Sal. Oppenheim Wert des Kölner Bankhauses schmolz 2008

KÖLN · Im Untreueprozess gegen die Ex-Bankchefs von Sal. Oppenheim ging es gestern um ein mögliches Motiv für einen Immobilienkauf in Frankfurt. Die Bank hatte eine Grundstücksgesellschaft, die die Immobilien hielt und an der Bankeigentümer beteiligt waren, Ende 2008 gekauft. Wegen eines zu hohen Preises soll dem Bankhaus laut Staatsanwaltschaft ein Schaden von über 70 Millionen Euro entstanden sein.

Rolf Enders, Mitglied im Geschäftsführungsausschuss der Luxemburger Holding von Sal. Oppenheim, schilderte etwa, wie die Luxemburger Aufsicht die Eigenkapitalausstattung der Bank immer kritischer sah. In der Finanzkrise ab Mitte 2008 habe die Aufsicht immer tiefer nach einzelnen Geschäften gefragt. Auch Kredit-Ratings der Bankeigentümer hätten sich verschlechtert. Wesentlicher Besitz war die Bank, und Banken waren immer weniger Wert. "Das war ein galoppierender Prozess", so Enders.

Auch Bürgschaften der Bankeigner für die ADG, die Kredite an Madeleine Schickedanz vergeben hatte, hätte die Aufsicht nicht gerne gesehen. Bürgschaften seien damals gegen andere Kreditsicherungen zurückgegeben worden.

Überrascht zeigte sich Enders, dass das Grundstück in Frankfurt bereits am 4. Dezember 2008 laut Notarvertrag übertragen wurde und Friedrich Carl Janssen das Geschäft am 8. Dezember genehmigt hatte. Denn die Luxemburger Aufsicht gab erst am 11. Dezember ihr Plazet.

Dirk Froese, Angestellter bei Immobilienentwickler Josef Esch, machte vom Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. Er werde bei einem Geschäft in der Kölner Oppenheimstraße als Beschuldigter geführt, so sein Anwalt. Durch eine Aussage könnte er sich belasten. Die Verhandlung wird am 11. November fortgesetzt. Dann geht es weiter um die Immobilien in Frankfurt. Dazu sollen Gutachten von Sachverständigen erstellt werden. Ab Dezember will Sabine Grobecker, die Vorsitzende der 16. Großen Strafkammer den zweiten Komplex verhandeln.

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