Geschenke zum Fest Wer Socken zu Weihnachten mag

Bonn · Verhaltensforscher gibt Tipps zum richtigen Geschenk an Weihnachten: Auch Nützliches kann Freude bereiten.

Chorgesang, ein geschmückter Weihnachtsbaum, Geschenke. Doch die Familienidylle trügt. Als die Tochter der Vorzeigefamilie ihr Weihnachtsgeschenk auspackt, fließen die Tränen: Eine überdimensionale Dose Diätpillen - geschenkt von einer sprechenden Socke. Das pöbelnde, trinkende und rauchende Textil ist Hauptprotagonist einer ganzen Serie an Werbespots für einen Online-Geschenke-Handel. Die Botschaft: "Niemand mag Socken zu Weihnachten".

So genial die Idee auch erscheinen mag, der Wahrheit entspricht die These nicht unbedingt. Socken bieten sich durchaus als Weihnachtsgeschenk an. "Je spezifischer das Geschenk zum Beschenkten passt, desto besser wird es auch von ihm wahrgenommen und interpretiert", sagt Bernd Weber, Verhaltensforscher vom Center for Economics and Neuroscience (CENs) der Universität Bonn.

"So können auch an sich nützliche Gegenstände, die als nicht sonderlich gedankenvoll interpretiert werden, sehr hoch angesehen werden, wenn sich das Geschenk aus einem besonderen Wissen des Schenkenden ergibt." Im Fall der Socken beispielsweise, wenn der Beschenkte chronisch unter kalten Füßen leidet. Auch Krawatten und Pullover können so durchaus gut ankommen. Nicht umsonst zählt Kleidung trotz schlechten Rufs auch in diesem Jahr wieder zu den beliebtesten Geschenken der Deutschen.

Die beliebtesten Weihnachtsgeschenke
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Die beliebtesten Weihnachtsgeschenke

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Deutsche verschenken gerne Klassiker wie Schmuck

Zu dieser Erkenntnis kommen die Unternehmensberater von Ernst & Young, die jährlich eine Rangliste der beliebtesten Weihnachtsgeschenke zusammenstellen. Die Umfrage zeigt, der Deutsche greift an Weihnachten gerne zum Klassiker. Zum Beispiel zum Schmuck. "Damit zeigt man eine hohe Wertschätzung. Man schenkt sich etwas, was man sich normalerweise nicht ,gönnt?", meint Weber. "Allerdings ist es wichtig hier den richtigen Geschmack zu treffen." Das gilt auch für Parfüm und Kosmetika. Sonst könnten diese Ideen ebenfalls schnell als ideenlos angesehen werden. "Nützliche Geschenke werden im Allgemeinen eher als ,Notlösung? interpretiert, wenn man entweder wenig über den Beschenkten weiß, oder sich nicht sonderlich viel Gedanken machen möchte", sagt der Verhaltensforscher.

Bei der Finanzspritze der Verwandtschaft kann von "Gedanken machen" nicht gerade die Rede sein. Und doch gehört Geld neben Büchern laut Ernst & Young auch in diesem Jahr wieder zu den beiden Top-Geschenken. Mehr als 50 Prozent der Befragten greifen für ihre Lieben in die Geldbörse. Das Präsent ist zwar gut gemeint, gilt aber nicht als besonders kreativ und kann zudem leicht fehlinterpretiert werden. "Geldgeschenke sind ja stark quantifizierbar und signalisieren leicht, was einem jemand Wert ist", sagt der Verhaltensforscher. Daher sollte der Betrag im Vorfeld abgesprochen werden.

Weber unterscheidet grundsätzlich zwischen zwei Arten von Geschenken. "Prinzipiell kann man hedonische von nützlichen Geschenken unterscheiden. Hedonische Geschenke sollen Spaß machen und müssen den Interessen des Beschenkten entsprechen", erklärt der Verhaltensforscher. Zum Beispiel Reisen oder Events. Seit Jahren sind die verschenkten Aktivitäten im Kommen. Doch der Experte warnt. "Reisen sind nur etwas für sehr enge Bekannte", erklärt Weber. "Ähnlich wie Events sollten sie als ,soziales Geschenk? verstanden werden, in dem man eine gemeinsame Erfahrung machen möchte."

274 Euro im Schnitt für Geschenke

Das gilt auch für Erlebnisgutscheine. Der zusätzliche Kick erfreut sich wachsender Beliebtheit. Alleine das Unternehmen des ehemaligen Stuntman Jochen Schweizer macht mit den teils leichtsinnigen Abenteuern einen Jahresumsatz von rund 70 Millionen Euro. Doch warum ist das richtige Präsent so wichtig? "Geschenke spielen eine große Rolle zur Aufrechterhaltung sozialer Bindungen", sagt Weber. "Dabei spielt das Geschenk nicht nur für den Beschenkten eine große Rolle, sondern vermittelt auch dem Schenkenden ein schönes Gefühl."

Dieses Gefühl lassen sich die Deutschen in diesem Jahr wieder einiges kosten. 14,3 Milliarden Euro spült das Fest der Liebe laut einer Umfrage des Marktforschungsinstituts GfK dem Handel 2015 in die Kassen. Im Schnitt gebe der Deutsche 274 Euro für Geschenke aus. Der Handelsverband Deutschland (HDE) glaubt sogar, die Deutschen wollen 460 Euro im Schnitt für ihre Lieben ausgeben. Der HDE rechnet im Weihnachtsgeschäft mit einem nominalen Umsatzplus von zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Dabei kommt es auf den finanziellen Wert des Geschenks gar nicht an. "Bei Allem muss man ja sagen, dass die Intention das Allesentscheidende ist", erklärt Weber. "Selbst gemachte Geschenke sind extrem wertvoll, weil sie signalisieren, dass sich jemand Gedanken macht." Das gilt mitunter für selbstgestrickte Socken - nur pöbeln sollten sie nicht unbedingt.

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