Kommentar zur Küchenbranche Wehret den Anfängen
Meinung | Bonn · Protektionismus bei der Einbauküche: Die Branche sieht sich im Ausland zunehmend durch unsinnige Vorschriften behindert. Eine subtile Art des Handelskrieges scheint längst im Gange.
Einbauküchen „Made in Germany“ kommen in der Welt an. Die Branche legt jenseits der Landesgrenzen stärker zu als im Inland, wo schon steigende Bautätigkeit und wachsende Konsumfreude den Absatz ankurbeln. Auf engen Märkten setzten sich deutsche Hersteller immer mehr durch, jubelt die Branche. Gleichzeitig sieht sie dunkle Wolken.
Da will plötzlich ein Land wie Frankreich den Grenzwert für Formaldehyd, das aus Spanplatten ausgast, halbieren, beklagen die Küchenhersteller. Der neue Grenzwert gelte zwar für alle Hersteller. Einheimische Anbieter könnten sich darauf aber wie auch immer schneller einstellen. Und Standardisierungen in den USA hinsichtlich der Spannung bei Elektrogeräten bewertet die Branche schlicht als Form von „Markthemmnis“.
Deutschland hat viel zu verlieren
Protektionismus, der um sich zu greifen scheint, manifestiert sich nicht unbedingt gleich im Aufkündigen von Freihandelsabkommen oder der Androhung oder Einführung von Zöllen. Er kommt subtiler daher, etwa in Form von Unbedenklichkeitsbescheinigungen für Nudeln und andere Lebensmittel. Die verlangt ausgerechnet China, das neben Deutschland am meisten von der Globalisierung profitiert hat, damit diese Produkte weiter ins Land dürfen.
Protektionismus wird offenbar wieder schick, wie die Beispiele zeigen. Und schon gegen die Anfänge sollte sich Deutschland wenden und alles daran setzen, dass Handelskriege nicht wieder Mittel der Politik werden. Kaum ein Land nämlich hat so viel zu verlieren.