Bad Godesberger Werk ZF besiegelt Boge-Verkauf an Chinesen
BONN · Boge wird chinesisch. Die ZF Friedrichshafen AG hat am Mittwoch den Kaufvertrag über ihre Sparte Gummi und Kunststoff, zu der auch das traditionsreiche Bad Godesberger Werk gehört, mit dem chinesischen Konzern TMT unterzeichnet. Ein Kaufpreis wurde nicht genannt.
Wenn die Kartellbehörden und die chinesischen Aktionäre zustimmen, soll die Übernahme innerhalb des ersten Halbjahres 2014 abgeschlossen sein, teilte ZF am Mittwoch weiter mit. Die an der Börse in Schanghai notierte Zhuzhou Times New Material Technology Co. Ltd. (TMT) will das Gummi-Kunststoff-Geschäft den Angaben zufolge ausgliedern und in ein neues Unternehmen überführen.
TMT übernimmt nicht nur alle Standorte, sondern auch Management und Mitarbeiter von ZF. Die Arbeitnehmer konnten bei Verhandlungen mit den Eigentümern offenbar Konditionen zu ihren Gunsten aushandeln: Die Standortsicherung unter TMT gilt bis 2018 statt wie bei ZF bis 2015 (der GA berichtete). Außerdem wollen die Chinesen deutlich in ihre deutschen Standorte investieren. Im ZF-Konzern dagegen stand der Standort Bonn mit seinen rund 250 Beschäftigten offenbar immer wieder zur Debatte.
Insgesamt kauft TMT einen ZF-Geschäftsbereich mit rund 700 Millionen Euro Jahresumsatz. 3300 Mitarbeiter arbeiten an neun Standorten in Europa, Amerika, Asien und Australien. Damme soll operativer Hauptsitz des Unternehmens bleiben.
Die chinesischen Käufer stellen Komponenten für die Bahn-, Automobil-, Bau- und Windkraftindustrie her. Mit dem Zukauf in Deutschland will TMT laut Mitteilung von am Mittwoch seine Geschäfte mit der Automobilindustrie ausbauen. Außerdem erleichtere die Übernahme für die ehemalige ZF-Sparte den Verkauf ihrer Produkte auf dem chinesischen Markt.
Die Verbindung zu ZF Friedrichshafen soll auch nach der Übernahme nicht gekappt werden. ZF und TMT würden "zukünftige Kooperationsmöglichkeiten ausloten", hieß es in der Mitteilung von am Mittwoch weiter.
Der Konzern aus Zhuzhou übernimmt mit Boge ein traditionsreiches Bonner Unternehmehmen. Es geht zurück auf einen 1931 durch Adolf Boge in Bad Godesberg gegründeten Werkzeugbau-Betrieb. Wenig später entstand ein weiteres Werk in Eitorf (heute ebenfalls im Besitz von ZF), das Stoßdämpfer für Boge produzierte.
Zum Friedrichshafener ZF-Konzern gehört Boge seit zwölf Jahren. ZF zählt nach eigenen Angaben mit knapp 17,4 Milliarden Euro Jahresumsatz zu den zehn größten Automobil-Zulieferern weltweit.
