Wirtschaftsstandort Bornheim "Wir leben nicht unter einer Käseglocke"

Bornheim · Es tut sich einiges in der Bornheimer Gewerbelandschaft. Neue Unternehmen siedeln sich an, bringen Geld in die Stadtkasse. Heute eröffnet im Gewerbepark Bornheim-Süd der Logistik-Spezialist Euro Pool, Küchen Aktuell baut zurzeit eine große Verkaufshalle. Über den Wirtschaftsstandort Bornheim sprach Hans-Peter Fuß mit Bürgermeister Wolfgang Henseler und dem städtischen Wirtschaftsförderer Sebastian Römer.

Wie bewerten Sie den Wirtschaftsstandort Bornheim?
Wolfgang Henseler: Er ist attraktiv und bietet den verschiedenen Branchen optimale Bedingungen. Wir liegen zentral zwischen Köln und Bonn, haben vier Autobahnanschlüsse, Güter- und Personenbahnhöfe in Roisdorf und Sechtem, zwei S-Bahnlinien, man ist schnell am Flughafen und am Rhein.

Enorm gewachsen ist der Gewerbepark Süd. Wie geht die Entwicklung dort weiter?
Sebastian Römer: In den letzten zehn Jahren hat unsere Wirtschaftsförderungsgesellschaft dort 50 Unternehmen angesiedelt und etwa 1260 Arbeitsplätze geschaffen. Höhepunkte der Ansiedlung waren Bauhaus (2005), Porta (2007), GLS (2010) und das Frischezentrum der Lebensmittelbetriebe und L'Osteria (beide 2012). Besonders erfreulich: Die städtische Wirtschaftsförderung und die Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft konnten Betriebe, die in der Stadt ansässig sind, wie GLS oder SFB-Fördertechnik, innerhalb der Stadt umsiedeln und diesen Firmen hier einen neuen Standort bieten.

Wer baut zurzeit?
Römer: Küchen Aktuell errichtet auf 21 000 Quadratmetern eine Logistikhalle mit Büro- und Verwaltungsbereich mit angeschlossener zweigeschossiger Küchenausstellung. Dort werden 100 Leute arbeiten. Die Firma Agaba erweitert für Lagerung und Weiterverarbeitung ihrer Natursteine, und Europas größter Logistiker für Obst- und Gemüsekisten, Euro Pool, eröffnet heute.

Wie viel Fläche ist noch verfügbar?
Römer: Etwa zehn Hektar. Davon werden sechs Hektar zurzeit verhandelt. So sprechen wir mit einem Unternehmen, das dort eine Werkstatt und einen Verkaufsraum bauen möchte.

Es gab Streit um die Erweiterung von Bauhaus. Viele sahen damit kleinere örtliche Geschäfte gefährdet. Wie sieht der Sachstand aus?
Henseler: Derzeit ist eine Lösung noch nicht absehbar. Der Rat hatte den städtischen Vertretern im Aufsichtsrat der WFG mehrheitlich aufgetragen, gegen eine Veräußerung des Grundstücks zwecks Erweiterung von Bauhaus zu stimmen. Ich bin hingegen der Meinung, dass man den Wettbewerb durch dirigistische Maßnahmen nicht steuern kann. Es wird im Einzelhandel immer Veränderungen geben.

Wie viel Gewerbesteuer fließt aus Bornheim-Süd in die Stadtkasse?
Henseler: Das Gewerbesteueraufkommen im Jahr 2012 betrug insgesamt 11,9 Millionen Euro. Eine gebietsbezogene Aufstellung ist nicht möglich. Insgesamt ist die Tendenz des Gewerbesteueraufkommens in Bornheim steigend.

Was tut sich im Gewerbegebiet Sechtem?
Römer: Auf 34 Hektar existieren dort 60 Firmen mit etwa 1200 Mitarbeiter. 1900 Quadratmeter stehen dort noch zur Verfügung. Ein 3600 Quadratmeter großes städtisches Grundstück haben wir einem ortsansässigen Unternehmen und einem Verein angeboten. Eine weitere Firma plant eine Erweiterung im rückwärtigen Bereich ihres Grundstücks.

In Merten befürchten Einzelhändler Einbußen, wenn die neuen Märkte am Ortsrand öffnen. Was meinen Sie dazu?
Henseler: Das Einzelhandelsstandort- und Zentrenkonzept der Stadt Bornheim stellt für Merten eine Unterversorgung fest. Daher wird das Einkaufszentrum Merten den Bedarf in diesem Gebiet und mit Ausstrahlung in Richtung Walberberg decken. Einige bisher an der Kirchstraße Merten ansässige Betriebe werden ebenfalls im Einkaufszentrum ihren Standort finden. Ich hoffe, dass das Einkaufszentrum sich zum Magneten entwickelt und Kunden in der Stadt hält. Wir leben nicht unter einer Käseglocke und müssen Raum für Entwicklung lassen.

Wird Bornheim-Ort durch die Neugestaltung der Königstraße als Einkaufsstadt attraktiver?
Henseler: Auf jeden Fall. Verkehrssicherheit und Aufenthaltsqualität werden deutlich erhöht. Auch für Gastronomie und Einzelhandel ergeben sich neue Möglichkeiten.

Welche Branchen würden Sie gerne in Bornheim ansiedeln?
Römer: Zukunftsorientierte Betriebe, die eine Gewähr für die dauerhafte Sicherung von Arbeitsplätzen in der Stadt Bornheim bieten.

Wo wird Bornheim in den nächsten zehn Jahren weitere Gewerbeflächen ausweisen?
Henseler: Zunächst werden die ausgewiesenen Gewerbeflächen entwickelt. Dies sind 43 Hektar in Hersel. Die Flächen befinden sich im Privatbesitz, werden verfüllt und sollen zur Gewerbefläche entwickelt werden. Im Gewerbepark Sechtem ist eine Erweiterung um netto 11,5 Hektar geplant.

Wolfgang Henseler:
Wolfgang Henseler, Jahrgang 1952, ist seit 2004 Bürgermeister der Stadt Bornheim. Zuvor war der gebürtige Bliesheimer seit 1989 im Bornheimer Rat und Gebietsleiter im Organisationsamt der Stadt Köln. Henseler lebt in Kardorf, ist verheiratet mit Frau Conny, hat drei erwachsene Kinder, fotografiert gerne und ist Mitglied und Fan des 1. FC Köln.

Sebastian Römer:
Sebastian Römer, geboren 1975 in Bonn, hat dort Wirtschaftsgeographie studiert. Ein Schwerpunkt war die Bedeutung der Standortfaktoren bei der Standortwahl von Unternehmen. Seit 2007 ist Römer Wirtschaftsförderer der Stadt Bornheim. Seine Kernaufgabe: Er berät ortsansässige und am Standort Bornheim interessierte Unternehmen.

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