Schäden der Banken sind versichert Wenn der Geldautomat explodiert

KÖLN · Gegen Schäden durch die Explosion von Geldautomaten seien die Banken versichert, sie würden es sich daher dreimal überlegen, ehe sie aufwendig in neue Sicherungssysteme investieren. Dieser Einschätzung wird im Kreditgewerbe entschieden widersprochen.

Der Vorstand einer Volksbank im Rhein-Sieg-Gebiet sagt, man sorge sich, dass künftig womöglich Mitarbeiter, Kunden oder Mieter in Räumen oberhalb einer Bankfiliale in Mitleidenschaft gezogen würden. Schon deshalb sei es dringend geboten, in technische Aufrüstung zu investieren.

In Nordrhein-Westfalen hat sich die Zahl der Vorfälle nach Angaben des Landeskriminalamtes (LKA) in Düsseldorf 2015 auf 65 mehr als verdoppelt. Darunter seien 27 missglückte Versuche.

Auch wenn die Sprengung gelingt, hält der Bargeld-Tresor manchmal den Angriffen der Übeltäter stand. Die Schäden an Gebäuden und Inventar können gleichwohl in einen sechsstelligen Bereich gehen. Betroffen von den Attacken waren nicht nur Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken, die das dichteste Automatennetz unterhalten, sondern auch Postbank und Commerzbank.

Viele Institute schließen mittlerweile nachts die Vorräume (Foyers) von Filialen. Technische Nachrüstung kann etwa bestehen aus Einbruchmeldeanlagen, Überwachungskameras, Gasdetektoren, die Alarm schlagen, wenn Gas zum Zweck der Sprengung in Automaten eingeleitet wird, und in Farbpatronen, die bei Explosion Banknoten rot oder blau einfärben. Der Einsatz von Farbpatronen ist teuer und wird entsprechend kontrovers diskutiert.

Beim Dachverband der Deutschen Kreditwirtschaft heißt es, statistisch gebe es keinen Beleg dafür, dass Farbpatronen das Risiko erkennbar minderten. Man verweist auch auf Angebote dunkler Kreise, gefärbte Banknoten zu reinigen und danach wieder normal in Umlauf zu bringen. Die Postbank hingegen setzt auf Abschreckung durch Färbung. Sie hat nach Angaben eines Sprechers alle 2300 Geldautomaten mit Farbpatronen ausgestattet.

Die Branche hält nichts von einheitlichen Vorgaben für Sicherheitsnachrüstungen. Bei 60 000 Geldautomaten in Deutschland (davon rund 25 000 von Sparkassen und rund 20 000 von Volks- und Raiffeisenbanken) würden, so wird argumentiert, immense Kosten entstehen. Das LKA meint allerdings ebenso wie die Provinzial Rheinland, bei der die meisten rheinischen Sparkassen versichert sind, es bestehe eindeutig ein Nachholbedarf an technischer Aufrüstung.

Volks- und Raiffeisenbanken finden Schutz bei ihrem Versicherer R+V. Der R+V-Konzern bietet, so erklärt ein Sprecher, den üblichen Schutz durch ein Standard-Paket, die "Geno-Bankpolice OP-Risk". Die Police gleicht den Verlust von Bargeld aus, sie ersetzt den zerstörten Automaten, deckt Schäden an Gebäuden und Inventar und übernimmt Mehrkosten im laufenden Betrieb. Nicht gedeckt sind Schäden an Nachbargebäuden.

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