Untersuchung der Creditreform Wirtschaft in Bonn zeigt sich träge

Bonn · Die Creditreform den nternehmen in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis ein mittelmäßiges Zeugnis aus. Schwierigkeiten bereite ihnen auch die hohe Gewerbesteuer.

Bonn und der Rhein-Sieg-Kreis müssen sich anstrengen, um wirtschaftlich nicht weiter ins Hintertreffen zu geraten. Wie eine Untersuchung der Creditreform Bonn zeigt, ist die Wirtschaftsdynamik relativ schwach, vergleicht man sie mit ähnlich großen Städten und Regionen wie Darmstadt, Dortmund oder Nürnberg. Grund für die Entwicklung, die sich schon seit Jahren abzeichnet, ist die geringe Industriedichte.

Jörg Rossen, Geschäftsführer von Creditreform Bonn, stellte am Donnerstag das fünfte Jahr in Folge die Ergebnisse einer Studie zur Wirtschaftsdynamik vor, die Licht und Schatten offenbart. Positiv ist, dass die Branchen IT und Gesundheitswirtschaft weiterhin überdurchschnittlich wachsen und die Liquidität der Unternehmen stark zugenommen hat, auch wenn die überfälligen Rechnungsbelege zuletzt wieder gestiegen sind – mit 20 Prozent in Bonn/Rhein-Sieg lag der Anteil überfälliger Rechnungen 2018 sogar etwas höher als im Bundesdurchschnitt mit 16,5 Prozent.

Dass das produzierende Gewerbe in der Region nur einen Anteil von 13 Prozent hat, wirkt sich insofern negativ aus, als die Industrie bundesweit der Wachstumstreiber ist. Sie trage mit 30 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei, so Rossen. In Bonn aber haben das produzierende Gewerbe und die Bauwirtschaft nur 5,7 Prozent Anteil am BIP, im Rhein-Sieg-Kreis sind es 23,4 Prozent.

Bekanntlich tragen mehrere Faktoren dazu bei, dass sich zumindest in Bonn nur wenig daran ändern wird: die schwierige Verkehrssituation, die den Gütertransport behindert, der Mangel an Gewerbeflächen, der teure Wohnungsmarkt, aber auch eine hohe Gewerbesteuer. Rossen: „Mit einem Hebesatz von 490 Prozent liegt Bonn auf dem Niveau von München.“ In Nordrhein-Westfalen nehme es damit Rang 58 ein.

Geringe Gründungsdynamik

Auch die Gründungsdynamik ist in der Region geringer als im Bundesschnitt. Nur noch in Dresden war der Anteil der Neugründungen 2018 noch kleiner als in Bonn. Spitzenplätze nahmen dagegen Hamburg und Frankfurt ein. Das führt dazu, dass in Bonn/Rhein-Sieg 16,3 Prozent der Unternehmen jünger als fünf Jahre sind, im bundesweiten Durchschnitt sind es 20 Prozent. Zwei Drittel der hiesigen Firmen sind hingegen zehn Jahre und älter.

Andererseits versprechen ältere Unternehmen auch mehr Stabilität und „eine gewisse Resistenz gegen Krisen“, wie Rossen erläuterte. Jedenfalls lag die Ausfallquote von Unternehmen, die drohten, ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen zu können, in der Region bei 1,51 Prozent, während es im bundesweiten Schnitt im vergangenen Jahr 1,55 Prozent waren, sie war also leicht höher. Positiv fiel auch auf, dass die Unternehmen der Region „ein ordentliches Stück ertragskräftiger“ als die Wirtschaft im Bundesdurchschnitt sind. Die Rendite auf das eingesetzte Kapital lag in Bonn/Rhein-Sieg im vergangenen Jahr bei 6,7 Prozent, im Bundesschnitt bei 5,7 Prozent.

Wachsender Anteil der IT-Unternehmen

Der Anteil der IT-Wirtschaft ist weiter gestiegen: 2018 machten IT-Unternehmen 3,37 Prozent an allen Unternehmen in Bonn/Rhein-Sieg aus, bundesweit waren das nur 2,58 Prozent. Die Gesundheitswirtschaft hatte an allen Unternehmen einen Anteil von 5,77 Prozent gegenüber 4,67 Prozent im Bundesdurchschnitt. In der IT-Wirtschaft ging die Ertragskraft allerdings zuletzt leicht zurück, während sie in der Gesundheitswirtschaft stieg. Mit 4,1 Prozent lag sie aber unter dem Bundesschnitt.

Zu Darmstadt, das die beste Wirtschaftsdynamik (ein Plus von fast 15 Prozent im Jahr 2016 gegenüber 3,6 Prozent in Bonn/Rhein-Sieg) aufwies, bemerkte Rossen, dass die Stadt dank forschungsstarker Unternehmen und einem Fokus auf Mathematik und Naturwissenschaften an den Hochschulen „richtig Power entwickelt“. Da mal hinzugucken, wäre auch für die hiesige Region „ganz hilfreich“.

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