Studie des DLR Wie Eurowings auf Monopolstrecken abkassiert

KÖLN/DÜSSELDORF · Seit Eurowings viele Air-Berlin-Strecken übernommen hat, sind die Preise auf Monopolrouten deutlich teurer als auf Routen mit Wettbewerb. Auffallend günstig sind Flüge von Köln/Bonn nach Palma de Mallorca und nach Berlin.

 Ein Flugzeug startet am FlughafenKöln/Bonn.

Ein Flugzeug startet am FlughafenKöln/Bonn.

Foto: dpa

Die Passagiere der großen Flughäfen in NRW können an den Ticketpreisen gut erkennen, ob sich Eurowings auch nach dem Ende von Air Berlin gegenüber Wettbewerbern behaupten muss oder ob eine Strecke allein bedient wird. Dies ist eines der Ergebnisse des neuen Billigfliegermonitors des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), der am Donnerstag erscheint und unserer Redaktion vorab vorliegt.

Auffallend günstig sind Flüge nach Palma de Mallorca und nach Berlin. So bot Eurowings am 10. Oktober Tickets von Köln auf die iberische Insel mit nur einem Tag Buchungsfrist ab 39,99 Euro an. Nach Berlin waren Flüge mit vier Wochen Buchungsfrist für 34,99 Euro erhältlich. Auf der Route nach Berlin ist Easyjet der neue Herausforderer, nach Palma ist Ryanair wichtiger Konkurrent. Auch von Düsseldorf aus sind diese Routen sehr günstig, zeigt ein Test. Weitere preiswerte Routen sind laut DLR Düsseldorf-Rom (Wettbewerber Alitalia), Köln-London (Ryanair) oder Köln-Barcelona (auch Ryanair).

Relativ teuer sind laut DLR alle Angebote, wo Eurowings dank des Untergangs von Air Berlin ein faktisches Monopol errang. So kostete am 10. Oktober ein One-Way-Flug mit einem Tag Buchungsfrist von Düsseldorf nach München 199,99 Euro, nach Hamburg 159,99 Euro und nach Zürich 179,99 Euro. Günstiger sind alle diese Routen bei längerer Vorausbuchung, aber immer noch fast immer teurer als auf Strecken mit Konkurrenz.

Eurowings erklärt zu seiner Preispolitik, der Airline-Markt in Europa sei insgesamt von „höchster Preisintensität“ geprägt. Es sei nicht ungewöhnlich, dass eine Airline eine Strecke alleine bediene. Außerdem könnten Wettbewerber auf jeder Strecke neu antreten.

Preise der Billigflieger im Herbst meist gestiegen

Andreas Mundt, Präsident des Bundeskartellamtes, sagt, er lasse den Ticketwettbewerb in Deutschland weiterhin beobachten, doch eine formale Prüfung steht nicht an.

Laut DLR-Studie sind die Preise der Billigflieger in Deutschland in diesem Herbst meist etwas gestiegen. So kostete bei Eurowings ein Ticket im Schnitt mit 99,78 Euro drei Euro mehr als vor einem Jahr, bei Easyjet ging der Preis von 51,59 Euro auf 54,05 Euro hoch. Ryanair verlangt dagegen nur noch 38,46 Euro im Schnitt gegenüber 45,46 Euro vor einem Jahr, wobei neuerdings jedoch weniger Handgepäck ohne Aufschlag mitgenommen werden darf. „Ryanair hat den Trend fallender Ticketpreise fortgesetzt“, so Studienautor Peter Berster. „Der Wettbewerb ist insgesamt sehr intensiv.“

Dabei sieht er Düsseldorf mit mehr als 1000 Starts pro Woche (im Juli) als mittlerweile wichtigsten Flughafen für Discountangebote in Deutschland. „Der Airport liegt auf Platz eins der deutschen Flughäfen mit den meisten Low-Cost-Angeboten“, so Berster. Dabei zeigt die Studie jedoch, dass Köln-Bonn bei der reinen Passagierzahl noch etwas vor Düsseldorf liegt. Im ersten Halbjahr wickelte Köln-Bonn laut DLR 4,5 Millionen Low-Cost-Passagiere ab bei insgesamt 5,9 Millionen Reisenden, wogegen in Düsseldorf zwar insgesamt 10,8 Millionen Passagiere gezählt wurden, von denen aber nur 4,3 Millionen laut DLR zum Billig-Segment gehören.

Dabei muss jedoch angemerkt werden, dass die Grenzen traditioneller Airlines wie Lufthansa und von Billig-Airlines zunehmend verschwimmen. So bieten auch viele klassische Airlines günstige Tickets mit niedrigem Service an, wogegen Eurowings auf der Langstrecke ab Düsseldorf in die USA sogar eine kleine Business-Class einführt.

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