Bis zu 16 Prozent für die Überziehung Zu wenig Transparenz bei Dispozinsen

BERLIN · Banken verlangen bis zu 16 Prozent für die Überziehung. Warentest mahnt Offenlegungspflicht der Konditionen an

Viele Banken und Sparkassen lassen sich bei den Zinsen für einen Dispokredit ungerne in die Karten schauen. Und etliche Institute verlangen von ihren Kunden dafür nach Ansicht der Stiftung Warentest noch immer zu viel, auch wenn sich die Lage in den letzten Jahren etwas verbessert hat..

"Die Gesamtsituation ist nach wie vor unbefriedigend", sagt der Chef der Stiftung, Hubertus Primus. Von den mehr als 1 400 Instituten in Deutschland haben den Verbraucherschützern nur 424 freiwilllg per Mail ihre Zinssätze mitgeteilt. Weitere 572 veröffentlichen diese Information im Internet. Doch in fast 500 Fällen mussten sich die Tester vor Ort begeben, um die Konditionen zur erfragen.

In der Raiffeisenbank Bechthofen in Bayern wollte der befragte Mitarbeiter nur gegen die Vorlage des Ausweises mit den Zinssätzen rausrücken. Angeblich dürfe er laut Geldwäschegesetz sonst keine Auskünfte erteilen. "Das ist natürlich Blödsinn", stellt Primus klar. Die Warentester warten nun auf die gesetzliche Verpflichtung der Banken, ihre Dispokosten im Internet klar und deutlich anzugeben. Ab dem März nächsten Jahres wird dies flächendeckend der Fall sein.

Mitunter verschleiern die Institute auch die tatsächlichen Kosten. Manche Geldhäuser geben nur einen günstigen Zinssatz an, der aber an ein bestimmtes, meist teureres Girokonto gekoppelt ist. Bei anderen Kontomodellen fahren die Kunden bei einer Überziehung deutlich schlechter. Einige Unternehmen führen bonitätsabhängige Spannbreiten im Aushang auf.

Zu teuer ist der Dispo im Durchschnitt immer noch. Im Test lag der Zins über alle Angebote hin betrachtet bei 10,25 Prozent. Dabei ist die Spanne sehr hoch. Testsieger ist erneut die Deutsche Skatbank mit nur 4,49 Prozent. Am teuersten zeigte sich die Raiffeisenbank Trostberg-Traunreut in Bayern mit bis zu 16 Prozent.

Dabei finanzieren sich die Institute bei der Europäischen Zentralbank derzeit nahezu kostenlos. "Ein fairer Zins müsste nach unserer Einschätzung deutlich unter zehn Prozent liegen", stellt Primus fest.

Das Bundesjustizministerium sieht die gängige Praxis dagegen kritisch. "Wer den Verbraucherinnen und Verbrauchern eine einfache und verständliche Information über die Höhe der Dispozinsen im Internet verweigert, muss durch ein Gesetz dazu gezwungen werden, das kleine 1 x 1 der Marktwirtschaft einzuhalten", sagt Staatssekretär Gerd Billen.

Die lange Suche nach den Angaben zum Dispo-Zins

Einfach mal die Internetseite der eigenen Bank aufrufen und sich innerhalb weniger Sekunden zu den Konditionen des Dispo-Kredits durchklicken - das ist leichter gesagt als getan. Denn einige Banken verstecken ihre Angaben dazu sehr gut, oder stellen sie gar nicht erst ein.

Richtig schwer hat man es bei der VR-Bank Rhein-Sieg, der Volksbank Bonn Rhein-Sieg und der Kölner Bank. Denn auf deren Webseiten ist weder die Höhe des Dispo-Zinssatzes noch die des Überziehungszinses zu finden. Die Kreissparkassen Ahrweiler und Bad Honnef geben auf ihrer Übersichtsseite zum Dispokredit immerhin die Dispo-Zinsen an.

Nur bei Instituten wie der Sparkasse Köln-Bonn, der Kreissparkasse Köln oder der Sparda-Bank West hat man das große Glück, auf einen Blick beide Zinssätze vorzufinden. Über die Rubrik "Finanzierung" oder "Girokonto" wird man sehr schnell fündig. Zum Vorbild könnten sie sich die Direktbank ING-Diba genommen haben.

Denn auf deren Internetseite muss man nicht lange und schon gar nicht vergeblich suchen. Unter "Konditionen" in der Rubrik "Girokonto" stehen die Zinssätze ganz oben. Deutsche Bank und Commerzbank haben ihre Angaben in eher schwer zu findenden pdf-Dateien versteckt, die auch nicht allzu übersichtlich sind. Bei wachsender Verzweiflung die Service-Hotline testen.

Die regional aufgeschlüsselten Ergebnisse hat die Stiftung Warentest kostenlos ins Internet gestellt: https://www.test.de/Girokonten-Dispozinsen-4586765-0/

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