Aufruf von Verdi Warnstreiks bei der Post lösen Sorgen um Briefwahl aus

Bonn · Bei der Deutschen Post zeichnet sich eine harte Tarifrunde ab. Die Gewerkschaft Verdi will ihren Forderungen Nachdruck verleihen und hat am Mittwoch zu ganztägigen Streiks aufgerufen.

 Bei der Post soll es heute auch in Nordrhein-Westfalen zu Streiks kommen.

Bei der Post soll es heute auch in Nordrhein-Westfalen zu Streiks kommen.

Foto: dpa/Jens Wolf

Während mit der Deutschen Telekom der andere Bonner Dax-Konzern im Frühjahr ein Tarifverhandlungsergebnis in Rekordzeit erzielte, bleiben die Positionen bei der Deutschen Post verhärtet. Nachdem die Arbeitgeber in der zweiten Runde der Tarifverhandlungen zwischen Verdi und der Deutschen Post AG in der vergangenen Woche „kein verhandlungsfähiges Angebot“ vorgelegt hatten, rief Verdi am frühen Mittwochmorgen zu ganztägigen Warnstreiks auf, um Druck auf den Konzern auszuüben.

„Wir haben in der zweiten Runde der Tarifverhandlungen den Eindruck gewonnen, dass die Post ihre Beschäftigten mit einer Entgelterhöhung von nur 1,5 Prozent für 12 Monate abspeisen will. Das ist eine Provokation und das werden sich unsere Mitglieder, die Tag für Tag zum Unternehmenserfolg beitragen, nicht einfach so bieten lassen", sagte die stellvertretende Verdi-Vorsitzende Andrea Kocsis.

Es gebe eine klare Erwartungshaltung an die Arbeitgeber, die Beschäftigten für ihre herausfordernde und zuverlässige Arbeitsleistung auch in Corona-Zeiten mit einer ordentlichen nachhaltigen Lohnerhöhung Wert zu schätzen. Die Post habe nach eigenen Angaben ihren Gewinn im Bereich Post und Paket im ersten Halbjahr um knapp 50 Prozent steigern können. „Die Post gehört zu den Gewinnern der Corona-Krise“, sagte Kocsis. Wer in einer Krise derart profitiere, müsse auch selbst zur Stärkung der Binnennachfrage beitragen. Dazu gehörten ganz klar ordentliche Lohnerhöhungen und kein Sparkurs bei den Beschäftigten.

Probleme für Briefwahl?

In Wuppertal sorgte der Streik für Sorgen. Der Streik könne zu massiven Problemen bei der Briefwahl führen, warnte die Stadt Wuppertal am Mittwoch. Die Post sei bislang nicht in der Lage, verlässliche Aussagen über die Zustellung der Unterlagen in dieser Woche zu machen. Dagegen betonte ein Unternehmenssprecher, die Post gehe davon aus, dass es zu keinen Beeinträchtigungen bei der Beförderung der Briefwahlunterlagen kommen werde.

In Nordrhein-Westfalen werden am Sonntag die Kommunalparlamente, Bürgermeister und Landräte neu gewählt. „Dieser Warnstreik kommt zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt und beeinträchtigt in erheblichem Umfang die Briefwahl“, sagte der Wuppertaler Wahlleiter Johannes Slawik. Wer jetzt noch keine Briefwahlunterlagen erhalten habe, könne nicht sicher sein, diese noch rechtzeitig zu bekommen. Betroffene sollten deshalb die Sofortwahl im Rathaus nutzen.

Verdi fordert für die rund 140.000 Tarifbeschäftigten der Post eine lineare Erhöhung von 5,5 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Zudem verlangt die Gewerkschaft für die Auszubildenden und Dual-Studierenden eine monatliche Erhöhung um 90 Euro, darüber hinaus soll die Postzulage für die verbeamteten Postbeschäftigten fortgeschrieben werden. Die nächste Tarifverhandlungsrunde findet am 21. und 22. September 2020 statt.

(mit Material von dpa)
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