Viel Wärme aus geringer Tiefe

TROISDORF · Werner Piel, Architekt und Projektentwickler aus Troisdorf. plant derzeit, wie er sagt, nicht mehr und nicht weniger als "eine Revolution" in seiner Heimatstadt.

Birgit Piel zeigt auf dem Baugelände Teile des Wärmeverbundsystems und der Erdwärmesonde.

Birgit Piel zeigt auf dem Baugelände Teile des Wärmeverbundsystems und der Erdwärmesonde.

Foto: Axel Vogel

Und zwar in Form eines Wohnquartiers zwischen Kölner Straße und Kronenstraße, mitten in der Innenstadt. Der Clou an dem Projekt ist die Energieversorgung. Unter der zukünftigen Tiefgarage werden 80 Bohrungen etwa 30 Meter tief ins Erdreich getrieben.

Und zum Einsatz kommen dabei die von dem Troisdorfer Diplom-Ingenieur Anton Ledwon entwickelten, patentierten Erdwärmesonden, die eine Vielzahl von Bewohnern mit effizienter Energie versorgen. Entstehen wird daher ein "Sondenfeld", welches eine umweltschonende Energieversorgung für ein komplettes Wohnquartier ermöglicht. "Das ist in der Region etwas Besonderes", sagt Wolfgang Kievernagel, Vertriebsleiter der Firma IVD. Das Land NRW fördert die auch aus städtebaulicher Sicht bedeutsame "Klimaschutzsiedlung" mit 100 000 Euro.

Auf dem rund 10 000 Quadratmeter großen Areal an der Kölner Straße, wo bislang noch Wohnungen und Ladenlokale einen Steinwurf von der Fußgängerzone entfernt standen, verrichten Abrissbagger ihr Werk. Ein Investor aus Wiesbaden lässt hier Platz "für ein rund 18 Millionen teures Neubauprojekt mit einer zukunftsweisenden Energieversorgung schaffen", erklärt Projektentwickler Piel.

Geplant sind fünf Bauabschnitte mit je acht bis 15 Eigentumswohnungen, insgesamt sollen es 67 Wohneinheiten mit zusammen über 6000 Quadratmetern Wohnfläche werden. Für die Troisdorfer Stadtväter ein wichtiges Projekt: "Mit der Bebauung wird eine große Baulücke in der Innenstadt geschlossen", betont Bürgermeister Klaus-Werner Jablonski. Der Bürgermeister sieht innenstadtnahes Wohnen nicht nur stark nachgefragt - bei geringem Angebot. Jablonski hofft auch, dass "hochwertige Wohnungen und entsprechend neue Bewohner mit hoher Kaufkraft zur Stärkung des Einzelhandelsstandortes Troisdorf führen werden".

Was die Stadt zudem freut: Der Bauherr hat Anspruchsvolles vor, vor allem in Sachen Energieeffizienz: So setzt Piel auf eine verstärkte Wärmedämmung "in einem sogenannten 3-Liter-Haus Standard nach dem Prinzip einer Thermoskanne mit einer kontrollierten Zuluft über die Fensteranlage". Zum Standard der zwischen 60 bis 120 Quadratmeter großen Wohnungen gehören ein Hausmeisterservice ebenso wie Aufzüge von der Tiefgarage bis zur Wohnungstür. Schließlich sind Senioren eine erklärte Zielgruppe, was die zukünftigen Bewohner des Wohnquartiers angeht.

Doch das wirklich "Revolutionäre" sieht man dem Bau eher weniger an. Vielmehr steckt es im Boden. Herzstück des Projektes soll nämlich ein "Sondenfeld" werden, "das alle Wohnungseigentümer ein Leben lang unabhängig von Öl und Gas macht", verspricht Fachmann Werner Piel, der bereits einige Erfahrungen bei vergleichbaren Projekten wie einer Klimaschutzsiedlung im Hennefer Siegbogen und in Vilich-Müldorf gesammelt hat: Das Geheimnis heißt Erdwärme.

Dabei ist die Technik, sind Erdwärmesonden und Wärmepumpen, nichts Neues mehr und gängig beim Neubau von Einfamilienhäusern: Ein Trägermedium, meist Wasser mit Glycol versetzt, wird ins Erdreich gepumpt, um dann - um einige Grad erwärmt - an die Oberfläche in eine Wärmepumpe befördert zu werden. Die Wärmepumpe schafft es dann aus geringen Vorlauftemperaturen die Wärmeversorgung eines Hauses zu übernehmen.

Trotzdem ist die Energieversorgung des Wohnquartiers an der Kölner Straße aus Sicht der Verantwortlichen etwas Besonderes. Das liegt für IVD-Vertriebsleiter Kievernagel vor allem an den firmeneigenen "geoKOAX"-Erdwärmesonden. Die würden dank einer neuartigen Speichertechnik mit weit geringeren Bohrtiefen auskommen. "Statt 100 Meter muss jetzt nur noch 30 Meter tief gebohrt werden", wirbt das Troisdorfer Unternehmen für sich. Das minimiere nicht nur Gefahren, sondern ermögliche es eben auch ein sehr großes Sondenfeld anzulegen: "So ein Wohnprojekt wie an der Kölner Straße hätte man mit Bohrtiefen von 100 Metern kaum genehmigt bekommen", glaubt die IVD GmbH. Ende 2013, so hofft Projektentwickler Werner Piel, soll der erste Bauabschnitt fertig sein, und die ersten Bewohner können einziehen.

Weitere Informationen zu dem Bauprojekt in der Troisdorfer Innenstadt gibt es im Internet unter www.protec-2001.de

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