Weniger Kurzarbeit in der Region

Kurzarbeit ist im Wirtschaftsraum Bonn/Rhein-Sieg auf dem Rückmarsch. Laut der Agentur für Arbeit erhielten Ende März 5 205 Beschäftigte in 566 Betrieben konjunkturbedingtes Kurzarbeitergeld. Zum Höhepunkt der Krise waren es mehr als doppelt so viele.

Bonn. Kurzarbeit ist im Wirtschaftsraum Bonn/Rhein-Sieg auf dem Rückmarsch. "Ende März erhielten 5 205 Beschäftigte in 566 Betrieben konjunkturbedingtes Kurzarbeitergeld", sagt der Sprecher der Sprecher der Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg, Paul Moser. Jüngere Zahlen liegen nicht vor.

Die höchste Zahl an Kurzarbeitern registrierten die Agenturstatistiker im Mai des Vorjahres mit 11 412 in 584 Betrieben. Moser: "Waren es zunächst Großbetriebe im Maschinenbau, in der Chemie/Kunststoffbranche oder Automobilzulieferer, so kamen später auch kleinere und mittlere Betriebe hinzu, die Auftragsmangel anzeigten.

Kommentar Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Bewährtes Instrument"Zu nennen sind beispielsweise Handelsunternehmen, Dienstleister der Informationstechnologie, Druckereien oder Unternehmensberatungen. Aber das sind nur Beispiele, Kurzarbeit zieht sich durch nahezu alle Wirtschaftszweige."

Der durchschnittliche Arbeitsausfall aller konjunkturellen Kurzarbeiter betrug bundesweit laut Arbeitsagentur 33 Prozent. Rein rechnerisch wäre im Großraum Bonn/Rhein-Sieg die Arbeitslosenzahl ohne Kurzarbeit um rund 1 700 höher.

"Wir haben mit der Kurzarbeit in der Krise gute Erfahrungen gemacht", sagt der Personalchef von GKN Sinter Metals, Christoph Pauly: "Kurzarbeit war ein probates Mittel, Entlassungen zu vermeiden." Seit Januar arbeite man im Unternehmen nicht mehr kurz, formal habe man allerdings noch bis Ende Oktober Kurzarbeit beantragt.

16 der 480 Beschäftigten des Bad Godesberger Autozulieferers haben die Kurzarbeit für eine Weiterqualifizierungsmaßnahme genutzt, und sich zu Maschinen- und Anlagenführern ausbilden lassen. Nach der Krise ist man bei GKN nun optimistisch: "Es zeichnet sich für das laufende Jahr ein positiver Trend ab. Wir haben schon fast wieder das Vorkrisenniveau erreicht", sagt Pauly.

Auch bei der Meckenheimer DSG-Canusa, einer Tochtergesellschaft der kanadischen Shawcor-Gruppe, hat man mit konjunktureller Kurzarbeit gute Erfahrungen gemacht. Das Unternehmen beschäftigt in Meckenheim 180 Mitarbeiter und liefert Lösungen zur elektrischen und mechanischen Isolation von Bauteilen und Leitungen auch für die Autoindustrie.

"Wir haben bis Juni 2009 kurzgearbeitet und die Krise damit gut überstanden", sagt Geschäftsführer Thomas Schminke. Seit September 2009 sei der Umsatz stabil. Mittlerweile hat der Zulieferer zwölf neue Vollzeitkräfte eingestellt, fünf weitere werden gesucht. Allerdings hat den Beschäftigten in Meckenheim geholfen, dass ein Werk in Polen mit 89 Beschäftigten geschlossen und die Arbeit nach Deutschland verlagert wurde.

Auch bei ZF mit drei Standorten in Bonn, Ahrweiler und Eitorf gibt es nach Angaben eines Unternehmenssprechers "so gut wie keine Kurzarbeit mehr". Bei ZF Boge Elastmetall in Bonn (311 Beschäftigte) und Ahrweiler (370) läuft der Betrieb ohne Kurzarbeit. In Eitorf, wo 761 Mitarbeiter vor allem Stoßdämpfer und Federbeine produzieren, gebe es noch in einigen nicht voll ausgelasteten Segmenten Kurzarbeit, so der Sprecher.

"Unternehmen können mit Kurzarbeit Engpässe überbrücken, ohne das Know-how ihrer Mitarbeiter und damit ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verlieren. Arbeitnehmer profitieren von der Kurzarbeitsregelung dadurch, dass sie trotz betrieblicher Unsicherheiten weiterhin Beschäftigungssicherheit genießen können und statt eines kompletten nur einen vorübergehenden Einkommensausfall hinnehmen müssen", sagt Arbeitsagentursprecher Moser.

Die Arbeitslosigkeit in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis geht zurückDie Arbeitslosigkeit im Wirtschaftsraum Bonn/Rhein-Sieg ging im Juni weiter zurück. Zum fünften Mal in Folge registrierte die Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg am Monatsende weniger Arbeitslose. Der Abbau der Arbeitslosigkeit hat jedoch vor der Ferien- und Urlaubszeit spürbar an Dynamik verloren.

Die Zahl der Arbeitslosen im Wirtschaftsraum Bonn/Rhein-Sieg sank im Juni gegenüber Mai leicht um 191 Personen auf 27 918. Im Vergleich zu Juni 2009 liegt die Zahl der Arbeitslosen um 2 799 oder gut neun Prozent niedriger. Die Arbeitslosenquote blieb mit 6,2 Prozent im Juni zum Vormonat unverändert. Vor einem Jahr lag die Quote bei 6,9 Prozent.

"Der Abbau der Arbeitslosigkeit setzte sich im Juni fort, hat sich aber vor der Sommerpause verlangsamt", sagte am Mittwoch Marita Schmickler-Herriger, Leiterin der Agentur für Arbeit Bonn/Rhein-Sieg: "Es gibt zurzeit in der Mehrzahl Austauschprozesse am Arbeitsmarkt, zusätzliche Beschäftigung in Teilbereichen der Wirtschaft ist die Ausnahme."

Die Zahl der Arbeitslosen in der Stadt Bonn nahm im Vergleich zu Mai um 109 Personen auf 10 597 ab. Die Arbeitslosenzahl im Rhein-Sieg-Kreis sank weniger stark um 82 Personen auf 17 321.

In Nordrhein-Westfalen waren im Juni knapp 774 500 Menschen arbeitslos gemeldet, 4,6 Prozent weniger gewesen als ein Jahr zuvor, teilte die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Mittwoch mit. Die Arbeitslosenquote sank von 9 auf 8,6 Prozent. In Rheinland-Pfalz sank die Quote von 5,7 Prozent im Mai auf 5,5 Prozent im Juni. Vor einem Jahr hatte sie 6,1 Prozent betragen.

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