Finanzielle Not Kölner Pizzakette Vapiano fehlen 30 Millionen Euro

Köln · Die Kölner Restaurantkette Vapiano befindet sich in finanziellen Nöten, verhandelt derzeit mit Banken über eine Restrukturierung und verschiebt die Veröffentlichung des Jahresabschlusses. Dem Unternehmen fehlen 30 Millionen Euro.

Auf der Homepage von Vapiano ist die Welt noch in Ordnung. Es geht um Spargel-Gerichte, die gerade auf der Karte der Restaurantkette stehen: Salat mit Spargel, Pizza mit Spargel, Pasta mit Spargel. Auch die Möglichkeiten des mobilen Bestellens und Bezahlens sowie der Lieferservice nach Hause stehen ganz oben.

Wie es dem Unternehmen geht, das damit wirbt, dass die Gerichte individuell und vor den Augen der Gäste zubereitet werden, erfährt der Besucher nur, wenn er sich auf der Rubrik für Anleger mehrfach durchklickt. Vapiano hat die Veröffentlichung des Jahresabschlusses 2018 gerade erneut um drei Wochen nach hinten geschoben. Statt wie geplant am Freitag sollen die Zahlen jetzt voraussichtlich am 24. Mai vorgelegt werden. Das Kölner Unternehmen führe derzeit Verhandlungen über eine Refinanzierung mit den finanzierenden Banken. Beteiligt seien die Großaktionäre Mayfair Beteiligungsfonds II GmbH & Co. KG, VAP Leipzig GmbH & Co. KG und Exchange Bio GmbH. Hinter Mayfair steckt Tchibo-Erbe Günter Herz.

Es geht um ein Gesamtvolumen von rund 30 Millionen Euro, die Vapiano fehlen. „Die Refinanzierung soll eine finanzielle Restrukturierung der Gesellschaft sowie die weitere Umsetzung der strategischen Neuakzentuierung ermöglichen“, teilte Vapiano mit.

Vapiano hat das Ziel, die Wartezeiten der Gäste deutlich zu reduzieren. Die Prozesse und Arbeitsabläufe in den Restaurants sollen angepasst werden. Bei der Speisekarte will sich Vapiano wieder auf traditionelle italienische Gerichte zurückbesinnen. In der Vergangenheit hatten neue Gerichte für Ärger gesorgt, die eine längere Zubereitungszeit brauchen und zu Warteschlangen führten. Mit dem Umbau soll der Konzern zurück in die Gewinnzone gebracht werden. „Die Parteien beabsichtigen die Verhandlungen in Kürze abzuschließen“, teilte die Kölner Firma mit.

Da der Abschluss einer Refinanzierungsvereinbarung jedoch Voraussetzung für die abschließende Aufstellung und Testierung des Jahres- und Konzernabschlusses sei, würden die Abschlüsse später veröffentlicht. Auch die ordentliche Hauptversammlung der Gesellschaft wird nicht wie angekündigt am 5. Juni stattfinden können. Den neuen Termin will die Gesellschaft gesondert ankündigen.

Für Aktie geht es bergab

Den Anlegern schmeckten diese Ankündigungen natürlich überhaupt nicht: Die Aktie wurde am Donnerstagvormittag mit 5,90 Euro und damit um drei Prozent niedriger als am Dienstag gehandelt. Die Vapiano SE ist seit dem 27. Juni 2017 an der Frankfurter Börse im Prime Standard des regulierten Marktes notiert. Damals wurde die Aktie zu 23 Euro an den Markt gebracht. Nach einem kurzen Anstieg bis auf 25,20 Euro Anfang 2018 geht es seit geraumer Zeit bergab.

Das Unternehmen, das 2017 seine Zentrale von Bonn nach Köln verlagerte, hat seine Ziele für 2018 deutlich verfehlt. Das gab die Gastronomiekette im Februar selbst bekannt. Der Umsatz liegt nach vorläufigen Zahlen – mit rund 370 Millionen Euro ein Prozent unter dem Vorjahr. Vapiano hatte seine Prognosen für 2018 bereits im September und nochmals im November gesenkt. Im November war der Spezialist für schnelle italienische Gerichte noch von einem Jahresumsatz zwischen 375 bis 385 Millionen Euro ausgegangen.

Der Nettoverlust werde wegen außerplanmäßiger Abschreibungen deutlich höher ausfallen als 2017, wo das Minus 29,6 Millionen Euro betrug, teilte das Unternehmen mit. Ausschlaggebend für diese Entwicklung sei die nicht zufriedenstellende operative Entwicklung des vierten Quartals 2018 sowie die schwache Entwicklung einiger neueröffneter Restaurants.

„Nach einem operativ sehr enttäuschenden Geschäftsjahr 2018 werden wir das Jahr 2019 nutzen, um einen strategischen Übergang zu schaffen und die Komplexität unseres Geschäftsmodells deutlich zu reduzieren“, sagte im Februar Vapiano-Chef Cornelius Everke. Er ist seit Dezember 2018 am Ruder, nachdem Vorgänger Jochen Halfmann gehen musste.

Weniger neue Restaurants

Zukünftig will Everke weniger neue Restaurants eröffnen. Der Schwerpunkt liege dabei auf der Auswahl attraktiver Standorte in Metropolen. Er führt die Probleme auch auf die schnelle Expansion zurück. Für die Märkte außerhalb Europas wird, ähnlich wie in den USA, ein Verkauf geprüft. Das Kölner Unternehmen hatte die US-Töchter zu Jahrresbeginn an die Plutos Sama Holding verkauft.

An unprofitablen Standorten will Everke Filialen schließen. Mehr Vapiano-Filialen sollen künftig von Franchisenehmern betrieben werden, um das Risiko für das Unternehmen zu minimieren. Insgesamt soll die Expansion wesentlich langsamer werden. Freiwerdende Mittel sollen verstärkt in eigene Restaurants investiert werden, „um insbesondere das Gästeerlebnis zu stärken“.

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