Mobilfunk-Fusion in den USA US-Fusion von Telekom und Sprint vor dem Aus?

Bonn/Frankfurt · Offenbar will die japanische Sprint-Mutter den Mobilfunk-Zusammenschluss mit der Telekom abbrechen. Dadurch sind Milliarden-Einsparungen in Gefahr, die im Hinblick auf die Entwicklung neuer Mobilfunktechnologie benötigt werden.

Die lange Geschichte der Vermittlungsversuche zwischen der Telekomtochter in den USA und möglichen Partnern bekommt möglicherweise noch ein weiteres Kapitel. Zunächst war es die japanische Wirtschaftszeitung „Nikkei“, die berichtete, dass die Verhandlungen über eine Fusion zwischen T-Mobile US und dem amerikanischen Konkurrenten Sprint vor dem Aus stehen. Der Großaktionär von Sprint, der japanische Softbank-Konzern, habe die Reißleine gezogen und schlage einen Abbruch der Gespräche vor. Einigen Branchenexperten erscheint das durchaus plausibel.

„Der Softbank-Chef ist ziemlich wankelmütig“, sagt Markus Friebel vom Analystenhaus Independent Research in Frankfurt. „Der hatte schon in der ersten Jahreshälfte mit anderen Verhandlungspartnern Probleme. Deswegen finde ich es nicht abwegig, dass er sich den Plänen nun in den Weg stellt.“ Der Funke des Streits könnte aus dem Stein unterschiedlicher Vorstellungen über künftige Machtverhältnisse geschlagen worden sein. Beide Unternehmen zusammen wiegen rund 80 Milliarden Dollar; allerdings wiegt T-Mobile-US ungleich schwerer auf der Börsenwaage.

Daher waren Beobachter bislang davon ausgegangen, dass Softbank und die anderen Anteilseigner an Sprint rund 40 Prozent der Aktien an einem gemeinsamen Unternehmen halten könnte, die Telekom-Seite dementsprechend mehr. Wie Nikkei berichtet, habe der Aufsichtsrat von Softbank entschieden, die Kontrolle nicht abgeben zu wollen. Jedenfalls wäre ein Scheitern des Zusammenschlusses aus Sicht der beiden betroffenen Unternehmen ein Rückschritt. Experten hatten im Fall eines Zusammenschlusses mit möglichen Synergien von rund 30 Milliarden Dollar gerechnet.

An Börsen herrschte Katerstimmung

„Wenn es stimmt, dass die nicht mehr miteinander sprechen, wirft es beide Unternehmen natürlich zurück“, sagt Stefan Müller von der deutschen Gesellschaft für Wertpapieranalyse. Die Milliardeneinsparungen wären für beide Seiten wichtig, denn in naher Zukunft stehen Investitionen in neue Mobilfunkstandards an. Blieben sie alleine, müsste also jeder Konzern für sich die Milliardeninvestitionen in neue Netze oder Übertragungswege stemmen; zudem fielen die durch die Fusion erhofften Einsparungen durch Synergien weg, was die Lage noch einmal schwerer macht.

Ins Fäustchen lachen könnten sich dagegen die Nummer eins und zwei auf dem amerikanischen Markt, also AT&T und Verizon. Denn die dürften mit Argwohn beobachtet haben, dass die Nummer drei und vier sich zu einem schlagkräftigeren Spieler zusammenschließen wollten.

Dabei dürfte die Telekom-Tochter ein Scheitern der Gespräche besser verkraften als Sprint. Denn die amerikanische Tochter hat sich von deren Schmuddelkind quasi zur Prinzessin gewandelt. Vor einigen Jahren noch hatte die Bonner Mutter nichts Dringenderes im Sinn, als die ungeliebte Tochter abzustoßen – ein Klotz am Bein des ansonsten gut laufenden Geschäftes des Bonner Konzerns.

Durch aggressive Werbestrategien aber und einen neuen Unternehmenschef bei der Tochter in Amerika ist es dem Unternehmen aber geglückt, deutlich an Boden gegenüber der Konkurrenz gut zu machen: Die Zahl der Kunden stieg rasch und steil, die Neuverträge wiederum katapultierten Umsätze und Gewinne in die Höhe. Am Ende dieser bemerkenswerten Wirtschaftsgeschichte steht die Tochter jenseits des Atlantiks nun glänzend da – und trägt einen erheblichen Teil zu Umsätzen und Gewinnen wiederum der Konzernmutter in Bonn bei.

An den Börsen jedenfalls herrschte Katerstimmung nach den Berichten über die gescheiterten Fusionsgespräche. Zwar haben sich alle beteiligten Konzerne auf Nachfrage nicht zu den Spekulationen äußern wollen. Investoren reagierten dafür aber umso entschiedener: Aktien von Sprint und T-Mobile in den USA verloren in ersten Reaktionen deutlich an Wert.

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