Vom Gründercampus auf den freien Markt

Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg hilft jungen Unternehmern in die Selbstständigkeit

Bonn. (mic) Das unternehmerische Risiko spüren sie schon, aber sie sind noch weich gebettet. "Linast Systemtechnik" etwa heißt eines von fünf Unternehmen, das Absolventen der Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg (FH) gegründet haben, und das dem gerade ins Leben gerufenen "Gründercampus" in der Abteilung Sankt Augustin angehört. Dafür hat die FH den Existenzgründern nun Räume zu günstigen Konditionen zur Verfügung gestellt. Die jungen Unternehmer können auf die Infrastruktur der FH zurückgreifen, haben weiter Kontakt zu ihren Professoren und Kommilitonen und fühlen sich auch sonst in nicht ganz so kaltem Wasser. Zwar beherbergt die FH schon seit geraumer Zeit Firmen ihrer Absolventen.

"Aber einen Gründercampus gab es bisher nicht", sagte Gründungsrektor Wulf Fischer bei der Vorstellung des Konzeptes. Bisher sei das in den Fachabteilungen eher im Verborgenen organisiert worden. "Jetzt können wir ganz anders fördern und den Einstieg in die Selbstständigkeit erleichtern." Fischer kündigte an, dass die FH im Erweiterungsbau, der 2004 fertig sein soll, das Raumangebot für die Existenzgründer deutlich ausweiten werde.

Mehr als 20 junge Unternehmen sind bisher aus der FH hervorgegangen, ganz im Sinne von Jens Böcker, Professor und Gründungsbeauftragter der Fachhochschule. "Praxisorientierte Ausbildung, wie sie hier stattfindet, muss nicht zwangsläufig in ein abhängiges Arbeitsverhältnis münden", meinte der Marketingsexperte. "Aber eine Idee allein ist nichts, Planung und Management dagegen alles." Böcker versteht sich da als "Sparringspartner", mit dem etwa Marketingpläne entworfen oder Vertriebsstrategien entwickelt werden können. "Auf diese Weise wollen wir die Verzahnung zwischen Theorie und Praxis fördern und die Hemmschwelle für potenzielle Existenzgründer senken", sagte Böcker. Auch als Kooperationspartner für eine praxisorientierte Lehre seien laut Böcker die jungen Unternehmen hochinteressant.

Ganz so leicht aber ist es nicht, auf dem freien Markt Fuß zu fassen, wie Thomas Koczy erfahren hat. Er ist kein "grüner Junge" mehr, und betreibt schon im dritten die Unternehmensberatung "kompass", gemeinsam mit seinem Kompagnon Christian Petersen. "Für junge Unternehmen ist die derzeitige Wirtschaftslage Gift. Das spüren wir deutlich. Ein Projekt mit einem Unternehmen ist gerade erst auf Eis gelegt worden." Rektor Fischer sagte, auch die Fördergesellschaft wolle sich den Existenzgründern annehmen. Einige Dutzend Firmen aus der Region gehörten dazu. Dieses Potenzial wolle die FH nutzen. Das kann Koczy, der auch zu den Förderern zählt, und den anderen Unternehmen wie der "Novatus Consulting", "Coarto" oder "ViSmagine" nur recht sein. "Kontakte sind das A und O in unserem Geschäft."

Drei Jahre haben sie Zeit, sich ein Kundennetz aufzubauen. Dann ist zumindest für die FH die Gründungsphase abgelaufen, und die jungen Unternehmer werden in Technologiezentren oder den freien Markt entlassen. "Dann haben wir Innovationen geschaffen. Das kann der Reputation unserer Hochschule nur gut tun", sagte Fischer.

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