Folgen der Pandemie für den VRS Verkehrsverbund Rhein-Sieg kämpft mit Umsatzeinbrüchen

Köln/Bonn · Der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) meldet für 2021 einen weiteren Rückgang der Fahrgastzahlen. Das angekündigte „9 für 90“-Ticket soll frühestens ab Juni kommen.

 Der Verkehrsverbund Rhein-Sieg hat mit Umsatzeinbrüchen zu kämpfen. Am stäkrsten gehen Verkäufe von Job- und Monatstickets zurück.

Der Verkehrsverbund Rhein-Sieg hat mit Umsatzeinbrüchen zu kämpfen. Am stäkrsten gehen Verkäufe von Job- und Monatstickets zurück.

Foto: Judith Nikula

Der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) hat sich im Jahr 2021 nicht von den Umsatz­einbrüchen und zurückgehenden Fahrgastzahlen seit 2020 erholt. Im Gegenteil: „Die strukturellen Veränderungen im Nahverkehr werden endemisch“, sagte VRS-Geschäftsführer Michael Vogel am Montag bei der Vorstellung der Jahresbilanz.

Der Gesamtjahresumsatz sei von knapp 555 Millionen Euro im Jahr 2020 auf rund 535 Millionen Euro im Jahr 2021 gesunken – ein Minus von rund 20 Millionen Euro. Am deutlichsten sei der Einbruch bei den Verkäufen von Zeittickets, darunter Job- und Monatstickets: Hier habe es Umsatzeinbußen von knapp 29 Millionen Euro gegeben. „In unserem größten und wichtigsten Segment müssen wir einen Verlust von 279 Millionen auf 250 Millionen Euro hinnehmen“, so Vogel.

Weniger Zeittickets, mehr Spontankäufe

Die Verkaufszahlen im Bartarif, also an Ticketautomaten, seien stabiler: Bei Einzelfahrscheinen sei der Umsatz 2021 sogar um 14 Prozent gestiegen. „Spontankäufe haben während der Pandemie zugenommen“, so Vogel. Man gehe davon aus, dass ein Teil der Zeittickets-Kunden zum sogenannten Bartarif-Segment abgewandert sei. „Der Zusammenhang mit dem veränderten Arbeitsverhalten aufgrund der Pandemie ist hier offensichtlich“, sagte Vogel. Rund 393 200 Zeittickets für Erwachsene seien im Jahr 2020 verkauft worden, 343 700 im Jahr 2021, das sei ein Rückgang von 12,6 Prozent. Der Anteil der Job- und Großkundentickets sei hier von 206 700 auf 187 400 gesunken. Stabilität gebe es hingegen im Segment Schüler- und Ausbildungstickets, das stärker von den Zahlen der Studierenden, Schülern und Azubis beeinflusst sei als von Faktoren der Pandemie. Vogel: „Bei dem aktuellen Trend geraten wir in eine stärkere Abhängigkeit von öffentlicher Finanzierung.“ 2022 gebe es voraussichtlich letztmalig einen Rettungsschirm für den VRS.

Eine positive Bilanz zog Vogel zum Verkauf von Handytickets. Der Gesamtumsatz sei von knapp 30 Millionen Euro 2020 auf 36 Millionen Euro im vergangenen Jahr gestiegen. Vogel: „Der Trend zur schnellen Kaufentscheidung und Flexibilität schlägt sich hier nieder.“ Auch der neue Tarif „Eezy VRS“, der im Dezember 2021 nach einem zweijährigen Pilot­projekt mit eigener App gelauncht wurde, erfreue sich zunehmender Beliebtheit: „Die App wurde rund 30 000 Mal bis Ende März heruntergeladen“, sagte Sascha Triemer, Leiter Tarif und Vertrieb. „Diese Zahl übersteigt nach weniger als vier Monaten bereits die finale Teilnehmendenzahl im Pilotprojekt fast ums Dreifache.“

Abstimmungen zum „9 für 90“-Ticket laufen

Zum von der Bundesregierung beschlossenen „9 für 90“-Ticket konnte Vogel zum aktuellen Zeitpunkt noch nichts Konkretes verkünden. Als Reaktion auf die gestiegenen Energiekosten soll für drei Monate der Nahverkehr auf neun Euro monatlich vergünstigt werden. „Wir haben durch die Medien erfahren, dass wir Teil des Entlastungspakets sind“, sagte Vogel. Alle Beteiligten in Nordrhein-Westfalen arbeiteten im Austausch mit dem Bund und den Verkehrsunternehmen an der Umsetzung des Angebots. „Auch unsere Stammkunden mit Zeittickets sollen davon profitieren“, so Vogel.

Der VRS begrüße die Maßnahme und sehe es als Chance, die Beliebtheit des Nahverkehrs zu steigern. „Wir würden uns wünschen, dass die vom Bund bereitgestellten Mittel auch zukünftig zur Stützung des ÖPNV bereitgestellt werden“, sagte der VRS-Geschäftsführer. Aktuell warte der Verband der Verkehrsverbünde (VDV) auf die Rückmeldung des Bundesverkehrsministeriums zur weiteren Abstimmung. „Wenn die Voraussetzungen geklärt sind, haben die Verkehrsunternehmen gesammelt erklärt, dass sie innerhalb von vier Wochen in der Lage sind, die vertrieblichen Voraussetzungen zu schaffen“, sagte Vogel. Ein Start zum 1. Juni sei daher theoretisch möglich – aber nicht garantiert.

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