Winzer in der Region Weinlese beginnt so früh wie nie

Berlin/Ahr/Siebengebirge · Die Winzer in der Region fürchten Unwetter. Die anhaltende Trockenheit ist bisher dagegen kein Problem. Am Montag beginnt die frühste Weinlese in Deutschland.

Süß, warm und verheißungsvoll sind die Trauben. Vielleicht sogar zu süß. Mit dem bislang frühesten Beginn der Weinlese am Montag wächst bei allen Winzern in Deutschland die Sorge, dass dann der Alkoholgehalt steigt. Viel Zucker wird in der Gärung zu viel Alkohol, daher sind die Weine aus Italien oder Spanien auch besonders schwer. Die Stärke der 13 Anbaugebiete in Deutschland aber ist der leichte Weißwein.

Offiziell begonnen hat die Weinlese am Montag in einem Weinberg in Lörzweiler bei Mainz. Nach Angaben des Deutschen Weininstituts wurde hierzulande noch nie früher begonnen. Bisher war der früheste Start am 8. August in den Jahren 2007, 2011 und 2014. Im vergangenen Jahr begann die Lese am 16. August, damals in einem Weingut in der Pfalz.

Auch an der Ahr machen sich die Winzer so früh wie noch nie zur Traubenlese auf. Die Winzergenossenschaft Mayschoß-Altenahr, die in diesem Jahr als älteste Genossenschaft der Welt ihren 150. Geburtstag feiert, startet nach Auskunft der Kellermeister Rolf Münster und Astrid Rickert am kommenden Montag mit der Rebsorte Solaris. Grund: Eine sehr frühe und gut verlaufene Blüte sowie eine vom Wetter bedingte, extrem schnelle Vegetationsphase sowie ein sehr guter Gesundheitsstatus der Weinberge aufgrund der schon länger anhaltenden Gutwetterperiode. Die extrem pilzresistente Züchtung Solaris wird dann für den Ahrtaler Federweißen verwendet. Der gärende Most könnte dann rechtzeitig zum Walporzheimer Weinfest vom 24. bis 27. August, auf den Markt kommen.

Auch Günter Schüller, Kellermeister der Dagernova, legt mit den Winzern am Montag, 20. August, mit der Lese des Frühburgunders, der auf sieben der 152 Hektar Anbaufläche der Genossenschaft wächst, los. „Sukzessive folgen die frühen Sorten wie Regent und Portugieser“, so Schüller. Derzeit finde im Wingert die sogenannte „Grünlese“ statt, sprich grüne Trauben werden rausgeschnitten, um die Qualität zu sichern und die Trauben, die am Stock hängenbleiben, gehaltvoller und extraktreicher zu machen. „Die absolute Hölle“, so der Kellermeister, seien in den kommenden Wochen Unwetter. „Die weichen Schalen würden aufplatzen, die Kirschessigfliege als sich extrem schnell vermehrender Schädling könnte für große Schäden sorgen.“

Am Siegfriedfelsen unterhalb des Drachenfels wird die Weinlese dieses Jahr zwei bis drei Wochen früher als normalerweise beginnen. „Wir rechnen damit, dass wir ab dem 26. August mit der Lese beginnen“, sagt Bobby Pieper vom Weingut Pieper in Königswinter. Noch macht ihm der mangelnde Regen keine Sorgen. „Die alten Weinstöcke wurzeln so tief, dass wir da nichts machen müssen.“ Lediglich die neuen Grauburgunder-Reben, die man erst in diesem Jahr gepflanzt habe, müssten zwei bis drei Mal die Woche gegossen werden. Was die Ernte bringt, vermag er nicht abzuschätzen. „Der Behang ist gut“, sagt er. Wie viel Saft die Trauben aber letztendlich ergeben, ist noch unklar. Sorgen bereitet ihm eher die Sonne: „Auch Trauben können einen Sonnenbrand bekommen.“ Die Folge könnte ein leichter Bitterton sein.

Wenn es immer wärmere Sommer in Deutschland gibt, so die Einschätzung der Winzer, könne es auch am Rhein schwere Rotweine geben. „Beim roten Wein wird mit Sicherheit ein Jahrhundertjahrgang herauskommen“, sagt der Präsident des Weinbauverbands Rheinhessen, Ingo Steitz. Einige Winzer pflanzen deswegen vermehrt Spätburgunder oder Merlot an.

In allen 13 deutschen Weinanbaugebieten beginnt die Lese nach dem warmen Sommer etwa drei Wochen früher als sonst. Selbst im nördlichsten deutschen Anbaugebiet Saale-Unstrut werde die Hauptlese Ende August beginnen, erwartet das Deutsche Weininstitut. Der Riesling dürfte dann Mitte September folgen. (mit Material von dpa)

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