Krankenkassen klagen gegen Schiedsspruch Streit um Beratung in Apotheken

Köln · Krankenkassen wehren sich gegen ein Zusatzangebot von Pharmazeuten – diese können Patienten zusätzliche Betreuungsangebote der Apotheke anbieten. Die Kassen müssen dies zahlen.

Das Logo an der Tür einer Apotheke.

Das Logo an der Tür einer Apotheke.

Foto: dpa/Uli Deck

Apotheken dürfen neuerdings pharmazeutische Dienstleistungen anbieten, und die gesetzlichen Krankenassen (GKV) müssen sie bezahlen. Da sich die Spitzenverbände von Apotheken und GKV über Umfang und Vergütung nicht einigen konnten, hat eine Schiedsstelle entschieden. Danach haben Patienten Anspruch auf zusätzliche Betreuungsangebote der Apotheke, wenn sie fünf oder mehr verordnete Arzneimittel einnehmen, wenn sie wegen einer Krebserkrankung neue Tabletten oder Kapseln erhalten, wenn sie nach einer Organtransplantation neue Medikamente verordnet bekommen, wenn sie Blutdrucksenker einnehmen und wenn sie gegen eine Atemwegserkrankung Medikamente zum Inhalieren erhalten. Die Gebührensätze reichen von 11,20 Euro bei erhöhtem Blutdruck bis 90 Euro für eine Medikationsberatung bei Einnahme vieler Medikamente.

Mit dem Schiedsspruch sind die Krankenkassen nicht einverstanden. Ihr Spitzenverband klagt dagegen vor dem Landessozialgericht Berlin-Brandenburg, allerdings ohne aufschiebende Wirkung. Der Schiedsspruch kann demnach praktisch umgesetzt werden. Der Gesamtaufwand der Krankenkassen ist pro Jahr auf 150 Millionen Euro gesetzlich gedeckelt. Bei bescheidenen Gebührensätzen im Interesse der Kassen würden die 150 Millionen Euro womöglich aber nicht erreicht. Das hängt auch davon ab, wie viele Apotheken sich an der bezahlten Betreuung beteiligen und wie viele Patienten sie in Anspruch nehmen.

Erhoben wird die Vergütung durch einen Aufschlag von 20 Cent je verordneter Arzneimittel-Packung, von den Kassen zu finanzieren. Das Geld wird bundesweit in einem Tropf gesammelt und an die Apotheken verteilt.

Die Hausärzte sind von der Konkurrenz der Apotheken wenig erbaut. Ihr Verband kritisiert, die Versorgung der Patienten werde weiter zerstückelt und hausärztliche Aufgaben würden ausgelagert.

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