Gerade in Gesundheitsberufen ist Teamfähigkeit wichtig. Man sollte sich vorher fragen, ob man selbst für diesen oder jenen Beruf geeignet ist, ob man mit Verletzungen und Krankheiten umgehen kann."

Spannende Berufe gebe es in ihrer Branche viele, riet Reinert, sich rechtzeitig mit Gesprächen und Praktika zu informieren. Was in ihrer Branche besonders wichtig sei, sagte die Ärztin den Schülern gleich zu Beginn: "Man muss gut mit Menschen umgehen können."

Ein guter Umgang, das ist heute längst nicht selbstverständlich, wie gängige Umfragen zeigen: Neben fehlenden schulischen Voraussetzungen werden auch guter Umgang, gutes Benehmen und andere Sozialkompetenzen bei neuen Auszubildenden in Unternehmen vermisst. Und nicht nur dort, bestätigt Schulleiterin Eva-Maria Gerstkamp: "Zum Beispiel ist das gegenseitige Grüßen bei vielen Schülern völlig auf der Strecke geblieben."

Es mangele an Tugenden wie Pünktlichkeit, Höflichkeit, Ehrlichkeit und Verantwortung, sagte Gerstkamp und berichtete von ihren Versuchen, einer Abschlussklasse das "Hand-vor-dem-Mund-nehmen" beim Gähnen beizubringen. Unwillig, dies zu lernen, das seien die Schüler indes nicht, betont die Schulleiterin: "Natürlich gibt es auch beste Gegenbeispiele. Doch diese Schüler sind meist ruhiger, fallen im positiven Sinne in einer Klasse nicht auf. Aber manche Schüler, und das sind nicht wenige, bringen die gute Erziehung von Zuhause aus einfach nicht mit. Da lässt dann auch die Mitarbeit vieler Eltern zu wünschen übrig. Das ist aber nicht nur bei uns so, sondern nahezu überall."

Unter den Folgen leiden die Schüler spätestens beim Übergang von der Schule in den Beruf. "Spürbar und zum Teil drastisch", sagt Lehrer Christian Brenk, der gemeinsam mit Alexandra Kaiser den Berufsinformationstag organisiert hat. "Da haben unentschuldigte Verspätungen plötzlich Konsequenzen, vielleicht sogar hin bis zur Kündigung. Gute Umgangsformen und auch eine gewisse Reife sind daher wichtiger Teil der Ausbildungsfähigkeit."

Und um die sei es nicht unbedingt gut bestellt, ergänzt die Schulleiterin Gerstkamp: "Die Aussage des Kinder- und Jugendpsychiaters und Bestsellerautors, dass rund ein Drittel der Schüler nicht ausbildungsfähig sind, würde ich nach unserer Erfahrung sofort unterstreichen."

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