Firmen bei uns Wenn Manager ins Cockpit wechseln

Köln · Die Kölner Firma Yourcockpit schult Führungskräfte im Flugsimulator. Zahlreiche namhafte Unternehmen, darunter auch die Deutsche Post DHL machen von den Angeboten mit Adrenalinkick Gebrauch.

 Abheben und doch am Boden bleiben: Im Flugsimulator der Firma Yourcockpit in Köln lernen Manager, wie man einen Airbus A320 fliegt. Ein Spaß, den sich gegen Bezahlung jedermann gönnen kann.

Abheben und doch am Boden bleiben: Im Flugsimulator der Firma Yourcockpit in Köln lernen Manager, wie man einen Airbus A320 fliegt. Ein Spaß, den sich gegen Bezahlung jedermann gönnen kann.

Foto: Yourcockpit

Falk Gernat ist es gewohnt, schnelle Entscheidungen zu treffen. Oft geht es um Geld oder Mitarbeiter oder beides zusammen. Falsche Entscheidungen haben Konsequenzen, aber sie lassen sich meistens kalkulieren.

Diese Situation ist anders. Die Umgebung auch. Der Manager hat sein Büro gegen das Cockpit eines Airbus A320 getauscht, seinen Chefsessel gegen den Sitz des Flugkapitäns. Jetzt kann ihn jeder noch so kleine Fehler in ernsthafte Schwierigkeiten bringen. Gernat ist die Nervosität anzusehen. Der Start erfordert größte Konzentration. Die Computerstimme warnt. Gernat nimmt sie nicht wahr. Parkbremse lösen, Schubhebel nach vorne, die Flugzeugnase auf Kurs bringen, dabei immer die Instrumente im Blick behalten. Wenn die Startgeschwindigkeit erreicht ist, den Stick nach hinten ziehen, damit der Flieger abhebt. Steigen bis auf 3000 Fuß, nicht zu schnell, aber auch nicht zu langsam. Der Rumpf ächzt besorgniserregend.Worauf sollte er beim Blick auf die Instrumente nochmal achten? Welche Aufgabe muss er nach dem Abheben seinem Co-Piloten übergeben? Wo ist der Schalter für ...

Instruktor Mirko Miesen gönnt seinem Schützling eine Pause. Gernat ist erleichtert, Fliegen ist zwar ein großer Spaß, aber kein Kinderspiel – zumindest nicht für Ungeübte. Obwohl Gerat in die Luft gegangen ist, ist er am Boden geblieben. Mitten in Köln war der eben erlebte Stresstest Teil einer Führungskräfteschulung in einem Flugsimulator, der seinem Original detailgetreu nachempfunden ist.

„In so einem Rollenspiel in fremder Umgebung nehmen sich unsere Kunden selbst anders wahr und lernen Dinge über sich kennen, die sie in ihrer gewohnten Arbeitsumgebung gar nicht mehr bemerken“, sagt Miesen: „Wir bringen den Managern in simulierter Umgebung bei, mit Stresssituationen routiniert umzugehen und richtig zu reagieren, die richtigen Entscheidungen zu treffen, aber auch Fehler zu analysieren und zu korrigieren. Der Simulator dient als besonderes Lernumfeld und fordert vom Kapitän und seiner Besatzung ein Höchstmaß an sicherem, koordiniertem sowie ziel- und erfolgsorientiertem Handeln.“ Instruktor und Pilot Miesen ist kleinen Kölner Firma Yourcockpit mit vier festen Mitarbeitern für die Schulungen verantwortlich. „Mittlerweile zählen viele namhafte Unternehmen zu unseren Kunden, zum Beispiel die Deutsche Post DHL und das Universitätsklinikum Köln“, sagt Miesen.

Die unternehmerischen Wurzeln der 2010 von Softwarenentwickler Walter Weyers in Bonn gegründeten Firma Yourcockpit aber liegen im Entertainment. Einen Passagierjet oder Hubschrauber zu fliegen – ist der Traum vieler Kinder und Erwachsener. Yourcockpit lässt diesen Traum – wenigstens spielerisch – wahr werden.

Dank acht speziell programmierter Rechner im Hintergrund und einer 210 Grad Leinwand vor den Cockpitfenstern wird den Kunden ein bis zu zwei Stunden dauerndes, dreidimensionales Flugerlebnis geboten – inklusive vibrierender Sitze, aufheulender Triebwerke und allerlei anderer realitätsgetreuer Details. Die Technik hat ihren Preis: Rund 200 000 Euro verlangt der Hersteller, der auch Fluggesellschaften mit Simulatoren für die Pilotenschulung ausstattet.

Mittlerweile haben sich nach Miesens Worten mehr als 10000 Flugbegeisterte bei Yourcockpit einen Adrenalinkick erkauft, unter ihnen in jüngster Zeit auch immer mehr Manager. Seit vergangenen Jahr zählt auch eine Dependance in Hamburg zur Kölner Firma, die vier feste und 30 freie Mitarbeiter beschäftigt. Letztere – oft tatsächlich ausgebildete Piloten – sind ausschließlich als Instruktoren tätig, die die „Flugschüler“ im Cockpit anleiten.

Auch, wenn Miesen keine konkreten Zahlen verraten möchte: „Die Zahlen sind sehr erfreulich und wir sehen einen klaren Aufwärtstrend.“

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