Verkauf der Bonner Zentrale soll Haushaltsloch stopfen

Der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen fehlen 2005 mehr als 15 Millionen Euro

Die Bonner Zentrale  der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.

Die Bonner Zentrale der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.

Foto: Frommann

Bonn. Geldnot bei der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen: Um ein Millionenloch im Haushalt zu stopfen, weitet die Bonner Behörde ihre Verkaufspläne aus. Nicht nur die Landwirtschaftliche Versuchs- und Forschungsanstalt in Roleber, auch die Zentrale an der Endenicher Allee steht zum Verkauf. "Von einem der Gebäude müssen wir uns trennen", sagte Kammersprecher Bernhard Rüb am Donnerstag dem General-Anzeiger.

Eine Finanzierungslücke von 15,7 Millionen Euro im Jahr 2005 könne "nur noch durch Vermögensveräußerung geschlossen werden", heißt es in einer Mitteilung der Landwirtschaftskammer. Das sei bei der Hauptversammlung der Kammer Anfang der Woche in Recklinghausen beschlossen worden.

Auch in diesem Jahr liegt die Kammer deutlich im Minus: Der Fehlbetrag belaufe sich auf rund 11,2 Millionen Euro, sagte Rüb. Dabei fahre die Behörde seit der Fusion mit der Landwirtschaftskammer Westfalen-Lippe bereits einen deutlichen Sparkurs ( der GA berichtete).

In diesem Jahr haben nach Angaben des Sprechers 208 Mitarbeiter die Kammer verlassen, "viele davon in den einstweiligen Ruhestand bei Beamten und den Vorruhestand bei Angestellten und Arbeitern". Am Standort Bonn arbeiten demnach im kommenden Jahr noch 341 Beschäftigte. "Langfristiges Ziel sind deutlich unter 300 Stellen", sagte Rüb. Entlassungen solle es jedoch keine geben. Auch der im vergangenen Jahr diskutierte Umzug der Bonner Kammer ins Ruhrgebiet werde im Moment "geschlossen abgelehnt".

Die Personalkosten machen nach Angaben der Kammer mit 77 Prozent den höchsten Anteil am Haushalt 2005 von insgesamt 172,5 Millionen Euro aus. Einnahmen erzielt die Bonner Behörde vor allem vom Land für die "Erledigung hoheitlicher Aufgaben". Dazu gehört etwa die Verteilung von EU-Subventionen wie Flächenprämien an die nordrhein-westfälischen Landwirte. Insgesamt rund 600 Millionen Euro zahlt die Kammer nach eigenen Angaben im Jahr aus EU-Töpfen an die Bauern.

Das Land habe seine Zuschüsse für diese Aufgaben jedoch deutlich reduziert, sagte Rüb. Über ein Gutachten wolle die Landesregierung klären, welche zusätzlichen Aufgaben die Kammer erfüllen könne.

Um das Finanzloch zu stopfen, hoffen die Bonner derzeit jedoch vor allem auf einen Käufer für die Immobilien. Seit zwei Jahren steht die Forschungsanstalt in Roleber zum Verkauf - der erwartete Preis ist bereits von 27 auf 20 Millionen Euro gesunken. Etwa ein Drittel der 16 000 Quadratmeter Nutzfläche des 20 Jahre alten Gebäudes sind mit Laboren ausgerüstet. Auch Interessenten für den Prachtbau an der Endenicher Allee müssen sich mit Besonderheiten abfinden - das Kammergebäude steht komplett unter Denkmalschutz.

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