IT-Systemhaus Bechtle "Viele Daten sind abgreifbar"

BONN · Das Bonner IT-Systemhaus Bechtle wächst kräftig, auch weil mehr Unternehmen Schutz suchen.

 Platz für 231 Mitarbeiter: Bechtle im Pennefeldsweg in Bonn Bad Godesberg. Repro: GA

Platz für 231 Mitarbeiter: Bechtle im Pennefeldsweg in Bonn Bad Godesberg. Repro: GA

Auf der Baustelle rollt der Laster mit den Zementsäcken an. Ist die Lieferung korrekt? Das muss heute kein Arbeiter mehr per Hand kontrollieren. Denn Mikrochips an den Säcken funken ihre Daten zum Container der Baufirma. Dort quittiert sie ein Computer und startet die Bezahlung. Wenn alles funktioniert, geht es nicht nur mit dem Bau voran. Auch das Bonner IT-Systemhaus Bechtle verdient Geld.

"Wir liefern mobile Rechenzentren etwa für solche Einsätze", erläutert Geschäftsführer Waldemar Zgrzebski. Auch wenn es für Firmen darum geht, Daten sicher zu lagern, sind die Bonner gefragt. "Wir sind für viele Firmen der verlängerte Arm ihrer IT-Abteilung." Im digitalen Zeitalter treibt die Unternehmen der Wunsch nach Mobilität, Sicherheit und Automatisierung um, und Bechtle profitiert kräftig davon.

Um 15 Prozent auf 77 Millionen Euro ist der Umsatz der Bonner Gesellschaft mit ihren 231 Mitarbeitern im vergangenen Jahr gestiegen, und das Wachstum ist auch in diesem Jahr ungebrochen. Bechtle in Bonn ist dabei eines von 65 eigenständigen Systemhäusern in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die zusammen die börsennotierte Bechtle AG mit Sitz in Neckarsulm bilden, einen Konzern mit rund 2,2 Milliarden Euro Jahresumsatz, 6400 Mitarbeitern und einem Gewinn, der im ersten Quartal 2014 um fast die Hälfte auf 21 Millionen Euro gestiegen ist.

Neben dem System- und Projektgeschäft handelt Bechtle mit Waren rund um die IT. Im Onlineshop finden sich fast 60.000 Artikel, von der Laptoptasche bis zu Spezialcomputern. Etwa ein Drittel des Geschäfts entfällt auf dieses Standbein.

Riesige Chancen, aber auch hohe Risiken sieht Zgrzebski in der massenhaften Datensammlung und -auswertung. "Die Gefährlichkeit etwa von Handys oder Kameras wird unterschätzt. Viele Daten sind abgreifbar", warnt Peter Morwinski, IT-Experte bei Bechtle. Digitalfotos enthielten zum Beispiel Informationen darüber, wann und wo sie aufgenommen wurden. Tablets und Handys würden an Flughäfen oft von Hackern angezapft.

Über Bonuskarten wie Payback könne das Kaufverhalten genau verfolgt werden. Daten von Alarmanlagen könnten genutzt werden, um auszuspähen, ob Bewohner zu Hause sind. Computergesteuerte Telefonanlagen würden gekapert, um teure 0900er-Nummern anzuwählen. Und Firmendaten seien oft nicht besser geschützt als private. Morwinski: "Wenn Sie mit einem Hacker die B9 entlangfahren, würden Sie sich wundern, was man alles aus den Häusern herausholen kann."

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