Ein Konzern im Homeoffice So arbeitet die Zurich-Versicherungsgruppe in der Corona-Krise

Köln · Bei der Zurich-Versicherung arbeiten fast alle Mitarbeiter von zu Hause aus. Die neue Zentrale in Köln erleichtert flexibles Agieren. „Es funktioniert erstaunlich gut“, wundert sich auch ein Sprecher.

 Verwaiste Büros: 93 Prozent aller Mitarbeiter des Zurich-Konzerns in Köln arbeiten zurzeit im Homeoffice.

Verwaiste Büros: 93 Prozent aller Mitarbeiter des Zurich-Konzerns in Köln arbeiten zurzeit im Homeoffice.

Foto: Costa Belibasakis

Manchmal gibt es Verblüffendes bei Besprechungen des Versicherers Zurich. Da offenbart die Video-Konferenz, dass sich der ein oder andere Mitarbeiter im Homeoffice einen Bart wachsen lässt. Überraschungen mit der Technik gebe es dagegen bislang nicht, sagt Pressesprecher Bernd O. Engelien. „Es funktioniert erstaunlich gut“, ist sein Zwischenfazit nach drei Wochen, in denen fast alle der insgesamt 4500 Mitarbeiter in Deutschland, darunter 2800 Mitarbeiter der Kölner Landeszentrale, zu Hause arbeiten.

Das Unternehmen habe in der Corona-Krise auch durchgespielt, wie die Arbeit in den Büros zu organisieren sei, dass sich die Mitarbeiter weniger begegnen und Abstand halten können. Aber letztlich habe der Versicherer sich für die Arbeit im Homeoffice entschieden. Er habe so auch einen Beitrag dazu leisten wollen, dass die Infektionsketten unterbrochen werden. Vor der Einführung hätten sich die Experten des Unternehmens durchaus gefragt, ob die Netze das erhöhte Datenvolumen aushalten würden. „Das war ein Wagnis“, sagt Engelien. Zunächst habe die Kommunikationsabteilung die Arbeit von zu Hause aus getestet und dabei möglichst viel Datenverkehr produziert. Die Netze hielten – und halten immer noch.

Neue IT

Beim Start geholfen habe vielleicht, dass Zurich schon so früh auf Homeoffice gesetzt habe, als die Netze noch nicht so beansprucht waren. Auch ist der Versicherer gerade von Bonn in ein neues Gebäude in Köln gezogen, das auf flexibles Arbeiten ausgerichtet ist. Die Mitarbeiter haben Firmen-Laptops, mit denen sie jetzt zu Hause arbeiten. Neu ist auch die IT. Und für die Kommunikation nutzt Zurich etwa die Konferenzsoftware von großen Anbietern oder interne Produkte, die über das Intranet laufen.

In den Gebäuden neben der Kölner Messe sei nur noch eine Handvoll Mitarbeiter, die sich etwa um die IT kümmern oder auch einmal einen Computer austauschen. Post wird außer­halb der Zentrale bearbeitet. Ein Dienstleister scannt wichtige Sendungen und schickt sie elektronisch weiter. Weniges werde auf Papier weitergeleitet, etwa, wenn Unterschriften nötig seien, so Engelien. Aber auch Rechnungen kämen jetzt schon als PDF.

„93 Prozent der Mitarbeiter sind zu Hause“ so Engelien. Auch der komplette Vorstand. Freilich sind nicht alle Mitarbeiter im Dienst, sondern einige auch im Urlaub. Der Kundenservice laufe wie vorher, so Engelien. Die Mitarbeiter unterstützten auch Kunden, die als Folge der Krise vielleicht die Versicherungsprämie nicht bezahlen können und entwickeln individuelle Lösungen mit denen.

Überrascht habe Zurich die Mitarbeiter mit der Einführung von Homeoffice nicht. Der Rahmen sei bekannt gewesen, so Engelien. Und mit der Verschärfung der Krise seien ja zunächst Reisen eingeschränkt und eingestellt worden, Besuche von Externen untersagt, dann Meetings gestrichen worden. Im Intranet des Versicherers habe es auch umfangreiche Informationen gegeben, einschließlich der des Robert Koch-Instituts.

Sorge um sinkende Produktivität

Zurich habe den Beschäftigten zum Start im Homeoffice auch gesagt, dass die Produktivität möglicherweise sinken werde, weil noch nicht alles reibungslos laufe. Das habe ihnen Sorgen nehmen sollen. Auch die Sorgen um die Kinder der Mitarbeiter, die nicht in Schulen und Kindergärten gehen können, hätten sich durch das Home­office erledigt. So seien die Rückmeldungen der Mitarbeiter durchweg positiv, auch wenn einige das Gespräch unter vier Augen vermissten. Aber auch um menschliche Kontakte kümmere sich Zurich. Es gebe etwa Tipps zur Gestaltung der Mittagspause. Und die Mitarbeiter würden durchaus ermutigt, über Firmenplattformen wie in einem sozialen Netzwerk etwa zu posten, was sie in der Mittagspause machten, ob das jetzt das Spiel mit den Kindern oder der Spaziergang mit dem Hund sei. „Man vermisst die Kolleginnen und Kollegen schon, mit denen man sonst schon einmal einen Kaffee trinkt“, sagt Engelien.

Die Produktivität habe übrigens nicht gelitten. Die krisenhafte Situation werde zu einem Katalysator der Digitalisierung. „Wir werden sehen, was von der neuen Arbeitsweise bleibt, wenn sich die Corona-Lage wieder entspannt hat“, sagt Pressesprecher Engelien.

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