Ausbildungsbilanz in der Region Bonn/Rhein-Sieg Weniger Bewerber und mehr freie Lehrstellen in der Region

Bonn · Weniger junge Menschen suchen eine Ausbildungsstelle in der Region Bonn/Rhein-Sieg. Aber die Zahl der Angebote steigt.

 Schweißen will gelernt sein: Ein Ausbilder guckt seinem Lehrling über die Schulter.

Schweißen will gelernt sein: Ein Ausbilder guckt seinem Lehrling über die Schulter.

Foto: dpa

Gute Zeiten für Bewerber um eine Ausbildungsstelle in der Region Bonn/Rhein-Sieg: Sie können wählerisch sein. Während die Zahl der Bewerber sinkt, steigt die Zahl der freien Ausbildungsstellen. Deshalb wird es für Firmen in der Region immer schwieriger, ihre Lehrstellen auch zu besetzen.

Bei der Arbeitsagentur Bonn/Rhein-Sieg wurden im Berufsberatungsjahr 2017/18, das am 30. September zu Ende ging, 5805 Ausbildungsstellen gemeldet. Das waren 111 mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Bewerber, die sich bei der Arbeitsagentur gemeldet haben, sank dagegen zum Vorjahr um 220 auf insgesamt 6092.

„Deutlich wird, dass sich der Ausbildungsmarkt immer mehr zu einem Bewerbermarkt entwickelt, auf dem motivierte Schulabgänger, die eine Berufsausbildung anstreben, sehr gute Chancen haben“, sagte Arbeitsagentur-Chef Stefan Krause. In vielen Fällen konkurrierten die Betriebe untereinander, aber auch mit Universitäten oder weiterführenden Schulen um motivierte Bewerber. Deswegen seien nicht nur zusätzliche Anreize für die Bewerber wichtig, sondern vor allem auch die Bereitschaft, einem Azubi mit schwächeren Schulnoten eine Chance zu geben“, so Krause.

Acht Prozent mehr Ausbildungsverträge hat das Handwerk der Region in diesem Jahr abgeschlossen. Insgesamt wurden 1533 neue Ausbildungsverträge bei der zur Kreishandwerkerschaft Bonn/Rhein-Sieg gehörenden 21 Innungen registriert. Damit stieg die Zahl der Lehrlinge im vierten Jahr in Folge, erläuterte Alois Blum, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Bonn/Rhein-Sieg. Mit insgesamt rund 5000 Auszubildenden in den 3,5 Lehrjahren liege die Ausbildungsquote bei etwas acht Prozent.

Die Messlatte liege sehr hoch, wenn man den Fachkräftebedarf der Wirtschaft insgesamt vor Augen habe. Entsprechend hoch sei auch das Ausbildungsplatzangebot der Unternehmen. „In diesem Jahr scheinen auch die Vermittlungsbemühungen aller Akteure wieder gut gelungen zu sein, Angebot und Nachfrage zusammenzubringen“, meinte Blum. Dazu hätten auch zahlreiche Imagekampagnen beigetragen.

Auch bei den Berufen der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg gab es mit 3139 neu eingetragenen Ausbildungsverträgen 1,2 Prozent mehr neue Lehrlinge als im Vorjahr. Die IHK-Zahlen seien die höchsten seit dem Rekordjahr 2011, eine Steigerung um ein Drittel im Vergleich zu vor 20 Jahren und das insgesamt zweitbeste Jahresergebnis, sagte Jürgen Hindenberg, Geschäftsführer Berufsbildung und Fachkräftesicherung der IHK: Auch in diesem Jahr sei es gelungen, mit 2,2 unbesetzten Ausbildungsstellen pro unversorgtem Bewerber jedem ausbildungswilligen und -fähigen Jugendlichen ein Angebot auf Ausbildung zu machen.

Flüchtlinge in Ausbildung

736 Flüchtlinge haben sich in der Region um Lehrstellen beworben. 238 haben jetzt eine Ausbildung begonnen. Bei vielen Bewerbern, Ralf Steinhauer, Leiter der Berufsberatung der Arbeitsagentur, gebe es noch Probleme beim Schreiben und Lesen in Deutsch. Das sei aber unbedingt notwendig, um in der Berufsschule die Klausuren zu bestehen. Deshalb setzt die Agentur jetzt verstärkt auf vorbereitende Maßnahmen. Das Pilotprojekt ProEQ steht für eine Kombination aus betrieblicher Einstiegsqualifizierung (EQ) oder einem Langzeitpraktikum und intensiver Deutsch-Förderung.

Es sei völlig unverständlich, dass Auszubildende aus sicheren Herkunftsländern während ihrer Ausbildung keine zusätzlichen Deutschkurse bezahlt bekämen, kritisierte Hindenberg. Diese bundesweite Regelung müsse dringend geändert werden.

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