Kölner Versicherungsunternehmen Zurich nach tiefer Talfahrt auf Erfolgskurs

Köln · Von 2013 bis 2017 schrumpfte das Geschäft des Kölner Versicherungsunternehmens Zurich. Heute hat es 7,4 Millionen Netto-Neukunden.

 Die Zurich-Zentrale in Köln-Deutz gleich neben dem Deutzer Bahnhof. Sie wurde 2019/20 bezogen.

Die Zurich-Zentrale in Köln-Deutz gleich neben dem Deutzer Bahnhof. Sie wurde 2019/20 bezogen.

Foto: Costa Belibasakis

Im Oktober 2019 hatte der Umzug der Zurich-Zentrale von Bonn nach Köln in die neuen Bürogebäude im rechtsrheinischen Deutz begonnen, mit Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 war dieser abgeschlossen, für die Beschäftigten ging es dann aber größtenteils ins Homeoffice. Drei Jahre später kann die Zurich Gruppe Deutschland endlich die neuen Räumlichkeiten in vollen Zügen genießen. Die Gebäude selbst arbeiten klimaneutral, weil sie zu 100 Prozent mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben werden. Die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz bestimmen zunehmend die Anlageentscheidungen des Versicherers, wie Vorstandschef Carsten Schildknecht am Mittwoch vor der Presse in Köln berichtete.

Auch entwickelt Zurich neue Dienstleistungen und Produkte rund um den Klimawandel. Vorständin Petra Riga-Müller, die für die Unternehmenskunden zuständig ist, stellte den Geschäftsbereich „Resilience Solutions“ vor, der Firmen berät, wie sie die Risiken minimieren, die mit dem Klimawandel zusammenhängen. Das umfasst sowohl Maßnahmen zur Anpassung an die Erderwärmung als auch solche, die zum Abbau der Treibhausgasemissionen führen. Ein neues Segment sei etwa die Versicherung von Anlagen, die mit Wasserstofftechnologie arbeiten, sowie auch Policen für wasserstoffbetriebene Lkw.

Zurich Deutschland hat sich aus einem tiefen Tal hochgearbeitet. Zwischen 2013 und 2017 befand sich das Unternehmen auf einem Schrumpfkurs, das Neugeschäft bei den Lebensversicherungen ging jährlich um fast acht Prozent zurück, bei den Sachversicherungen um 1,4 Prozent pro Jahr. Kunden sprangen ab. 2018 wurde gemeinsam mit den Mitarbeitern ein sogenanntes Strategie- und Kulturprogramm entwickelt, das die Ziele bis 2023 festlegte. Erfreulicherweise seien die Vorgaben schon 2022 erreicht worden, und dazu sogar auf höherem Niveau als angestrebt. So sei das Neugeschäft mit Lebensversicherungen seitdem jährlich um gut zwölf Prozent gestiegen, die Beiträge aus den Sachversicherungen wuchsen um jährlich gut sechs Prozent. Während das operative Ergebnis (vor Steuern) sehr volatil gewesen sei, lag es seit 2018 im Schnitt bei 348 Millionen Euro jährlich.

2021: Schadenskosten höher als Prämieneinnahmen

Die Schaden-Kosten-Quote, also das Verhältnis von Kosten, die aus Schadensregulierungen entstanden, zu Prämieneinnahmen, betrug in den vergangenen fünf Jahren durchschnittlich 95 Prozent – eine Ausnahme bildet das Jahr 2021, als die Flutkatastrophe unter anderem im Ahrtal und in NRW Zerstörungen und Tod brachte. In dem Jahr lag die Quote bei fast 105 Prozent.

Die Zahl der Kunden stieg bis 2022 auf mehr als elf Millionen, das sind 7,4 Millionen mehr als 2018. Vorstandschef Schildknecht erwartet, dass die Zwölf-Millionen-Marke in diesem Jahr überschritten wird. Zu dem starken Zuwachs habe die Kooperation mit MediaMarktSaturn beigetragen. Diese strategische Partnerschaft sei bei einer Ausschreibung 2019 hinzugekommen. Dabei geht es um Garantieverlängerungen für Produktverkäufe in den Elektronikmärkten von MediaMarkt und Saturn sowie um ausgewählte GarantiePlusSchutz-Versicherungsprodukte.

Beim Vertrieb spielt laut Schildknecht auch die langjährige Kooperation mit der Deutschen Bank eine wichtige Rolle. Seit 1. Januar stehen die Zurich-Produkte auch den Kunden der Postbank zur Verfügung. Damit erhalte man perspektivisch exklusiven Zugang zu 19 Millionen Kunden beider Marken.

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