100-jährige Tradition Walterscheid beliefert Wellen und Kupplungen für Traktoren

Lohmar · 100 Jahre Firmengeschichte: Der Lohmarer Maschinenbauer Walterscheid liefert Gelenkwellen, Kupplungen und Anhängevorrichtungen für Traktoren und Baufahrzeuge.

 Produktion heute: In den Lohmarer Werkshallen stellen Mitarbeiter im Drei-Schicht-Betrieb Gelenkwellen her. Mit diesem Produkt ist Walterscheid europaweit Marktführer.

Produktion heute: In den Lohmarer Werkshallen stellen Mitarbeiter im Drei-Schicht-Betrieb Gelenkwellen her. Mit diesem Produkt ist Walterscheid europaweit Marktführer.

Foto: Walterscheid/Christina Feldhoff Fotografie

Ohne den Lohmarer Maschinenbauer Walterscheid läuft – ohne Übertreibung – auf dem Acker wenig. Seit nunmehr 100 Jahren produziert das Unternehmen, das heute unter Walterscheid Powertrain Group firmiert, Antriebsstrangprodukte vornehmlich für Traktoren und landwirtschaftliche Maschinen, aber auch für Bergbau- und Nutzfahrzeuge, Boote sowie die Industrie: Gelenkwellen, Kupplungen, Getriebe sowie Anhängesysteme. Verkaufsschlager sind die Gelenkwellen, für die das Unternehmen nach eigenen Angaben europaweit Marktführer ist. Die Wellen, überwiegend im typischen Walterscheid-Gelb lackiert, kommen meistens in Traktoren zum Einsatz und zwar dort, wo Zugfahrzeug und Hänger miteinander verbunden sind, zum Beispiel als Gespann zum Heuwenden oder zur Ackerbearbeitung. Namhafte Kunden, wie Claas, Cat und John Deere verbauen die Komponenten.

Zwar haben der weltweite Handelsstreit, die allgemeine Konjunkturschwäche und die Probleme der Landwirte durch Dürresommer und Niedrigpreise auch ihre Spuren in der Bilanz des Maschinenbauers hinterlassen. Doch für die nächsten Jahre rechnet die Geschäftsführung wieder mit besseren Geschäften. „Wir wollen wieder solide wachsen“, sagt Geschäftsführer Andreas Kaufmann. Die gesamte Gruppe erwirtschaftete 2018 einen Umsatz von rund 470 Millionen Euro. Im vergangenen Jahr gab es einen Rückgang, aber für 2025 peilt das Unternehmen einen Umsatz von 550 Millionen Euro an. „Das ist realistisch, das geben die Werke her“, meint Kaufmann.

Unternehmen ist international aufgestellt

Zwei Drittel des Umsatzes erwirtschaftet die Gruppe in Europa, rund ein Viertel in Nordamerika. Aber auch in Asien besitzt das Unternehmen Werke. Die Coronavirus-Epidemie bereite dem Management zurzeit noch keine Sorgen, so Kaufmann. Die Werke stünden nicht im Risikogebiet, und Lieferengpässe für die Produktion gebe es auch nicht. Die Walterscheid Powertrain Group beschäftigt derzeit 2100 Mitarbeiter in 17 Ländern. Wichtigster Standort sei Lohmar, versichert Kaufmann.

Im benachbarten Siegburg legte 1919 Jean Walterscheid mit einer kleinen Werkstatt in einer ehemaligen Waschküche den Grundstein für die Erfolgsgeschichte der Firma, die später nach Lohmar zog. Der damals 27-Jährige begann mit der Herstellung von Zahnkränzen für Fahrräder. Erst Jahre später begann der findige Geschäftsmann, Achsen und Achswellen zu schmieden. 1971 wird die GKN-Gruppe Mehrheitsaktionär. 2018 übernahm die britische Beteiligungsgesellschaft Melrose GKN. Die Sparte Off-Higway Powertrain für Land- und Baumaschinen wurde abgespalten und im Frühjahr 2019 wiederum für rund 225 Millionen Euro an den heutigen Eigentümer, die Beteiligungsgesellschaft One Equity Partners, verkauft. Geschäftsführer Kaufmann sieht im neuen Eigentümer eine Stärkung: „One Equity Partners lässt uns bei vielen Entscheidungen freie Hand. Ein Fünf-Jahresplan ist abgesegnet. Wir können selbst gestalten, dazu gehören auch neue Investitionen.“

Am Standort Lohmar arbeiten rund 670 Mitarbeiter

Allein am Standort Lohmar erwirtschaften rund 670 Mitarbeiter einen Umsatz von gut 128 Millionen Euro. Für dieses Jahr sind 131 Millionen angepeilt. Allerdings gesteht Kaufmann: „Vom Ergebnis her hat es schon bessere Jahre gegeben.“ Konkreter will er nicht werden. Nur soviel: Man schreibe solide schwarze Zahlen.

Die Stärke des Unternehmens führt Kaufmann auf die vielfältige Angebotspalette zurück. Sage und schreibe rund 55 000 Varianten seiner Produkte hat Walterscheid im Angebot. Und: die kleinstmögliche Bestellmenge beginnt bei rund 30 Stück. „Daher wird in den Werkshallen noch viel per Hand gefertigt“, erzählt Operations Manager Maximilian Bandel. Menschliche Mitarbeiter seien bei derart kleinen Produktionschargen schneller und flexibler als Roboter. Menschlich scheint es auch insgesamt im Unternehmen zuzugehen. „Wir haben eine sehr geringe Fluktuation“, sagt Personalchef Norbert Fielenbach. Die durchschnittliche Firmenzugehörigkeit liege in Lohmar bei 26 Jahren.

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